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Ilse Aigner wird neue Bundesverbraucherministerin

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Ilse Aigner wird neue Bundesverbraucherministerin

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    Ilse Aigner soll als Bundeslandwirtschaftsministerin Nachfolgerin von Horst Seehofer werden.
    Ilse Aigner soll als Bundeslandwirtschaftsministerin Nachfolgerin von Horst Seehofer werden.

    München (AFP) - Horst Seehofer nahm seine Nachfolgerin auf dem Berliner Kabinettsposten vom ersten Moment an in Schutz. "Ilse Aigner hat eine schnelle Auffassungsgabe, die wird das gut machen", sagte der neue CSU-Chef, kurz bevor er am Donnerstag die 43-Jährige der Landwirtschaft vorstellte.

    Er würde niemanden berufen, von dem er nicht überzeugt sei, so Seehofer. Aigner gilt schon lange als Frau für höhere Aufgaben in der CSU. Doch gibt es Zweifel in der Partei, dass sie für ihr neues Amt tatsächlich die beste Lösung ist.

    Bei ihrer Stippvisite in München zeigte Aigner ein strahlendes Lächeln. Für dieses ist sie bekannt: Die am 7. Dezember 1964 im oberbayerischen Feldkirchen-Westerham geborene Aigner hat ein einnehmendes Wesen. Ihr Charme machte sie an der Parteibasis beliebt und macht es ihr leicht, bei öffentlichen Auftritten ihre Zuhörer zu gewinnen.

    Dass sie obendrein als Bierzelt-Rednerin erprobt ist und zu vielen Auftritten im Dirndl erscheint, macht sie für die bayerischen Landwirte als CSU-Stammklientel zu einer vorzeigbaren Ministerin. Volksnähe zeigt sie außerdem als Mitglied in 28 Vereinen - vom Auer Alm Verein über die Faschingsgilde Vagen bis zur Waldbesitzervereinigung.

    Aigners Eltern führten einen Elektrohandwerkerbetrieb. Nach dem Realschulabschluss schickte sie sich an, als eine von vier Töchtern in die Firma einzusteigen. Aigner machte zunächst eine Ausbildung zur Radio- und Fernsehtechnikerin, nach vier Gesellenjahren absolvierte sie die Technikerschule mit dem Abschluss als Elektrotechnikerin. 1990 verließ sie aber die elterliche Firma und entwickelte stattdessen Systemelektrik beim Hubschrauber-Hersteller Eurocopter.

    Politisch zog es die mit Monika Hohlmeier, der Tochter von Franz Josef Strauß, eng befreundete Aigner 1983 mit 18 Jahren in die Junge Union. Dort stieg sie 1989 in den Landesvorstand auf und war von 1993 bis 1999 stellvertretende Landesvorsitzende. Wegen des großen parteiinternen Netzwerks, das sie sich in dieser Zeit aufbaute, galt Aigner vergangenes Jahr als mögliche neue CSU-Generalsekretärin. Damals musste sie Christine Haderthauer den Vorzug lassen. Auch diesmal wurde Aigner wieder kurzzeitig als "Generälin" gehandelt.

    Forschung- und Bildungspolitik

    Ihr erstes Mandat holte Aigner 1990 als Gemeinderätin von Feldkirchen-Westerham. Schon 1994 zog sie in den Landtag ein, seit 1998 ist sie im Bundestag. Bei den drei Wahlen seitdem holte sie jeweils das Direktmandat im Wahlkreis Starnberg. Im

    Parteiinternen Zweifeln an ihrer fachlichen Eignung - ein CSU-Vorstandsmitglied hält Aigner für eine "glatte Fehlbesetzung" - hält sie ihre Herkunft entgegen. Durch ihren ländlichen Wahlkreis im Voralpenraum habe sie einen "großen Bezug" zur Landwirtschaft - und das Thema Verbraucherschutz beschäftige doch jeden. Außerdem vertraue sie auf das Fachwissen im Ministerium.

    Pikant ist, dass sie da in den nächsten Wochen vor allem auf das Wohlwollen des Parlamentarischen Staatssekretärs Gerd Müller angewiesen ist. Müller war Favorit der CSU-Landesgruppe für die Seehofer-Nachfolge.

    Der ledigen Politikerin bleibt nun knapp ein Jahr bis zur Bundestagswahl, um zu beweisen, dass sie das ihr zugeschriebene Talent in die nötigen Führungsqualitäten einer Ministerin ummünzen kann. Vor allem auf EU-Ebene wird sie in den nächsten Wochen Durchsetzungsfähigkeit zeigen müssen. Bis zum November sollen die Korrekturen der EU-Agrarreform von 2003 abgeschlossen sein. Dabei geht es aus deutscher Sicht um finanzielle Garantien für die Milchbauern - eine besonders für die CSU wichtige Klientel. Auf ihrer Homepage bekundet die künftige Bundesverbraucherministerin selbstbewusst, dass sie für alle Aufgaben das nötige Durchsetzungsvermögen besitze: "Ich beiß mich durch."

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