Geburtstagsfeiern mag Horst Seehofer nicht. „Ganz privat“ will er den heutigen Tag verbringen. Seehofer wird 65. Der Ministerpräsident hat sich freigenommen und er wird mit seiner Familie je nach Wetterlage spontan entscheiden, wie das Programm aussieht. Pläne gibt es jedenfalls noch nicht.
Wahrscheinlich wird im Hause Seehofer Fußball geschaut
Als „sehr wahrscheinlich“ gilt jedoch, dass er zu Hause ab 18 Uhr das WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich im Fernsehen verfolgt. Seehofer ist fußballinteressiert, hat als Bub die Spiele des MTV Ingolstadt besucht und selbst Handball gespielt. An seinem Geburtstag will er nicht gestört werden, und seinen Ministern hat er vorsichtshalber schon mal klargemacht: Wer eine Überraschungsparty organisiert, wird entlassen. Fast scheint es so, als wäre es ihm am liebsten, würde sein 65. einfach übergangen.
Seehofer entspannt, wenn er daheim im Ingolstädter Vorort Gerolfing die Haustüre hinter sich schließt. Oder sich im Keller seines Ferienhauses im Altmühltal seiner großen Leidenschaft, der Modelleisenbahn, hingibt. Das Computerprogramm, um die Züge unfallfrei auf die richtigen Gleise zu lenken, hat er selbst entwickelt. Er liest leidenschaftlich gerne – zurzeit den Roman „Die Elenden“ von Victor Hugo –, manchmal mehrere Bücher gleichzeitig. Er spielt hervorragend Schach, oder schraubt, als handwerkliches Kontrastprogramm, an seinem Motorroller, den er sich nach seiner lebensbedrohlichen Herzerkrankung gekauft hat.
Es war im Jahr 2002, als Seehofer nach einer verschleppten Grippe mit einer Herzmuskelentzündung 21 Tage lang auf der Intensivstation des Ingolstädter Klinikums lag. Er überlebt mit Glück, erholt sich und verspricht, künftig etwas kürzerzutreten. Er tat es bekanntlich nicht.
Horst Seehofer - Eine wahre Kämpfernatur
Seehofer, der 1,92-Meter-Mann, hat immer gekämpft. Als prägende Erfahrung beschreibt er seine Kindheit mit drei Geschwistern in einfachen Verhältnissen. Sein Vater ist Lastwagenfahrer und Bauarbeiter, seine Mutter die starke Frau in der Familie. Seehofer besucht die Knabenrealschule und beginnt 1965 nach der mittleren Reife als Amtsbote in der Verwaltung. Doch er ist ehrgeizig, besteht 1970 über den zweiten Bildungsweg die Prüfung für den gehobenen Dienst. Bis 1980 arbeitet er an den Landratsämtern Ingolstadt und Eichstätt, dann zieht es ihn in die Politik.
Als direkt gewählter Abgeordneter im Wahlkreis Ingolstadt schafft Seehofer den Sprung in den Bundestag. Zwölf Jahre lang bekleidet er Regierungsämter, ist im Kabinett Helmut Kohls Sozialstaatssekretär und Gesundheitsminister, in der ersten Großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel Bundesverbraucherminister. 2007 unterliegt er Erwin Huber im Machtkampf um den CSU-Vorsitz. Ein Jahr später ruft ihn dann die Partei in turbulenten Zeiten. Seehofer wird CSU-Chef und Ministerpräsident, ohne je für den Landtag kandidiert zu haben.
Höhen und Tiefen prägen auch sein privates Leben. Seehofers erste Ehe wird 1982 geschieden, mit seiner zweiten Frau Karin hat er drei erwachsene Kinder. Die Ehe gerät 2007 in eine schwere Krise, als sich Seehofer zu seiner Tochter aus einer Beziehung mit einer Berliner Bundestagsmitarbeiterin bekennt. Er entscheidet sich für seine Familie.
Bis 2018 will Seehofer bayerischer Ministerpräsident bleiben, 2015 wieder als CSU-Vorsitzender kandidieren. Er habe eine „Mission“, hat er in diesen Tagen gesagt. Den ersten Teil hat er mit der Rückeroberung der absoluten CSU-Mehrheit im Landtag erfüllt, der zweite sei die geordnete Stabübergabe an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin.