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Hopfenernte: Erntezeit für das "grüne Gold"

Hopfenernte

Erntezeit für das "grüne Gold"

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    Erntezeit für das "grüne Gold"
    Erntezeit für das "grüne Gold"

    Von Sandra Kössler Mit jedem Schritt wird der würzige Duft nach frischem Hopfen stärker. Abgetretene Holzstiegen führen nach oben auf den Dachboden des Hopfenhofs in Wolnzach in der Hallertau. Hier in der Hitze der Trockenanlagen ist Bauer Rudolf Pfab in seinem Element. Tief steckt er seine Hand in die Hopfendolden, zieht einige heraus und reibt sie aneinander. Dann hebt er sie zur Nase, saugt prüfend den Duft ein.

    Es ist September und in der Hallertau ist die Ernte in den Hopfengärten in vollem Gange. Ohne das "grüne Gold", wie der Hopfen auch genannt wird, gäbe es kein Bier - oder es würde zumindest nicht schmecken. Fast ein Drittel der weltweiten Hopfenmenge wird in der Hallertau geerntet.

    Das Trocknen ist die heikelste Arbeit bei der Ernte - und deshalb Sache des Seniorchefs auf dem Hof der Familie Pfab. 80 Prozent Feuchtigkeit hat der Hopfen nach der

    Sorgfältig verteilt der Hopfenbauer die Dolden auf der sogenannten Darre. In drei Etagen werden die

    In Säcke gepresst und versiegelt wird die Ernte schließlich an Hopfenhandelsfirmen weiterverkauft. Diese stellen daraus Pellets oder Extrakt für Brauereien her.

    "Der Hopfen sorgt im Bier für den bitteren Geschmack und Geruch und stabilisiert den Schaum", erklärt Werner Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer. Etwa 99 Prozent des Hopfens werden zum Bierbrauen benutzt, aber auch in Beruhigungstees kann man ihn finden. Außerdem wird derzeit an einem krebsvorsorgenden Medikament aus den Dolden geforscht.

    Nach der Ernte werden die Hopfenpflanzen knapp über dem Boden abgeschnitten und überwintern in Erdhaufen, die im Frühjahr abgetragen werden. Die frischen Triebe leinen die Bauern Ende April an. Das heißt, sie binden jeweils zwei oder drei der kleinen Pflänzchen an einen Draht, der dann in sieben Meter Höhe an das Hopfengerüst gebunden wird. Diesen Draht wachsen die Hopfenreben empor - und zwar in enormer Geschwindigkeit. Bis zu 30 Zentimeter schaffen sie am Tag und sind damit die am schnellsten wachsenden Pflanzen in unseren Breitengraden.

    Ende August beginnt die Ernte. Vier Wochen lang ist in der Hallertau zwischen Schrobenhausen, Landshut und Kelheim Hochbetrieb - schließlich ist es das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. 15 678 Hektar umfassen die Felder, für 2008 werden etwa 32 000 Tonnen Ernte erwartet. Sandig lehmiger Boden, Hügel und mäßiges Klima bieten ideale Bedingungen für den Anbau.

    Bauer Pfab bewirtschaftet 23 Hektar Ackerfläche. "Wir sind wie jedes Jahr zufrieden mit der Ernte, man muss es ja nehmen, wie es kommt", brummt der zunächst etwas wortkarge Mann. Erst als es um Anbautechniken geht, taut er auf. Sechs verschiedene Sorten Hopfen baut er an, die jeweils unterschiedlich viele Bitter- oder Aromastoffe enthalten und andere Eigenschaften haben. Jede braucht andere Drähte und ist zu einer anderen Zeit reif.

    Zur Ernte wird vor den Traktor ein Abreißgerät gespannt. Unten schneidet es die Reben knapp über der Erde ab und zieht so lange an der Pflanze, bis es den Draht mit lautem Geräusch oben wegsprengt. Erst später auf dem Betrieb trennt eine Hopfenpflückmaschine die Dolden von Blättern, Stauden und Draht-resten. Früher musste diese mühsame Arbeit von Hand erledigt werden, in der Hallertau waren Tausende Hopfenzupfer damit beschäftigt.

    Heute sind nur noch wenige Arbeitskräfte nötig. Vier Familienmitglieder und drei Saisonarbeiter sind es bei den Pfabs noch. Die sieben Meter langen Reben werden in die Pflückmaschine geklemmt, automatisch hochgezogen, die Dolden abgezupft, die Reste zum Kompostieren gehäckselt und über Walzen und Förderbänder transportiert. Die Dolden landen oben auf der Trockendarre, wo sie Bauer Pfab mit strengem Blick und feiner Nase begutachtet.

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