Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Home for Koalas: Mit dem Rad nach Singapur: So wollen zwei Münchner Koalas helfen

Home for Koalas

Mit dem Rad nach Singapur: So wollen zwei Münchner Koalas helfen

    • |
    Sophia Schlederer und Patrick Langhorst starten im Mai eine Radreise von München nach Singapur, um Spenden für ihr Projekt "Home for Koalas" einzubringen.
    Sophia Schlederer und Patrick Langhorst starten im Mai eine Radreise von München nach Singapur, um Spenden für ihr Projekt "Home for Koalas" einzubringen. Foto: Schlederer

    Es waren erschreckende Bilder, die Anfang 2020 um die Welt gingen: Schwerverletzte Kängurus saßen verloren zwischen verkohlten Baumstümpfen, Koalas bettelten Touristen um Wasser an, ein halber Kontinent stand buchstäblich in Flammen, die unzähligen Tieren zum Verhängnis wurden. 1,25 Milliarden in Australien heimische Wirbeltiere könnten bei den Buschbränden verendet sein – mit dieser Meldung sorgte die Umweltorganisation WWF für internationale Schlagzeilen. Zahlreiche Spenden-Aufrufe wurden gestartet.

    Im "schwarzen Sommer", der Waldbrandsaison von August 2019 bis März 2020, brannte im Osten und Süden des Kontinents eine Fläche von rund 19 Millionen Hektar. Den Auslöser für das Inferno gab eine Kombination vieler Faktoren: Monatelange Trockenheit, Temperaturen bis zu 45 Grad und extrem starke, ständig die Richtung wechselnde Winde. 12,5 Millionen Hektar Land, etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands, wurden insgesamt zerstört. Zudem gelangten laut eines Berichts des australischen Industrie- und Wissenschaftsministeriums infolge der Waldbrände rund 830 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre – mit gravierenden Folgen für die Umwelt.

    Mehr als 60.000 Koalas von Waldbränden 2019 und 2020 betroffen

    Inzwischen ist das Medienecho verhallt und somit auch die internationale Aufmerksamkeit. "Der Mensch vergisst leider sehr schnell", merkt Sophia Schlederer nachdenklich an. Die gebürtige Starnbergerin wird in wenigen Tagen 28 Jahre alt und setzt sich gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Patrick Langhorst aus Niedersachsen aktiv für Tier- und Umweltschutz ein. Durch ihr soziales Baumpflanzprojekt "Home for Koalas" wollen die beiden Wahl-Münchner dabei helfen, die abgebrannten Lebensräume der Koalas und vieler anderer Wildtiere in Australien wieder aufzuforsten.

    Wildtierretter holten während der Waldbrandsaison 2019/20 verletzte Tiere aus den brennenden Wäldern. Das Bild zeigt Simon Adamczyk mit einem Koala auf Kangaroo Island, Australiens drittgrößter Insel.
    Wildtierretter holten während der Waldbrandsaison 2019/20 verletzte Tiere aus den brennenden Wäldern. Das Bild zeigt Simon Adamczyk mit einem Koala auf Kangaroo Island, Australiens drittgrößter Insel. Foto: David Mariuz/AAP, dpa (Archivbild)

    Laut WWF wurden bei den verheerenden Bränden im "schwarzen Sommer" mehr als 60.000 Koalas getötet, verletzt, vertrieben oder traumatisiert. Insgesamt lebten nach Hochrechnungen der Forschungsgemeinde in den von Bränden betroffenen Wäldern und Forstgebieten fast 3 Milliarden einheimische Wirbeltiere, darunter mehr als 143 Millionen Säugetiere, 180 Millionen Vögel, 51 Millionen Frösche sowie 2,46 Milliarden Reptilien.

    Schlederer und Langhorst wollen nun mit insgesamt 15.000 Bäumen einen Teil des verlorenen Lebensraums in Ost- und Südost-Australien regenerieren und "die Welt zu einem besseren und grüneren Ort machen". Die dafür nötigen Spendengelder soll unter anderem eine interkontinentale Fahrradtour von München nach Singapur eintreiben. Die Radreise führt nach bisherigem Planungsstand über die Länder Österreich - Slowakei - Ungarn - Kroatien - Serbien - Bulgarien - Türkei - Georgien - Aserbaidschan - Iran - Pakistan - Indien - Nepal - Bhutan - Myanmar - Thailand - Malaysia und ist ihrerseits als Zeichen für einen nachhaltigen Lebensstil gedacht. Die geplante Spendenfahrt erfordert dabei einen minimalistischen Lebensstil: Alles muss neben Trinkwassertank, Proviant und technischem Equipment zur Reisedokumentation in Packtaschen verstaut werden, geschlafen wird großteils im Zelt.

    Australien: "Home for Koalas" will zerstörten Lebensraum aufforsten

    Die ursprüngliche Idee zu dem Projekt "Home for Koalas" hatte Langhorst angesichts der australischen Buschbrände bereits im Dezember 2019, die Reise verschob der 35-jährige E-Commerce-Manager wegen der Corona-Pandemie jedoch zunächst. Im Oktober 2020 traf er dann auf Schlederer und zusammen entwickelten sie die Idee weiter. Inzwischen haben beide ihre Wohnungen und Jobs in München gekündigt und wollen in jedem Fall am 8. Mai 2021 ihre Fahrräder satteln und in Richtung Singapur starten.

    Als Risiko sehen sie ihr Vorhaben nicht. "Das, was wir damit erreichen können, ist weitaus größer als das, was wir zurücklassen", sagt Langhorst. "Es ist ein großer und richtungsweisender Schritt in unserem Leben und wir freuen uns auf alles, was kommt und auf jeden Baum, den wir damit pflanzen können."

    Wie die weltweite Pandemie-Lage bis Mai sein wird, lässt sich nicht voraussagen. Angesichts der jeweiligen nationalen Corona-Maßnahmen und etwaiger Risikoabwägungen in politischen Krisengebieten bedarf es für das Projekt eines hohen Maßes an Flexibilität. Darauf angesprochen erwidert Schlederer optimistisch: "Die Welt dreht sich weiter und es gibt immer Lösungen." Wie es weitergeht, wenn sie ihr Ziel Singapur planmäßig im Dezember erreichen, ist derweil noch offen. Einen Rückflug haben sie jedenfalls nicht gebucht.

    "Home for Koalas" will mittels Aufforstung den Tieren in Australien einen Teil ihres Lebensraums zurückgeben.
    "Home for Koalas" will mittels Aufforstung den Tieren in Australien einen Teil ihres Lebensraums zurückgeben. Foto: David Mariuz/AAP, dpa (Symbolbild)

    Wieso die beiden sich gerade jetzt für Australien stark machen? "Wir müssen irgendwo anfangen. Tierschutz und Umweltschutz kennen kein Corona", sagt Schlederer. Fragt man die 27-Jährige, ob ihr die Ungewissheit angesichts der Pandemie-Lage Angst mache, winkt sie ab. "Corona zeigt uns doch, dass morgen ohnehin alles anders sein könnte. Sicherheit gibt es im Leben nicht." In Momenten des Zweifelns frage sie sich einfach immer, was der schlimmstmögliche Fall sei. Und nach einer kurzen Pause ergänzt Schlederer: "Wir haben nichts zu verlieren, weil wir jetzt schon etwas gewonnen haben." Gemeint sind die mehr als 6000 Euro, die bereits an "Home for Koalas" gespendet wurden und mit denen schon 1200 Bäume finanziert sind.

    Spendengelder gehen an die australische "Foundation for National Parks and Wildlife"

    Sophia Schlederer und Patrick Langhorst kommen mit dem an "Home for Koalas" gespendeten Geld selbst nicht in Kontakt, aus Transparenzgründen dokumentieren sie den Weg der Spenden nach eigenen Angaben jedoch sehr genau. So floss Ende Januar das erste Geld über die gemeinnützige Natur- und Artenschutzorganisation „Aktionsgemeinschaft Artenschutz“ (AGA) direkt an deren Partnerorganisation "Foundation for National Parks and Wildlife" in Australien, die sich wiederum um die Aufforstung und Auswilderung der Tiere kümmert. Der Projektfortschritt soll künftig über die verschiedenen Kanäle von "Home for Koalas" in den sozialen Medien geteilt werden.

    Viel Platz für Gepäck haben Sophia Schlederer und Patrick Langhorst auf ihrer Radreise nicht. Bei gut 15.000 Kilometern zählt jedes Gramm.
    Viel Platz für Gepäck haben Sophia Schlederer und Patrick Langhorst auf ihrer Radreise nicht. Bei gut 15.000 Kilometern zählt jedes Gramm. Foto: Schlederer

    Darüber hinaus ist ein Reisebericht zur Fahrradtour geplant. Die Kosten dafür deckt das Paar allerdings unabhängig von den Spenden aus eigener Tasche. Zusätzlich stellen namhafte Sponsoren wie Mammut, Ortlieb, Schwalbe, POC und SportScheck den Radreisenden Material für Testzwecke zur Verfügung. Als gelernte Yoga-Lehrerin und Wirtschaftspsychologin will Schlederer zudem Online-Unterrichtseinheiten mit Yoga und Coaching von unterwegs aus anbieten. Ihre Motivation für das Projekt erklärt die 27-Jährige so: "Mit verrückten Dingen kann man Aufmerksamkeit erzeugen. Wir wollen Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Achtsamkeit schaffen und anderen Menschen zeigen: Sei mutig und folge deinem Weg."

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden