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Holzkirchen: Landwirtin kämpft für Kuhglocken: "Lasse mir die Heimat nicht nehmen"

Holzkirchen

Landwirtin kämpft für Kuhglocken: "Lasse mir die Heimat nicht nehmen"

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    Milchbäuerin Regina Killer kämpft für die Kuhglocken ihrer Tiere.
    Milchbäuerin Regina Killer kämpft für die Kuhglocken ihrer Tiere. Foto: Kneffel

    Am Mittwoch will das Oberlandesgericht in München eine Entscheidung zum Kuhglocken-Streit von Holzkirchen treffen. Nachbarn gehen gegen die Glocken der Kühe von Landwirtin Regina Killer vor. Im Interview spricht die 43-Jährige über den Streit.

    Frau Killer, seit 2015 dauert der Streit nun schon zwischen Ihnen und Ihren Nachbarn wegen Kuhglocken an. Der Hausbesitzer und seine Frau klagen parallel gegen Sie, weil sie sich durch die Glocken gestört fühlen. Wie halten Sie das eigentlich aus?

    Regina Killer: Das ist nicht immer leicht. Doch durch den frühen Tod meines Mannes vor 14 Jahren habe ich gelernt, mich durchzukämpfen. Außerdem gibt mir die arrogante Art meines Nachbarn zusätzlich Kraft, das Ganze durchzuziehen. Die positiven Bestätigungen in meinem Dorf und darüber hinaus stärken mich zusätzlich. Bei dem Streit geht es um meine Heimat, und die lasse ich mir keineswegs wegnehmen.

    Erst im Januar ist die Frau mit ihrer Klage vor dem Landgericht gescheitert. Im Februar begann die Verhandlung der Klage des Mannes vor dem Oberlandesgericht. Sehen Sie denn irgendwo ein Ende des Streits?

    Killer: An sich nicht. Bei den beiden geht es nicht mehr um das Eigentliche, also um das Verbot für die Kuhglocken, sondern nur noch darum, dass sie vor Gericht gewinnen. Inzwischen bieten mir die beiden auch ziemlich viel Geld an, damit die Kuhglocken verschwinden. Aber ich habe schon beim allerersten Gerichtstermin gesagt, dass ich nicht käuflich bin. Ich verkaufe meine Heimat nicht für irgendwelche Leute, die sich von Kuhglocken gestört fühlen.

    Viele Landwirte kommen ohne sie aus. Warum brauchen Ihre Kühe denn überhaupt Glocken?

    Killer: Zum einen haben die Glocken bei mir eine lange Geschichte. Sie wurden schon von Generation zu Generation weitervererbt. Außerdem bin ich mit den Glocken aufgewachsen. Ich kenne praktisch nichts anderes. Als Kind hatten die Kühe bei uns schon immer Glocken getragen. Und zum anderen haben sie auch einen ganz praktischen Nutzen. Wenn meine Kühe ausbrechen, und das kam alles schon vor, finde ich sie durch die Glocken einfach besser.

    Haben Sie denn zu Ihren Kühen ein besonderes Verhältnis? Melken Sie sie etwa noch von Hand?

    Killer: Nein, ich habe schon einen Melkstand, doch haben meine Kühe zum Beispiel alle noch einen eigenen Namen. Auch hat jede ihren ganz eigenen Charakter.

    Was denken Sie denn generell über Leute, die aus der Stadt aufs Land ziehen und sich dann darüber beschweren, dass es nicht komplett still ist?

    Killer: Viele haben einfach eine total falsche Vorstellung vom Landleben. Viele kommen mit dem Bild einer ruhigen Idylle, das es so aber nicht gibt. Es sind zwar andere Geräusche als in der Stadt, aber trotzdem gibt es welche. Die beiden Kläger haben gemeint, dass ihnen der Autolärm und die Geräusche durch die Züge nichts ausmachen. Dazu sagte ich, das ist ja recht und schön. Die Geräusche der Bahntrasse hört man aber nur aus der Ferne, die Landwirtschaft findet aber nun mal direkt vor ihrem Haus statt. Und das muss man auf dem Land eben auch aushalten.

    Können Sie sich erklären, warum Ihre Nachbarn so konsequent gegen die Kuhglocken vorgehen?

    Killer: Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Herr schon mehrmals vor Gericht gegangen ist. Er streitet wohl gegen alles und jeden. Meines Erachtens ist das schon fast krankhaft. Der ist in meinen Augen einfach streitsüchtig. Und seine Frau muss wohl da jetzt einfach mitspielen, da er nicht wusste, wie er weiter verfahren soll. Und deswegen fahren sie jetzt zweigleisig.

    Wie viele Kühe stehen denn so normalerweise immer auf der Weide und wie viele tragen Glocken?

    Killer: Normalerweise stehen immer so zwischen fünf bis sieben Tiere auf der Weide. Einmal auch schon acht. Davon haben höchstens sechs Tiere Glocken. Oft sind es aber so zwischen drei und vier.

    Vor Gericht wurde auch vorgeschlagen, elektronische Glocken zu nutzen. Woran scheiterte das?

    Killer: An mir. Weil ich doch kein Versuchskaninchen für so etwas bin. Das System ist noch überhaupt nicht ausgereift. Auch hieß es zwar, die Anschaffung würde mir bezahlt, doch wer zahlt die Instandhaltung und die Batterien? Zudem kennt sich noch kaum jemand aus mit diesen Dingern, weil die relativ neu auf dem Markt sind. Und da habe ich gesagt, nein ich mach das nicht. Als Ergänzung würde ich es tatsächlich gut finden, aber nicht als Ersatz für die Kuhglocken.

    Erhalten Sie denn allgemein Zustimmung oder erreichen Sie auch kritische Stimmen?

    Killer: In der Gemeinde stehen diejenigen, die ich kenne, hinter mir. Auch im Supermarkt passiert es mir, dass sich Leute zu mir umdrehen und sagen: Ich habe recht und wo käme man denn hin, wenn man das verbieten würde. Es gibt natürlich auch Kommentare, vor allem im Internet, die negativ sind. Die nehme ich aber mit einem gewissen Lächeln hin.

    Nun wurde vor Gericht vorgeschlagen, dass bei einem Ortstermin im Juni drei Richter vom Oberlandesgericht eine Nacht im Haus des Kläger-Ehepaars verbringen sollen, um zu überprüfen, ob das Geräusch der Glocken wirklich ein Problem für die Nachtruhe darstellt. Was halten Sie davon?

    Killer: Ich finde den Vorschlag ganz gut. Ich bin schon lange dafür, dass mal jemand hier raus kommt und sich die Sache vor Ort anschaut. Ich habe da absolut keine Angst davor, dass die nicht schlafen können, denn ich weiß: Die Glocken sind nicht laut.

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