Von Luzia Riedhammer Hofhegnenberg - Unten im alten Stadel, da liegen noch ein paar Taue aus Seegras. Einst wurden sie hier, in dem historischen Gemäuer, hergestellt, genauso wie Matratzen und Polster. Heute ist das Seegras nur noch Ausstellungsstück.
Vor rund zehn Jahren hat Helga Prievert die alte Seegrasfabrik gekauft. Sie hat aufgeräumt unter dem mächtigen Gebälk, hat den Bretterboden neu gemacht - dann hatte sie ihr Theater mit Platz für 70 Zuschauer. Und ihr Mann hatte sein kleines Kino, das er sich ebenfalls in dem Gebäude eingerichtet hat.
In der Werkstatt, einem Nebenraum des Theaters, sitzen die Puppen während der Winterpause, die noch bis Mitte Juni dauert: die aufgetakelte Katze aus dem "Karneval der Tiere" und ihre Kollegen, die Marionetten "Katz und Maus", die an dünnen Fäden hängen.
Lebendig werden sie erst in den Händen von Helga Prievert. Sie ist Regisseurin, Bühnenbildnerin und Puppenspielerin in einer Person. Gelernt hat sie die Kunst des Puppenspiels in der Augsburger Puppenkiste, vor allem aber in der Augsburger "Übertreppenhausbühne" von Erna Dorina Kroher.
Sieben große Stücke haben die Puppenspielerin und ihr zehnköpfiges Team im Programm - und mit jedem ist das Ensemble des Puppentheaters stetig gewachsen. Nicht nur der schillernde Schmetterling ist dazugekommen, sondern auch die beiden roten Füchse vom "Karneval der Tiere", die listig herunterschauen vom Regal.
Und sie, die einst die Hühner erhängt haben, hängen nun selbst schlackernd an einem metallenen Haken: Max und Moritz. Maria Krämer erst, eine der Puppenspielerinnen, macht den Moritz zu jenem rothaarigen und sommersprossigen Lausbub, als den ihn sein Autor einst erfunden hat. An drei Stäben lässt ihn die dunkelhaarige Spanierin über die Bühne wandern und seine Streiche aushecken.
Doch immer mehr kommt Helga Prievert weg von den reinen Kinderstücken. In Zukunft will sie mehr inszenieren für Erwachsene. Ihr nächstes Spiel soll davon handeln, "wie sich manche Menschen in schwierigen Situationen elegant davonschleichen".
Das Texten, sagt Helga Prievert, "ist der totale Rausch". Das Gestalten der Figuren "kostet mehr Überwindung". Doch irgendwann ist sie auch hier in ihrem Element. Nimmt Stoff und zwei Joghurtbecher, fertig ist Professor Hicks. Oder bastelt sich aus Luftballons und Pappmaché einen Fuchs. Oder nimmt einfach durchsichtigen schwarzen Stoff und näht weiße Federn drauf - der Trauerflor für Witwe Boltes verblichenes Federvieh. Denn tote Hühner will Helga Prievert auf der Bühne nicht haben.
Puppenbühne Vivamus im Seegrastheater, Herzog-Wilhelm-Straße 19, Hofhegnenberg. Kartenbestellung ist telefonisch möglich unter 0 82 02/82 67.