Richard Pommer, 70, sitzt an diesem Morgen am Stammtisch in der neuen, modernen Höllentalangerhütte im gleichnamigen Tal, über dem die Zugspitze thront. „Wenn man das alles so sieht, dann kommt der blanke Neid auf“, sagt er. Pommer war 21 Jahre lang hier Hüttenwirt.
Zu Pommers Zeiten in der alten Hütte war vieles beengt. Die jetzigen Pächter, Silvia und Thomas Auer, haben selbst noch einige Jahre das 1925 erbaute alte Haus bewirtschaftet. Das hieß für die Familie mit zwei Kindern: Sie musste sich eine Dusche und eine Toilette mit dem zehnköpfigen Personalteam teilen. Die Zimmer waren klein und eng. Die Bausubstanz schlecht.
Infos zur Höllentalangerhütte
Zugang: Die Höllentalangerhütte ist in gut zwei Stunden von Hammersbach bei Garmisch-Partenkirchen zu erreichen. Der kürzeste Weg führt durch die beeindruckende Höllentalklamm.
Öffnung: Die neue Hütte ist seit vergangenem Wochenende geöffnet. Sie ist ein beliebter Stützpunkt für eine Zugspitz-Besteigung. Geöffnet im Herbst bis Mitte Oktober.
Neubau: Der alte Bau wurde im Herbst 2013 abgerissen. Im Sommer 2014 gab es wegen des Baus keine Übernachtungs- und keine Einkehrmöglichkeit im Höllental.
Vergleich: Das Waltenbergerhaus in den Allgäuer Alpen soll in wenigen Tagen abgerissen werden: am 7. September 2015 geht’s los. Im Sommer 2016 wird gebaut, für Juli 2017 ist die Eröffnung der neuen Hütte geplant.
Kosten: In den Bau der Hütte samt Optimierung der Ver- und Entsorgungsanlagen hat die Sektion München sieben Millionen Euro investiert. (mun)
Schließlich erfüllte der Bau nicht mehr die Brandschutz-Vorschriften. Nach vielen Jahren Planung beschloss die Alpenvereinssektion München, den Bau abzureißen und eine neue Hütte zu errichten. Unumstritten war das keinesfalls. So wie beim Waltenbergerhaus in den Allgäuer Alpen. Viel wurde diskutiert über den modernen Baustil. Es wurde gestritten und es wurden Unterschriften gegen einen Abriss und einen Neubau gesammelt. Das habe sich beruhigt, heißt es von der Alpenvereinssektion München.
Kleinere Matratzenlager-Einheiten für die Bergsteiger

Hüttenwirtin Silvia Auer (38) steht in der Küche. Alles ist groß, hell, übersichtlich und sauber. Es ist zwar erst 10 Uhr, aber die Vorbereitungen für das Mittagessen laufen auf Hochtouren. „Ich finde, es ist super geworden“, sagt Silvia Auer und zeigt auf den großen Herdbereich, wo an einem besucherstarken Abend beispielsweise 100 Essen in kurzer Zeit zubereitet werden müssen. Auch dem von vielen Gästen geäußerten Wunsch nach kleineren Lagereinheiten sei man nachgekommen, berichtet die Hüttenwirtin. So gibt es jetzt zehn Sechsbett-Zimmer und nur noch zwei größere Matratzenlager mit je 23 Plätzen. Silvia Auer hat mit den ersten Gästen gesprochen und nach eigenen Worten nur positive Resonanz verspürt. „Es war noch keiner da, dem die neue Hütte nicht gefallen hat“, sagt sie.
Ein Rundgang durchs Haus führt auch zu den Toiletten und in die Waschräume. Jeder Bergwanderer, der öfter auf Hütten übernachtet, weiß: Der Sanitärbereich ist auf vielen alten Häusern ein Schwachpunkt. Häufig sind die Übernachtungskapazitäten der Alpenvereinshütten vergrößert worden, die Anzahl der Waschmöglichkeiten und Toiletten aber blieb unverändert. Lange Schlangen vor dem stillen Örtchen vor allem am Morgen sind dann die unangenehme Folge.
In der neuen Höllentalangerhütte überzeugt der moderne Sanitärbereich. Klar: Noch ist alles neu. „Der Architekt hat seine Sache richtig gut gemacht“, kommentiert der frühere Hüttenwirt Pommer. Natürlich kennt er auch die Argumente der Kritiker, denen der moderne Baustil nicht gefällt: „Über Geschmack lässt sich streiten – oder eben nicht.“