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Hitze: Grüne in Sorge: Ist das Kühlwasser für Kernkraftwerke zu warm?

Hitze

Grüne in Sorge: Ist das Kühlwasser für Kernkraftwerke zu warm?

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    Das Kraftwerk Isar II sorgt momentan für Diskussionen bei den Grünen: Es soll nicht angeschaltet werden, da das Kühlwasser zu warm sei.
    Das Kraftwerk Isar II sorgt momentan für Diskussionen bei den Grünen: Es soll nicht angeschaltet werden, da das Kühlwasser zu warm sei. Foto: dpa

    Erst kürzlich beklagten die Grünen die Situation des Kernkraftwerks in Grundremmingen (Landkreis Günzburg). Es soll das gefährlichste Kernkraftwerk in Deutschland sein. Jetzt haben sie eine neue Sorge: Der Wasserstand der Isar sei niedrig und die Temperaturen zu hoch. Kein Wunder bei der sommerlichen Hitze, die momentan herrscht.

    Wie baut man ein Atomkraftwerk ab?

    Ein stillgelegtes Atomkraftwerk kann man nicht einfach mit der Abrissbirne plattmachen - die Demontage des Meilers kostet viel Zeit und Geld.

    Ein Beispiel dafür ist das 2005 vom Netz genommenen Kraftwerk Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis). Seit rund zwei Jahren sind Fachleute damit beschäftigt, das alte Kraftwerk abzubauen.

    Mehr als zehn Jahre werden die Arbeiten insgesamt dauern und rund 500 Millionen Euro kosten. 275.000 Tonnen Material müssen abgebaut werden, darunter 2300 Tonnen radioaktiver Abfall.

    Die Demontage hat in Obrigheim mit den nicht-nuklearen Teilen des Meilers begonnen, zum Beispiel mit dem Maschinenhaus und dem Überwachungsbereich. In einem zweiten Schritt stehen die leicht kontaminierten Anlagenteile des Kontrollbereichs auf dem Programm.

    Von dort an geht es unter anderem mit Hilfe einer Fernbedienung oder auch mit Arbeiten unter Wasser an Teile wie das Druckgefäß, das dem Neutronenbeschuss direkt ausgesetzt war.

    Im vierten Abschnitt kommen die Hilfseinrichtungen wie Kräne, Lüftungen sowie Anlagen zur Wasseraufbereitung und zur Reinigung dran.

    Nur sehr wenige Teile des ehemaligen Kernkraftwerks sind so stark verstrahlt, dass sie nicht gereinigt werden können. Ein Großteil landet in einer Wasserstrahlkabine, wo es mit Hochdruck gesäubert wird, so dass es anschließend wie normaler Abfall entsorgt werden kann.

    Eine «grüne Wiese» wird der Standort allerdings auch nach der Demontage des Kraftwerks nicht: Die 342 abgebrannten radioaktiven Brennelemente könnten bis zu 40 Jahre lang in einem Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände bleiben.

    Kritiker fürchten, dass die Castor-Behälter mit dem Atommüll undicht werden und dann die Umwelt verstrahlen könnten.

    Aber diese hat auch Auswirkungen auf die Energiepolitik. Denn die Landtags-Grünen forderten den Verzicht auf die bevorstehende Wiedereinschaltung des Atomkraftwerks Isar II. Der Grund: Das Kühlwasser für den Reaktor werde aus der Isar gezapft. Die erlaubte Maximaltemperatur zur Kühlung beträgt allerdings nur 25 Grad, so der Energiepolitiker Martin Stümpfig. "Zusammen mit dem niedrigen Wasserstand stellt das eine enorme Belastung für die Flussfauna dar", sagt Stümpfig. "Da brauchen wir nicht noch zusätzliche Eingriffe durch

    Hartmann: "Kein Stromproblem in Bayern, aber ein Wasserproblem"

    Anfang Juli wurde das Atomkraftwerk für die Jahresrevision abgeschaltet. Bald soll es wieder ans Netz gehen. Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann hält den Meiler ohnehin für überflüssig. "Wir haben kein Stromproblem in Bayern, aber wir haben ein Wasserproblem."

    Jetzt soll der Sylvensteinstaussee am Oberlauf der Isar angezapft werden. Das sei widersinnig. Nur um in Landshut ein nutzlos laufendes Atomkraftwerk herunterzukühlen, so Hartmann. Während der Revision von Isar II und Gundremmingen B sowie nach der Abschaltung von Grafenrheinfeld sei Bayern wochenlang mit nur einem laufenden Atomreaktor ausgekommen.

    Ein Assistent der Kraftwerksleitung hält die Aussage von Ludwig Hartmann für nicht fundiert. "Momentan führt die Isar am Kernkraftwerk Isar 110 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Das ist der normale Wasserdurchsatz. Die Temperaturen betragen 23,4 Grad. Der Wassergrenzwert der Isar für das Kraftwerk liegt bei 28 Grad", so der Assistent, "die momentanen Isartemperaturen bedeuten somit für das Kernkraftwerk Isar keinerlei Einschränkungen."

    Das Kraftwerk Isar II erwärmt die Isar nur um 0,1 Grad

    Das Bayrische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erklärt, dass das Wiederanfahren eines Kernkraftwerks immer mit einer unternehmerischen Entscheidung zusammenhängt. "Die Sicherheit hat dabei oberste Priorität. Für die Kreislaufkühlanlagen stammt lediglich eine geringe Menge des benötigten Kühlwassers aus zusätzlichem Frischwasser. Die Laufzeiten für die Kernkraftwerke sind bundesgesetzlich im Atomgesetz festgelegt", so ein Sprecher des Bayrischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz.

    Für den Leistungsbetrieb verdampfen über den Kühlturm des Atomkraftwerks Isar II rund 700 Liter Wasser pro Sekunde. Nicht unbedingt wenig. Für Raimund Kamm, Vorsitzender der Gundremminger Bürgerinitiative ist daher klar: "Es ist ärgerlich, dass das Umweltministerium nicht zu Problemen, die jetzt auch das AKW Isar durch die Hitze hat, Stellung bezieht. Die Atomkraftwerke brauchen jede Sekunde mehrere Kubikmeter Wasser, um das verdunstete Kühlwasser zu ersetzen. Diese Wasserentnahme vergrößert die Niedrigwasser und Hitzeproblem im Fluss. Fische werden krepieren." Trotzdem ist zu beachten, dass das Kraftwerk Isar II 99 Prozent der gesamten Abwärme über den Kühlturm abgibt. Durch das Kraftwerk wird die Isar daher nur um maximal 0,1 Grad erwärmt. bb/dpa

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