Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Hilfe durch Kartei der Not: Unbeschwerte Kindheit gibt es nur im Urlaub

Hilfe durch Kartei der Not

Unbeschwerte Kindheit gibt es nur im Urlaub

    • |
    Viele Kinder sehen zum ersten Mal das Meer. Ermöglicht unter anderem durch die Kartei der Not.
    Viele Kinder sehen zum ersten Mal das Meer. Ermöglicht unter anderem durch die Kartei der Not.

    Augsburg. Ihre Koffer hat die 13-Jährige noch nicht gepackt. Das aufgeweckte Mädchen weiß genau, wem es seinen Urlaub an der Nordsee verdankt. Am 23. August geht¿s mit der Diakonie für drei Wochen nach St. Peter-Ording - finanziert hauptsächlich durch die Sozialeinrichtung selbst, durch die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) und durch die Kartei der Not, dem Hilfswerk unserer Zeitung.

    "Ich find¿s cool, dass es so was gibt", sagt Michelle Ogunrinde, die davon träumt, später als Stewardess die Welt zu bereisen.

    Ohne finanzielle Unterstützung käme ihre Tochter nicht raus aus Augsburg, sagt Karin Hauser-Ogunrinde (46). Vor sieben Jahren ist die alleinerziehende Mutter an Multipler Sklerose erkrankt. Das Gehen fällt schwer. Das Haus verlässt sie nur noch, um Ärzte aufzusuchen. Michelle ist im Internat und versteht, dass sich ihre Mutter nicht so intensiv um sie kümmern kann.

    Diese Geschichte ist eine von vielen, weiß Uli Wagner, der das Kinderferienprojekt "Up with friends" der Diakonie voranbringt. Zwei von drei Teilnehmern, sagt er, kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen. Alleinerziehende, die berufstätig sind, schaffen es kaum, sich in den Sommerferien ausreichend um den Nachwuchs zu kümmern. Für einen Urlaub fehlt sowieso das Geld.

    Und auch die Kinder, um die es geht, fallen oft - zum Beispiel wegen psychischer Erkrankungen - durch das Raster vieler Reiseveranstalter. Dabei sind die wenigen Wochen Erholung Wagner zufolge "die einzige Chance für junge Menschen, eine unbeschwerte Kindheit zu erleben".

    Das jedoch wird immer schwieriger, sagt Heinz Münzenrieder, Bezirksvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Schwaben. Der Sozialverband hält es für nicht hinnehmbar, dass sich viele Krankenkassen aus der Finanzierung solcher Aufenthalte zurückziehen. Münzenrieder fordert ein Umdenken, damit solche Reisen wiederbelebt werden können. "Immer mehr Kinder leben in Armut. Darauf müssen wir reagieren."

    Die Kartei der Not hat vor über zehn Jahren gehandelt und fördert seither diese Erholungen. Geschäftsführerin Susanne Donn ist überzeugt, die Spenden an der richtigen Stelle einzusetzen. "Viele Kinder sehen das Meer so zum ersten Mal."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden