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Handwerkstradition: Steine schärfen im Duett

Handwerkstradition

Steine schärfen im Duett

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    Mühlsteinbauer Rudolf Strakosch hat einen Nachfolger: den Neuburger Andre Pascal Rößner.
    Mühlsteinbauer Rudolf Strakosch hat einen Nachfolger: den Neuburger Andre Pascal Rößner. Foto: Ulrich Wagner

    Da haben sich zwei gefunden: Der historische Mühlenbauer Wolfgang Strakosch, 59, aus Dillingen und der Steinmetz André Rößner, 28, aus Neuburg an der Donau. Vor einem Jahr sind sie sich das erste Mal begegnet. Noch bevor der junge Mann mit den Rastalocken auch nur ein Wort sagen konnte, fragte ihn Strakosch damals: „Sind Sie Steinmetz?“ Er ist Steinmetz. Schon nach einem kurzen Gespräch waren die beiden per Du.

    Strakosch hielt zur Saisoneröffnung des Klostermühlenmuseums Thierhaupten im April 2011 einen Vortrag, und Rößner saß im Publikum, weil er die Reportage über den Referenten in unserer Zeitung gelesen hatte. Dass der einen Nachfolger suche, weil er der Letzte seiner Zunft sei, war die Kernaussage des Artikels. Rößner interessierte sich dafür, schon allein weil sein Handwerk mit dem des historischen Mühlenbauers verwandt ist. Aber auch, weil er alte Traditionen schätzt.

    Schon der Urgroßvater übte einen seltenen Beruf aus

    Sein Uropa war Schäfflermeister gewesen. André erbte dessen Werkstatt, die er jetzt wie einen Schatz hütet. Ihm selbst liege allerdings der Umgang mit Holz nicht so sehr. Sein Material ist der Stein. Und da schließt sich nun der Kreis.

    Rößner und Strakosch sind ein Team geworden. Der Steinmetz, der sich zurzeit in Aschaffenburg auf die Meisterprüfung vorbereitet, ließ sich von Strakosch die „sehr speziellen“ Fertigkeiten des historischen Mühlenbauers beibringen. Mit dieser Berufsbezeichnung ist der 59-Jährige in die Handwerksrolle eingetragen – als bislang Letzter in Deutschland. Jetzt geht für ihn ein Herzenswunsch in Erfüllung. Ganz allmählich kann Strakosch in den Ruhestand gleiten. Das besondere Können des Schärfens von Naturmühlsteinen geht trotzdem nicht verloren. Die beiden Partner teilen sich die Aufträge von Mühlen, Museen und Privatleuten in ganz

    Gleichberechtigte Arbeitsteilung

    Der Ältere ist weiterhin unterwegs, um anspruchsvolle Restaurierungen wie die einer Schiffsmühle in Mainz auszuführen. Auch schriftlich gibt er sein Wissen und seine Erfahrungen an die Nachwelt weiter. Zusammen mit Dr. Frank Single hat er soeben das reich bebilderte Fachbuch „Die Donaualtheimer Mühle“ herausgebracht, in dem die Entwicklung der Mühlentechnik vom 13. bis ins 21. Jahrhundert beschrieben wird.

    Der Jüngere, der einen kleinen Sohn hat und deshalb oft zu Hause sein möchte, übernimmt vor allem die Herstellung von Handmühlen und Ziermühlsteinen. So hat der Steinmetz neben Ornamenten und Inschriften, auf die er sich spezialisiert hat, „ein zusätzliches Standbein“ in seiner kleinen Firma. Ob es purer Zufall oder Fügung ist, dass er an der Meisterschule in Aschaffenburg gerade an einer drei Meter hohen St.-Florians-Skulptur mitarbeitet, weiß er nicht. Jedenfalls steht St. Florian bei dieser Klassenarbeit der acht Steinmetz-Meisterschüler auf einem Mühlstein, einem der Attribute des Heiligen. Denn mit einem solchen ist er ertränkt worden.

    Die Ziermühlsteine, die Strakosch und Rößner gerade herstellen, sind dagegen reine Dekoration, werden aber, wie beide versichern, so sorgfältig gemacht, wie die zum Mahlen von Getreide bestimmten. Acht Stück mit 50 Zentimetern Durchmesser sind in Arbeit.

    Auf dem Vorplatz des Klostermühlenmuseums Thierhaupten war in den Osterferien zu sehen und zu hören, wie aus eckigen Basaltplatten durch rhythmische Schläge mit Hammer und Bille runde, scharfe Mühlsteine mit Luftfurchen werden. Einer davon dient in dem Museum als Anschauungsobjekt.

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