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Gundremmingen: Grüne fordern: Alle Mängel am AKW müssen auf den Tisch

Gundremmingen

Grüne fordern: Alle Mängel am AKW müssen auf den Tisch

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    Die Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen ist umstritten.
    Die Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen ist umstritten. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Sicherheit müsse Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Betreiber haben, sagte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann.  Er reagierte damit auf Aussagen von Ministerpräsident Horst Seehofer und Umweltminister Marcel Huber. Die beiden CSU-Politiker hatten, wie berichtet, erstmals erhebliche Zweifel an einer Ausweitung der Leistung in dem schwäbischen Kraftwerk geäußert.

    Die Grünen fühlen sich dadurch in ihrer Kritik bestätigt. Sie legten gestern einen Antrag zum laufenden Genehmigungsverfahren vor, in dem sie unter anderem fordern, eine Stellungnahme der Reaktorsicherheitskommission einzuholen und eine kritische Studie des Wiener Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften zu berücksichtigen. Die unlängst veröffentlichte Studie über das Kraftwerk in Gundremmingen habe, so Hartmann, „eine stattliche Anzahl von Mängeln aufgezeigt“.

    Umweltminister Huber betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich seine Zweifel ausschließlich auf die mögliche Leistungsausweitung, nicht aber auf den aktuellen Betrieb beziehen. „Das Kraftwerk würde nicht laufen, wenn es nicht sicher wäre“, sagte Huber, „wir haben da keine Bedenken.“ Der Antrag der Kraftwerksbetreiber RWE und Eon werde „nach Recht und Gesetz geprüft“.

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

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