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"Güllemörder" von Penzing hörte Stimmen

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"Güllemörder" von Penzing hörte Stimmen

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    Zum Prozessauftakt am Augsburger Schwurgericht sagte K.s Verteidiger Hartmut Wächtler (München), sein Mandant sei von Wahnvorstellungen zu der Tat getrieben worden. Der Angeklagte habe "Stimmen gehört", dass es nicht seine Eltern seien und dass er sie umbringen müsse. Die Zielrichtung des Verteidigers ist klar: Er geht von einer beeinträchtigten Schuldfähigkeit des Angeklagten aus.

    Der Prozess begann mit einer Überraschung: Die zahlreichen Besucher und Medienvertreter durften die erste Stunde der Verhandlung nicht folgen. Verteidiger Wächtler hatte den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragt. Begründung: "Mein Mandant hätte große Schwierigkeiten gehabt, seine Einlassungen vor so vielen Leuten zu machen."

    Er saß wortlos am Esstisch und schnitt dem Vater Grimassen

    Zahlreiche Zeugen, unter anderem die Schwester, bestätigten, dass sich der Angeklagte im vergangenen Jahr sehr verändert hatte. Oft habe er wortlos am Esstisch gesessen und seinem Vater unerklärliche Grimassen geschnitten. Diese und ähnliche Verhaltensweisen bringen den Verteidiger zu der Auffassung, dass sein Mandant "behandelt gehöre". Diese Frage zu klären, wird nun zum zentralen Punkt der Verhandlung werden, in der vermutlich, so kündigte der Vorsitzende Richter Wolfgang Rothermel an, am Freitag, 13. November, das Urteil gesprochen werden könnte.

    Die Tat selbst hat der Angeklagte gestanden. Er ist offensichtlich sehr zielgerichtet vorgegangen. Den Eindruck vermittelt er jedenfalls bei der Rekonstruktion des Tathergangs, der von der Polizei auf einem Film festgehalten und im Gerichtssaal vorgeführt wurde. Zwei Tage nach der Tat, also am 6. Januar, machte er einen gefassten Eindruck. Er beschreibt, wie er seine Mutter nach der Arbeit im Kälberstall auf dem Hof mit der bereitgestellten Axt von hinten niederschlägt, sie an den Beinen zur Güllegrube zieht und sie dort hineinwirft. Als die 53-Jährige dennoch zu sich kommt und zu schreien beginnt, schlägt er weiter mit der Axt auf die in der Grube liegende Frau ein.

    Anschließend lockt er den Vater unter dem Vorwand, die Mutter sei gestürzt, aus dem Wohnhaus, schlägt ihn dort ebenfalls mit der Axt von hinten nieder. In der Annahme, der 70-jährige Vater sei tot, rollt er ihn auf die Gabel eines Traktors und transportiert den Körper ebenfalls zur Güllegrube. Er wirft den Vater hinein, der dort, so ergibt die spätere Obduktion, an eingeatmetem Kuhmist erstickt.

    Ein Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn soll laut Anklage der Grund für die spätere Tat gewesen sein, auch spricht der 35-Jährige davon, nicht das leibliche Kind seiner Eltern zu sein. Davon weiß aber weder die Schwester etwas, noch will jemand aus dem Bekanntenkreis etwas von Ärger auf dem Hof bemerkt haben. Lediglich der Schwiegersohn hatte mit beiden, Vater wie Sohn, über die Zukunft des Milchviehbetriebs gesprochen: "Das war viel zu viel Arbeit für den alten Mann und den alleinstehenden Sohn."

    Der Prozess wird heute mit Zeugenaussagen und einem Sachverständigenbericht fortgesetzt.

    Bei uns im Internet

    Ein Video und Hintergründe zum Prozess finden Sie unter

    augsburger-allgemeine.de

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