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Grundschule: Übertrittszeugnis: Warum diese Noten so umstritten sind

Grundschule

Übertrittszeugnis: Warum diese Noten so umstritten sind

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    Das Übertrittszeugnis entscheidet über den weiteren Schulweg.
    Das Übertrittszeugnis entscheidet über den weiteren Schulweg. Foto: Marcus Merk

    Vierte Klassen gelten dieses Jahr ganz offiziell als Abschlussklassen. Das liegt daran, dass Abschlussklassen in Corona-Zeiten auch Unterricht im Klassenzimmer erfahren dürfen, wenn andere Schüler längst daheimbleiben müssen. Was für Gymnasiasten das Abitur, für Mittelschüler der "Quali" und für Realschüler die Mittlere Reife, ist für Viertklässler nach dieser Logik das Übertrittszeugnis. Hochambitionierte Eltern in Bayern dürften das genau so unterschreiben. Nicht wenige hieven ihre Kinder in normalen Jahren mit Nachhilfe auf den ersehnten Notenschnitt, der über den weiteren Schulweg entscheidet: 2,33 in Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachunterricht reicht fürs Gymnasium, 2,66 für die Realschule.

    Rund 40 Prozent der bayerischen Grundschüler wechseln aufs Gymnasium

    An diesem Freitag erhalten die Viertklässler ihr Zeugnis. Lehrer, die im Distanzunterricht bisher nicht genügend Noten sammeln konnten, dürfen das Zeugnis auch erst nächsten Freitag aushändigen.

    Doch wie fair können Noten sein? Selten wurde diese Frage so oft gestellt wie im chaotischen Corona-Jahr. Statistisch hat jedes Kind beim Unterricht daheim Lernerfolg eingebüßt. Ob deswegen weniger Kinder den Schnitt fürs Gymnasium erreichen, dazu gibt es noch keine offiziellen Zahlen. Theo Doerfler, Rektor der Laurentius-Grundschule in Bobingen (Kreis Augsburg), hat bei seinen Viertklass-Lehrkräften nachgefragt – und kommt zu dem Schluss, dass sich die Schüler diesmal nicht anders auf die verschiedenen Schularten verteilen als bisher.

    Rund 40 Prozent der Grundschüler wechselten in Jahren ohne Virus bayernweit aufs Gymnasium, jeweils etwa 30 auf Mittel- und Realschule. Was Doerfler aber feststellt: Die im Schulsystem ohnehin schon Benachteiligten, also Kinder aus bildungsfernen Familien, sind weiter zurückgefallen als sonst: "Die Auswirkungen auf die Leistungen sind bei den Kindern, die zu Hause wenig Unterstützung bekommen, sehr groß. Ich denke, die größte Aufgabe wird sein, die ,abgehängten‘ Kinder wieder gut aufzufangen."

    Auch Tanja Müller, Leiterin der Anton-Höfer-Grundschule in Thannhausen (Kreis Günzburg), erwartet keine Unterschiede bei den Übertrittszahlen. Der Unterricht auf Distanz habe an ihrer Schule gut funktioniert: "Ich möchte behaupten, dass uns annähernd kein Stoff verloren ging. Die eigentlichen Probleme sehe ich eher im sozial-emotionalen Bereich – in der Unsicherheit, zu wenig zu wissen, was nächstes Schuljahr auf einen zukommt."

    Tanja Müller ist Rektorin an der Grundschule von Thannhausen.
    Tanja Müller ist Rektorin an der Grundschule von Thannhausen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Mehr denn je hatten sich Elterninitiativen dieses Jahr dafür eingesetzt, dass nicht die Noten den Übertritt regeln. Mütter und Väter forderten, dass sie selbst in Absprache mit der Lehrkraft entscheiden dürfen, auf welche Schule ihr Kind wechselt.

    Wahl der weiterführenden Schule: Piazolo erteilt Elternwillen Absage

    Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte dem sogenannten Elternwillen schon im Februar eine Absage erteilt. In aller Regel geben die Lehrer aber auch zusätzlich zu den Noten im Übertrittszeugnis ihre Einschätzung ab. Gerade jetzt in Corona-Zeiten hat Tanja Müller einen großen Wunsch: "Ich wünsche mir sehr, dass die Eltern der Beratung meiner Lehrer vertrauen und ihren Kindern die Chance und die Zeit geben, sich nach ihren Begabungen an der richtigen Schule zu entwickeln."

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