Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Grünen-Chefin contra Diözese: Geordneter Rückzug nach scharfer Attacke

Grünen-Chefin contra Diözese

Geordneter Rückzug nach scharfer Attacke

    • |
    Geordneter Rückzug nach scharfer Attacke
    Geordneter Rückzug nach scharfer Attacke Foto: nid

    Von Ronald Hinzpeter Augsburg. Jetzt will er es alles nicht mehr so schlimm gemeint haben, wie es sich anhörte: Dirk Hermann Voß, Öffentlichkeitsreferent von Bischof Walter Mixa, trat nun den Rückzug an. Im Streit um die Familienpolitik hatte er eine scharfe Verbalattacke gegen die Grünen geritten und sie in die Nähe der Nationalsozialisten gerückt. In einer gestern vom Bistum verbreiteten Erklärung zeigt er sich bereit zur "verbalen Abrüstung".

    Am Wochenende hatte er noch gesagt, die Kritik der Grünen-Bundesvorsitzenden Claudia Roth am Oberhirten Mixa erinnere "in erschreckender Weise an die Propagandahetze der Nationalsozialisten". Ohnehin wollte er in Roths Äußerungen schon lange "faschistoide Züge" entdeckt haben.

    Nun nimmt er seine umstrittenen Äußerungen nicht direkt zurück, schwächt sie jedoch ab: "Der herangezogene historische Vergleich war im Nachhinein betrachtet nicht erforderlich, jedoch vor dem Hintergrund einschlägiger kirchlicher Erfahrungen durch die Maßlosigkeit der Kritik seitens der Grünen-Vorsitzenden an Bischof Mixa ausgelöst." Roth hatte im Zusammenhang mit der familienpolitischen Debatte gesagt, Mixa sei ein "durchgeknallter, spalterischer Oberfundi".

    Da sich der Bischof zu den Vorwürfen nicht äußert, übernahm es Voß, der Ober-Grünen in gleicher Münze rauszugeben. Er habe aber mit seinen Äußerungen niemanden beleidigen wollen. Sie seien nur als "ernste Mahnung" gedacht gewesen, in der politischen Diskussion nicht die demokratische Streitkultur zu verlassen.

    Der Sprachgebrauch der Vorsitzenden gegenüber einem katholischen Bischof sei "schockierend" gewesen und habe "ungute Erinnerungen" hervorgerufen. Voß wörtlich: "Deshalb ist die Kritik an den Aussagen der Grünen zunächst schärfer ausgefallen als bei näherem Hinsehen nötig. Das räume ich im Sinne beiderseitiger verbaler Abrüstung ohne Weiteres ein."

    Auch seine Behauptung, wonach Grüne für Christen nicht mehr wählbar seien, will er in dieser Schärfe nicht mehr aufrechterhalten, weil sie aus Verärgerung über die Angriffe gefallen sei: "Natürlich gibt es auf wichtigen Politikfeldern wie beim Erhalt der Schöpfung oder der Bio-Ethik auch Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Grünen." Nun erwartet er seinerseits eine "deutliche Klarstellung" der Partei.

    Die begrüßte zunächst einmal den Rückzieher des Bistumssprechers und nahm ihn "wohlwollend zur Kenntnis", wie die bayerische Grünen-Vorsitzende Theresa Schopper sagte. Sie nannte vor allem die Klarstellung zur angeblichen Nichtwählbarkeit ihrer Partei "hilfreich".

    Die politische Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke findet, Voß habe einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Andererseits hält sie die Klarstellung aus dem Hause des Bischofs für nicht klar genug. Die Formulierung, es wäre "im Nachhinein betrachtet nicht erforderlich" gewesen, Claudia Roth faschistoide Züge zu unterstellen, sei keine Absage an diese Unterstellung. Der NS-Vergleich sei nicht unnötig, sondern falsch und gefährlich gewesen.

    Claudia Roth selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Bischof möchte zu der Auseinandersetzung nichts sagen, wie sein Sprecher gegenüber unserer Zeitung erklärte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden