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Große Pläne: Proteste gegen Bayerns größte Moschee bleiben aus

Große Pläne

Proteste gegen Bayerns größte Moschee bleiben aus

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    Die neue Moschee in Ingolstadt.
    Die neue Moschee in Ingolstadt.

    Von Volker Linder Ingolstadt. In München wurde das Vorhaben der islamischen Gemeinde schon Jahre vor dem Baubeginn zum Politikum. Hitzige Debatten und eine aufgebrachte Bürgerinitiative begleiten die geplante Sendlinger Moschee bis heute.

    Während sich die Gemüter in der Landeshauptstadt nur allmählich beruhigen, ist das Gotteshaus der Glaubensbrüder 80 Kilometer weiter nördlich fast fertig. Ohne öffentliche Erregung wurden die knapp 30 Meter hohen Minarette in den Himmel von Ingolstadt gebaut, die neun Kuppeln glitzern bereits im Sonnenschein. Und wenn die größte Moschee Bayerns am 18. Mai feierlich eingeweiht wird, dann kommt Prominenz der islamischen Welt an die Donau: Der Großmufti von Istanbul wird ebenso erwartet wie der Präsident der türkischen Religionsbehörde.

    Für Idris Yüksel, den Vorsitzenden der Türkisch-Islamischen Gemeinde Ingolstadt, steht damit ein historisches Ereignis bevor. Noch sitzt der freundliche, ruhige Mann in dem alten Gebetshaus, das die Gläubigen der größten islamischen Gemeinde im Freistaat auch einfach nur "Baracke" nennen. Schon lange ist es hier vor allem beim Freitagsgebet zu eng für die 560 Gemeindemitglieder und deren Familien. Nach nur drei Jahren Bauzeit wird das Platzproblem bald Geschichte sein: "In den neuen Gebetsraum passen 800 Leute", freut sich Yüksel. Er betont, dass es sich bei dem stattlichen Neubau nicht um eine Moschee handelt, sondern um ein "Kulturzentrum".

    Schließlich sei nur ein Drittel des neuen, 2,5 Millionen Euro teuren Gebäudes Gebetsraum. Im Erdgeschoss soll ein Restaurant einziehen, im ersten Stock entsteht ein Veranstaltungssaal, der Keller ist mit Billardtisch, Kicker und Tischtennisplatte für die Jugend reserviert. Auf dem gut 5000 Quadratmeter großen Gemeindeareal im Nordosten der Stadt sollen in den kommenden Jahren für weitere 2,5 Millionen Euro eine Tiefgarage, eine Mehrzweckhalle für Sport und Hochzeitsfeste und zwei Gebäude für Nachhilfeunterricht entstehen.

    In dieser offenen Konzeption des Kulturzentrums sieht Yüksel den Hauptgrund für die harmonische Planung und Umsetzung des durch Spenden finanzierten Projekts. Schon jetzt gebe es einen intensiven Dialog mit den christlichen Gemeinden der Stadt.

    Natürlich ist auch die Lage der Moschee weit weniger sensibel als die am Gotzinger Platz in Sendling. Die markanten 27,5 Meter hohen Minarette und die riesige zentrale Glaskuppel des Ingolstädter Gotteshauses halten einen großzügigen Abstand zu den gut 20 christlichen Kirchtürmen der Altstadt. Die größte Moschee Bayerns steht im Nordosten der Stadt zwischen Gebäuden verschiedener Unternehmen und kommunaler Betriebe. Am 18. Mai wird neben Yüksel, den Vertretern Ingolstadts und der türkischen Partnerstadt Manisa auch der Mann seine Aufwartung machen, der Papst Benedikt bei seinem historischen Türkei-Besuch vor über einem Jahr die Hand schüttelte: Professor Ali Bardakoglu, der höchste muslimische Würdenträger des Landes.

    Öffentlicher Widerstand gegen das Projekt? - Fehlanzeige. Yüksel führt das auf den guten Draht zu den lokalen Politikern zurück. Die Planungen seien Hand in Hand gegangen, Gespräche hätten Vorbehalte erst gar nicht aufkommen lassen. All das habe eine verfahrene Situation wie in Sendling verhindert. Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) wertet das als "Zeichen dafür, dass die Integration hier funktioniert. Ingolstadt ist stolz darauf, dass es möglich war, eine Moschee zu errichten, ohne dass es auch nur leisen Protest aus der Bevölkerung gegeben hat". Das wiederum freut Yüksel, dessen Türkisch-Islamische Gemeinde wie 900 weitere in Deutschland zum Dachverband Ditib gehört. "Wir haben schon jetzt erreicht, wovon die Münchner nicht einmal träumen können."

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