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Grippewelle 2019/20: Das soll dieses Jahr bei der Grippe-Impfung besser laufen

Grippewelle 2019/20

Das soll dieses Jahr bei der Grippe-Impfung besser laufen

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    Ein kleiner Stich mit großer Wirkung: Ab Mitte Oktober ist die beste Zeit, um sich gegen Grippe impfen zu lassen. Nach der großen Nachfrage 2018 soll die Verteilung des Impfstoffs besser geregelt werden.
    Ein kleiner Stich mit großer Wirkung: Ab Mitte Oktober ist die beste Zeit, um sich gegen Grippe impfen zu lassen. Nach der großen Nachfrage 2018 soll die Verteilung des Impfstoffs besser geregelt werden. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Die ersten Patienten riefen bereits im September bei Kinder- und Jugendarzt Dr. Walter Breiner in Marktoberdorf im Ostallgäu an. Alle wollten wissen: „Ist dieses Jahr genügend Grippe-Impfstoff vorhanden?“ Nach der schweren Grippewelle mit vielen Todesfällen im Winter zwischen 2017 und 2018 ist der Wunsch bei den Patienten nach einem wirksamen Schutz groß. Schließlich war es nach den Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) die tödlichste Welle seit 30 Jahren.

    Grippewelle: Impfstoff für Vierfach-Impfung war nicht vorrätig

    Doch das vergangene Jahr zeigte: Eine vierfache Schutzimpfung war nicht für alle vorrätig. Der Impfstoff wurde aufgrund der großen Nachfrage knapp. Die Impfquote verdoppelte sich. Viele Ärzte konnten ihre Patienten nicht mehr versorgen. Nun steht die neue Grippesaison an und mit ihr auch eine Impfaktion, die die Anzahl der Erkrankten reduzieren soll.

    „Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017 und 2018 hat nach Schätzungen in Deutschland rund 25.100 Menschen das Leben gekostet“, teilt das RKI mit. „Das ist die höchste Anzahl an Todesfällen seit 30 Jahren“, sagt RKI-Präsident Lothar Wieler. In Bayern erkrankten 73.073 Personen.

    Ein neuer Höchststand im Vergleich zum Vorjahr, in dem das RKI knapp 29.850 Infektionen verzeichnete. „Das sind laborbestätigte Fälle in Bayern“, erklärt Judith Petschelt von der Pressestelle des Instituts. Ein Test werde nur bei einem kleinen Teil der Patienten durchgeführt. Um die Krankheitszahlen in der gesamten Bevölkerung bestimmen zu können, melden 500 Arztpraxen dem RKI wöchentlich ihre Patienten mit akuten Atemwegserkrankungen.

    Doch warum war die Zahl der Erkrankungen damals so hoch? Ein Grund war der damalige Impfstoff. Es war ein Dreifach-Serum, das nur teilweise half. „Das wird gar nicht mehr verwendet“, sagt Arzt Breiner. Stattdessen wird ein Vierfach-Impfstoff gespritzt, der sich bereits in der vergangenen Saison bewährte.

    Zwischen 2018 und 2019 erkrankten nach Berechnungen des RKI in Bayern 45.750 Menschen. Das waren 40 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Es gab auch 42 Prozent weniger Grippe-Tote. „Anfang Oktober 2018 bis Mitte April 2019 verstarben in Bayern 101 Personen aufgrund ihrer Grippe-Erkrankung“, sagt Aleksander Szumilas, Pressesprecher des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

    Kassenärztliche Vereinigung: Bei Grippe-Impfung wurden Fehler gemacht

    Verteilt wird der Grippeimpfstoff über die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). Der Fehler in der vergangenen Saison: „Eine Firma hat damals den Zuschlag bekommen“, sagt Breiner. Die anderen durften daraufhin keinen Impfstoff mehr herstellen, weshalb es zu einem Engpass kam. „Doch die KVB hat dazugelernt“, sagt der Marktoberdorfer Kinderarzt. Im April kam das Schreiben in die bayerischen Praxen, mit dem die Ärzte Impfstoff vorbestellen konnten. Die Neuerung in diesem Jahr war, dass größere Mengen bestellt werden duften. Zudem übernehme die Krankenkasse heuer die Impfkosten für alle Patienten, sagt Breiner.

    „Ich habe jedoch mit Vorsicht bestellt“, sagt Breiner. Der Arzt konnte im April nur schwer abschätzen, wie viel Grippeimpfstoff ein gutes halbes Jahr später benötigt werde. „Bestelle ich zu viel, drohen mir Sanktionen für den Überschuss“, sagt er. Bestelle er zu wenig, könne er seine Patienten nicht versorgen.

    Grippe-Impfstoff soll besser verteilt werden

    Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern reagierte und sicherte den Ärzten zu, dass sie keine Regressforderungen bezahlen müssen, falls Impfstoff übrig bleiben sollte. „Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass mehr Impfstoff zur Verfügung steht“, sagt Szumilas vom LGL.

    Ein Lichtblick für den Kinderarzt, der sich durch die Verteilung im vergangenen Jahr stark eingeschränkt fühlte. „Ich hoffe, dass der Impfgedanke bei den Patienten dadurch keinen Schaden genommen hat“, sagt Breiner. Denn die Impfung sei nicht nur für den Patienten selbst wichtig, sondern auch für den Schutz der Allgemeinheit. „Vor allem für chronisch Kranke und Senioren“, sagt Breiner.

    Obwohl sich schon im vergangenen Jahr viele Menschen impfen lassen wollten, sei die Impfquote immer noch zu gering. Lediglich 34 Prozent der Anspruchsberechtigten lassen sich nach Angaben des RKI impfen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO strebt eine Zielmarke von 75 Prozent an. Die Impfung ist der wichtigste Schutz, schreibt das RKI. Wie stark die kommende Grippewelle werden wird, könne man nicht abschätzen. Eine Impfung empfiehlt das Institut allemal. „Von Mitte Oktober bis Mitte November ist der richtige Zeitpunkt“, sagt Kinderarzt Breiner. Die Impfung müsse jedes Jahr aufgefrischt werden, da das Serum jede Saison neu zusammengesetzt wird.

    Lesen Sie dazu den Info-Beitrag: Grippesaison 2019/20: Ab wann und für wen ist eine Impfung sinnvoll?

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