Der frühere BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky ist vom Landgericht München wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte zehneinhalb Jahre Haft gefordert.
Gribkowsky wurde mit rund 44 Millionen US-Dollar bestochen
Der Vorsitzende Richter Peter Noll sah es als erwiesen an, dass Formel-1-Boss Bernie Ecclestone beim Verkauf der Landesbank-Anteile an der Rennserie Formel 1 in den Jahren 2005 bis 2007 den von der Bank beauftragten Gribkowsky mit rund 44 Millionen US-Dollar bestochen hat, um die Kontrolle an der Rennserie zu behalten. Im Gegenzug habe Gribkowsky dem – so Richter Noll – „Bestecher Ecclestone“ zu Lasten der Landesbank zumindest eine unnötige Provision über 41 Millionen US-Dollar zukommen lassen. Die Staatsanwaltschaft war sogar von einer Untreue in Höhe von 66 Millionen US-Dollar ausgegangen.
Weil Gribkowsky das Bestechungsgeld nach Österreich geschleust hatte, hat er sich zudem noch in Deutschland der Steuerhinterziehung in Höhe von knapp 15 Millionen Euro schuldig gemacht. Das Geständnis, das der Ex-Banker letzte Woche abgelegt hatte, wurde vom Gericht nicht als strafmildernd eingestuft: Gribkowsky habe seine in der Hauptverhandlung gewonnene Auffassung nur noch bestätigt, sagte Richter Noll.
Ecclestone droht als Mittäter ebenfalls eine Anklage
Eng werden könnte es nach dem Urteilsspruch nun auch für den 81-jährigen Ecclestone, der in dem Verfahren gegen Gribkowsky als Zeuge ausgesagt hatte. Große Teile des Plädoyers von Oberstaatsanwalt Christoph Rodler hörten sich jedenfalls fast wie eine Anklage gegen den Engländer an: Die von Ecclestone bemühte Variante, Gribkowsky habe ihn mit belastendem Material erpresst, habe sich nicht erhärten lassen, argumentierte Rodler: „Ecclestone ist nicht Opfer einer Erpressung, sondern Mittäter einer Bestechung.“ Der Formel-1-Boss habe ein „existenzielles Interesse“ gehabt, die nach der Kirch-Pleite in die Kontrolle des Rennzirkus gekommenen Banken loszuwerden, „um sein Lebenswerk zu sichern“. Die Staatsanwaltschaft hatte kürzlich erklärt, sie werde nach dem Urteil über eine Anklage gegen Ecclestone entscheiden.
Gribkowsky wollte "staubige Landesbank" gegen Glitzerwelt der Rennstrecken eintauschen
Gribkowsky habe dagegen die „staubige Landesbank“ gegen die Glitzerwelt der Rennstrecken eintauschen wollen – auch weil ihm die Bank den erhofften Bonus von zehn Millionen Euro für den Milliarden-Deal mit Ecclestone verweigert habe, so Rodler. Deshalb habe er sich auf die Bestechung eingelassen, obwohl sie ihn in Konflikt mit seinen Dienstpflichten als Amtsträger einer öffentlichen Bank brachte.
Gribkowskys Anwalt fordert Anklage Ecclestones
Die Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft vor, „mit zweierlei Maß“ zu messen: Während Gribkowsky allein auf der Anklagebank sitze, sei Ecclestone auf freiem Fuß. Er habe „keine Argumente gehört, warum Herr Ecclestone noch nicht angeklagt ist“, kritisierte Anwalt Daniel Amelung. Die Staatsanwälte hätten offenbar „Angst vor Herrn Ecclestone“. Der Brite sei aber der Drahtzieher der Geschichte: „Was sich unser Mandant vorwerfen lassen muss, ist, dass er das Spiel mitgespielt hat.“
Dass Gribkowsky bei seinem Geständnis zum Selbstschutz gelogen haben könnte, wie Ecclestones Anwälte zuletzt argwöhnten, glaubt auch Richter Noll nicht.