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Grenzverkehr: Österreicher freuen sich über billiges Bier in Bayern

Grenzverkehr

Österreicher freuen sich über billiges Bier in Bayern

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    Bier und billig? Auf dem Münchner Oktoberfest eher nicht. In Bayern schon - zumindest für den Österreicher.
    Bier und billig? Auf dem Münchner Oktoberfest eher nicht. In Bayern schon - zumindest für den Österreicher.

    Ist das die Gegenbewegung? Während Deutsche in Scharen über die österreichische Grenze pilgern, um in Zeiten steigender Benzinpreise günstig aufzutanken, zieht es die Österreicher vor allem an eigenen Feiertagen in die Bundesrepublik.

    Und auch sie wollen Sprit. Und zwar Bier. Besonders an österreichischen Feiertagen, die im Freistaat keine sind, wimmeln die Parkplätze von Einkaufsmärkten im Grenzgebiet nur so von Salzburger und Oberösterreicher Nummernschildern.

    "Meine Kundschaft besteht zu 70 bis 80 Prozent aus Österreichern", schätzt Anton Hofreiter, der einen Getränkemarkt in Freilassing nur wenige hundert Meter von der Grenze entfernt leitet.

    Ein Hauptgrund für die "Bierflüchtlinge" und seit Jahren in der Kritik der österreichischen Brauindustrie: die unterschiedlich hohe Biersteuer. "Eine offensichtliche Wettbewerbsverzerrung", sagt Robert Schramml, Geschäftsführer der Salzburger Privatbrauerei Stiegl. "In Deutschland beträgt die Steuer für eine Kiste Bier nicht einmal einen Euro. In Österreich ist sie mehr als zweieinhalb Mal so hoch." Zum Beispiel bei der meist getrunkenen Biersorte mit 12 Grad Stammwürze: Steuer in

    Dies führe letztlich zu den Kofferraumimporten, sagt Schramml. Die Österreicher führen über die Grenze und kauften dort ihr Bier, wahrscheinlich in rauen Mengen. Offizielle Zahlen existieren aber keine. Stiegl gibt an, weniger betroffen zu sein als andere Marken, der größte österreichische Braukonzern Brau-Union nennt die Menge "überschaubar". Der österreichische Brauereiverband schätzt allerdings, dass immerhin gut 300.000 Hektoliter Bier pro Jahr die deutsch-österreichische Grenze via Kofferraum überqueren, 250.000 davon aus Deutschland, der Rest aus Tschechien.

    Zum Vergleich: Offiziell nach Österreich importiert werden circa 600.000 Hektoliter. Aber so übel der Begriff Kofferraumimport auch klingen mag, der Großteil dürfte das Land auf legalem Weg wechseln: Bis zu 110 Liter dürfen pro Grenzübertritt importiert werden.

    Dabei stehen nicht nur bayerische Bier-Exoten auf der Einkaufsliste. Denn was dem Bayern seine heimischen Brauereien sind, ist dem Salzburger seine angestammte Sorte. Dementsprechend patriotisch betätigen sich die Österreicher zum Teil auch beim Biershoppen jenseits der Grenze. "Wir hatten schon Zeiten, da haben wir 300 Kisten Stiegl pro Woche verkauft", weiß Getränkehändler Hofreiter zu berichten. In den vergangenen Jahren habe diese Entwicklung allerdings abgenommen, unter anderem, weil es der Handel in Österreich zunehmend schaffe, die Konsumenten mit Aktionsangeboten daheim bei der Stange zu halten.

    Ein weiterer und wahrscheinlich noch wichtigerer Grund: das Geld, sagt Stefan Strohhammer vom Top-Getränkemarkt am Freilassinger Bahnhof: "Wenn sich jetzt jemand den Kofferraum voll macht, dann hauptsächlich mit Billigbier." Aber auch das werde immer seltener. "Die Leute haben weniger Geld und da kauft man auch keine Kofferräume voller Bier mehr." (dpa, AZ)

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