m Garten und in der Küche wachsen und gedeihen die Kontakte oft am schnellsten. Jutta Geisenhofer betreut im Grandhotel Cosmopolis die Kräuter- und Gemüsebeete. Bald nach dem Einzug kamen die ersten zwei Flüchtlingsfrauen vorbei. „Sie haben viel mehr Erfahrung als ich und haben mir Tipps gegeben“, erzählt sie. Man versteht sich. „,Sad’ heißt Garten“, sagt Jutta Geisenhofer: „Und zur Not kann ich auch Zeichnen, schließlich bin ich Grafikerin.“
Traum ist Wirklichkeit geworden
Sie ist eine von vielen, die zur „Gruppe“ gehören. Künstler und andere Ehrenamtliche haben in der Nähe des Augsburger Doms ihren Traum in die Wirklichkeit umgesetzt. Sie schufen einen Ort, an dem Künstler und Gäste „mit und ohne Asyl“ unter einem Dach leben sollen. Im Amtsdeutsch haben sie eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber aufgebaut. Doch das beschreibt die Idee nur unvollständig.
Das Grandhotel Cosmopolis will Welten verbinden – und dort stoßen auch Welten aufeinander. Das zeigte die Pressekonferenz eine Woche nach dem Einzug der ersten Flüchtlinge – drei Familien aus Tschetschenien. 16 Menschen, davon zehn Kinder. Während die Gäste auf dem Sozialamt waren, stellten die Künstler, auch Hoteliers genannt, ihre Idee vor. Die Diakonie als Hausherr erklärte, warum sie mitmachte. Und die Regierung von Schwaben sagte, dass die 27. Gemeinschaftsunterkunft eine besondere ist. „Wir haben uns auf das Experiment eingelassen und hoffen, dass es Erfolg haben wird“, sagte Gitta Schmid-Göller.
60 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit
Ungewöhnlich ist, dass sich im ehemaligen Seniorenheim der Diakonie die Gruppe seit fast zwei Jahren Gedanken über ihre „Soziale Skulptur“ macht: Wie in einem alten Grandhotel sollen Menschen aus aller Welt zusammenkommen und sich einbringen. Sie selbst haben es vorgemacht: In mehr als 60 000 ehrenamtlichen Stunden bauten sie seit Jahresbeginn das Haus um. Sie gingen an Grenzen. „Vor zwei Wochen war ich kurz davor zusammenzubrechen“, sagte Georg Heber, der von Beginn an dabei ist. Sie hielten alle durch, haben Platz für bis zu 54 Flüchtlinge geschaffen und außerdem Hotelzimmer eingerichtet – jedes von Künstlerhand individuell gestaltet. Ab Oktober können Gäste dort wohnen. Ein Café und eine Gaststätte sollen das Grandhotel zu einem Ort des Treffens machen.
Gemeinsam kochen
Mit den ersten Flüchtlingen hat das offenbar geklappt. Georg Heber hatte das Gefühl, dass die Idee ankam: „Wir sind schon Freunde.“ Man kochte schon zusammen, ein Mann half bei den Arbeiten im Haus. Am Essen zeigt sich jedoch auch, dass die Idee des Grandhotels und der bayerische Umgang mit Asylbewerbern noch nicht ganz übereinstimmen. „Wir finden es nicht gut, dass die Flüchtlinge Essenspakete erhalten“, sagte Stef Maldener. Nach den Flüchtlingsprotesten in München geht es weiter darum, ob die Asylbewerber nicht besser Geld statt Lebensmittel erhalten sollten. Die Lösung im Grandhotel: „Wer mit wem kocht und isst, ist egal“, sagte Gitta Schmid-Göller von der Regierung. Später diskutierte sie noch länger mit der Gruppe, weil ein Mitglied mehr Respekt einforderte. Welten treffen aufeinander: eine basisdemokratische Gruppe und der Staat.
Es sollen aber noch mehr Gäste kommen. Die „Gruppe“ möchte nicht nur die Tschetschenen ins Leben mit einbeziehen, sondern auch Stadt und Anwohner gewinnen. Für sie gibt einen stets erreichbaren Nachtportier. Für alle sind ab September wieder Führungen geplant. Und am Sonntag ist das Theater zu Gast und spielt von den Balkonen „Pro Test//Test“.