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Graffiti: Kunstvolle Sachbeschädigung

Graffiti

Kunstvolle Sachbeschädigung

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    Schwarze Blumen prangen an zahlreichen Orten der Stadt, hier einem Verteilerkasten.
    Schwarze Blumen prangen an zahlreichen Orten der Stadt, hier einem Verteilerkasten. Foto: mls

    Die Polizei macht den Sprayer für einen Schaden von über 70.000 Euro verantwortlich. Fast 500 Mal soll der 24-Jährige sich in Augsburg, Neusäß und Gersthofen verewigt haben. Auf Verkehrszeichen, Briefkästen, Containern und Hauswänden sind seine schwarzen Blumen zu sehen. Das Motiv ist immer gleich: dünner Stängel, unten zwei Blätter, oben eine runde Blüte im Blätterkranz.

    Während die Polizei seit einem Jahr gegen den Sprayer ermittelt, hat sich im Internet eine Fangemeinde gebildet. Über 1600 Mitglieder des sozialen Netzwerkes Facebook gefällt die Gruppe „Augsburgblumen“. Hier veröffentlichen sie Fotografien der Graffitis. Nachdem die Polizei nun einen 24-jährigen Augsburger für die Zeichnungen verantwortlich macht, haben Mitglieder eine Art Todesanzeige im Internet aufgesetzt: „Die Blume geht zugrunde, aber der Samen bleibt zurück und liegt vor uns wie die Ewigkeit des Lebens.“

    Die Polizei wertet den Fall ganz nüchtern als Sachbeschädigung. Der 24-Jährige wurde verhört, seine Wohnung durchsucht und Beweismittel gesichert. Allerdings gibt esGraffitisprayer, die inzwischen als anerkannte Künstler gelten und mit ihren Zeichnungen viel Geld verdienen. Einer der bekanntesten ist der Münchener Mathias Köhler. Der 43-Jährige, besser bekannt unter seinem Pseudonym Loomit, sprühte bereits auf der Expo in China und bemalte das Badezimmer des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude. Aufgewachsen ist Köhler in Buchloe. Als Jugendlicher erwischte die Polizei ihn beim Besprühen von Eisenbahnzügen. 10000 Deutsche Mark Strafe musste seine Mutter damals zahlen.

    Thomas Baumgärtel hat ebenfalls öfters mit der Polizei Bekanntschaft gemacht. Vor ein paar Wochen führten Beamte den als Bananensprayer bekannten Künstler auf dem Domplatz in Köln ab. Der 51-Jährige hatte eine etwa 40 Zentimeter große grellgelbe „Friedensbanane“ in Form einer Taube an den Dom gesprüht. Mitarbeiter der Stadt entfernten die mit Kreidespray angefertigte Zeichnung schnell wieder.

    Andere Werke des selbst ernannten Kunstrebells lassen sich nicht schnell abwaschen. In den 1980er Jahren sprühte Baumgärtel unerkannt Bananen auf Fassaden und Fenster von Museen. Was zunächst als Sachbeschädigung angesehen wurde, entwickelte sich bald zu einem begehrten Markenzeichen. Inzwischen sind Baumgärtels Bananen auch an Museen außerhalb Deutschlands zu sehen. „Das ganze Leben ist Banane“ lautet das Motto des 51-Jährigen.

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    Was den Augsburger Sprayer zu seinen Blumen bewegte, ist unklar. Bei der Polizei verweigerte er die Aussage. In einem anonymen Telefoninterview, das der Augsburger vor einem Jahr einer Zeitschrift gab, sagte er angeblich: „Das simple Ziel ist es, den Menschen Freude in ihr Leben zu bringen.“

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