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Graben: Streik bei Amazon bis Heiligabend - "wir liefern zuverlässig"

Graben

Streik bei Amazon bis Heiligabend - "wir liefern zuverlässig"

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    Ein Mitarbeiter vor dem Tor bei Amazon in Graben: Dort wollen die Mitarbeiter bis Heiligabend die Arbeit niederlegen.
    Ein Mitarbeiter vor dem Tor bei Amazon in Graben: Dort wollen die Mitarbeiter bis Heiligabend die Arbeit niederlegen. Foto: Axel Hechelmann

    Seit drei Tagen streiken die Mitarbeiter in den Warenlagern des Online-Versandhändlers Amazon. Und nun erhöht die Gewerkschaft Verdi den Druck nochmals. In den Logistikzentren in Bad Hersfeld und Werne wollen die Mitarbeiter ihren Ausstand bis einschließlich Samstag verlängern. Und am Standort Graben südlich von Augsburg haben die Beschäftigten ihren am Montag begonnenen Streik sogar bis Heiligabend verlängert.

    "Die Streiks werden Amazon im Weihnachtsgeschäft treffen"

    Der Zeitpunkt des Ausstands ist bewusst gewählt. Verdi will Amazon in der für den Versandhändler wichtigsten Zeit des Jahres treffen. Schließlich werden bei Amazon an Spitzentagen 4,6 Millionen Produkte bestellt, die allesamt sortiert und verpackt werden müssen. Verdi-Sprecherin Eva Völpel betont daher: „Die Streiks werden Amazon im Weihnachtsgeschäft treffen – auch wenn das Unternehmen verzweifelt versucht, den Eindruck zu erwecken, dass alles gut läuft.“

    Das ist Amazon

    Gegründet wurde Amazon 1994 von Jeff Bezos.

    Sitz der Konzern-Zentrale ist Seattle, die europäische Firmenzentrale ist in Luxemburg.

    Deutsche Zentrale von Amazon ist in München. Logistikzentren gibt es in Graben, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim, Koblenz und Brieselang. Kundenserviezentren betreibt Amazon in Berlin und Regensburg.

    Der weltweite Netto-Umsatz von Amazon betrug 2015 rund 107 Milliarden US-Dollar.

    Bei Amazon sollen weltweit über 300.000 Menschen beschäftigt sein. Die Zahlen schwanken aber stark. Gerade im Vorweihnachtsgeschäft beschäftigt der Konzern Massen von Leih- und Saisonarbeitern.

    Wegen seiner Arbeitsbedingungen steht Amazon regelmäßig in der Kritik.

    Gewerkschaften kritisieren, dass Amazon Leiharbeiter schlecht behandle. Zudem ist von Lohndrückerei und hohem Kontrolldruck die Rede.

    Amazon hat nach eigenen Angaben die weltweit größte Auswahl für Bücher, CDs und Videos im Internet.

    Amazon zählt neben Apple, Google, Facebook und Ebay zu den wichtigsten und einflussreichsten Online-Unternehmen der Welt.

    2014 brachte Amazon sein eigenes Smartphone mit dem Namen "Firephone" auf den Markt - was allerdings kein rechter Erfolg wurde.

    Amazon-Sprecherin Anette Nachbar betont einmal mehr, dass das Unternehmen mit europaweit 28 Logistikzentren in sieben Ländern jederzeit auf die Streiks reagieren könne. Die Ankündigung von Verdi, die Streiks zu verlängern, kontert sie mit einem Versprechen an die Kunden: „Wir liefern zuverlässig.“ Alle Bestellungen, die bis Montagmittag aufgegeben werden, sollen pünktlich ankommen. Bislang mussten Kunden bis spätestens Sonntagabend ordern, um die Päckchen mit dem Standardversand noch rechtzeitig zu erhalten.

    "Angst vor Entlassungen bei Amazon"

    Zugleich betont Nachbar, dass sich an den Streiks nur eine kleine Minderheit der Mitarbeiter beteilige. Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck sieht das naturgemäß anders. An den ersten Streiktagen haben sich nach seinen Angaben jeweils 500 der 2500 Mitarbeiter in Graben beteiligt. „Dass es nicht noch mehr waren, liegt an ihrer Angst vor Entlassungen.“ Schließlich plane Amazon, hunderte von befristeten Verträgen zum 31. Dezember auslaufen zu lassen.

    Daher ist die Streikverlängerung für Gürlebeck nur konsequent. „Amazon hat sich bei unseren Gesprächen kein bisschen bewegt“, sagt er. Die Mitarbeiter hätten daher geschlossen für die Verlängerung gestimmt.

    An sechs von neun deutschen Amazon-Standorten wird derzeit gestreikt. Damit will die Gewerkschaft durchsetzen, dass Amazon seine Angestellten künftig nach dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels bezahlt. Bisher orientiert sich das Unternehmen an den niedrigeren Löhnen der Logistikbranche. Einen Tarifvertrag gibt es aber nicht. (axhe, sge, sok)

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