Sie gilt als Deutschlands Glamourfürstin. Gloria von Thurn und Taxis kann man schon als eine spezielle Frau einordnen. Inzwischen im Jetset zu Hause, heiratete sie früh und standesgemäß, wurde Mutter von drei Kindern, leitete später das Haus Thurn und Taxis als Top-Managerin. Als "Punker-Fürstin", "Pop-Aristokratin" oder "Prinzessin TNT" machte sie zudem über die Jahre hinweg Schlagzeilen.
Wobei TNT nicht nur als Kürzel für Thurn und Taxis steht, sondern auch für den Sprengstoff, den sie, bildlich betrachtet, gerne mal zündet. Und: Gloria von Thurn und Taxis gilt als tiefgläubige Katholikin. Für den Herrn legt sie sich auch wider den Zeitgeist ins Zeug.
Polarisiert hat sie allerdings schon immer gerne. Vor rund 20 Jahren ging es beispielsweise in einem TV-Gespräch mit Michel Friedman unter anderem um Afrikas Aids-Problem. Salopp mutmaßte die blaublütige Gloria, das hänge damit zusammen, "weil der Schwarze gerne schnackselt", nicht aber mit fehlender Aufklärung in Sachen Verhütung. Später wetterte sie gegen sexuelle Vielfalt oder Kondom-Automaten an Schulen. Für einen Aufreger ist sie also immer gut.
Für einen Aufreger ist Gloria von Thurn und Taxis immer gut
Heute tanzt sie allerdings nicht mehr wie früher mit Rockstars auf Tischen, sondern engagiert sich sozial wie bei der Bayerischen Stiftung Hospiz. Nur manchmal gönnt sich die durchaus talentierte Malerin dem Vernehmen nach eine kleine Exzentrik, wenn sie etwa auf ihrer Harley zum Gottesdienst fährt.
Zuletzt kritisierte die inzwischen 60-Jährige in einem viel beachteten Interview in der Zeitung Welt das Verbot von Gottesdiensten während der Corona-Krise und auch die Haltung der Deutschen Bischofskonferenz. Dass sie mit ihren Aussagen Wellen schlägt und damit auch bei vielen aneckt, weiß die Fürstin, zu deren katholischem Bekanntenkreis der zuletzt wegen Verschwörungstheorien umstrittene frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller gehört. Im legendären Fragebogen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat sie einmal auf die Frage "Was möchten Sie sein?" geantwortet: "Ein Elefant im Porzellanladen."
Das könnte zumindest ein wenig ihr Wesen erklären. Dazu kommt ihr bisweilen missionarischer Eifer "als mündige Katholikin", wie ihr Freund und Beichtvater Wilhelm Imkamp sie beschreibt. Gloria selbst behauptet: "Wir haben als Christen alle die Pflicht, unseren Glauben weiterzugeben."
Mit Blick auf den Islam fügt Thurn und Taxis gegenüber unserer Redaktion hinzu: " Der Glaubenseifer der Muslime ist beeindruckend. Das habe ich schon als Kind, als wir in einem streng muslimischen Land, nämlich in Somalia lebten, mit großer Bewunderung beobachtet." Und ein wenig provokant hängt sie die Frage an: "Haben wir das wohl verlernt?"
"Der Teufel ist die Ursache für alles, was auf der Erde schlecht läuft"
Gloria, die in ihrem jüngsten Interview auch die Deutsche Bischofskonferenz scharf kritisierte, beantwortet die Frage selbst: "Es ist eine allgemeine Müdigkeit in der Glaubensweitergabe festzustellen, nicht nur von den kirchlichen Stellen, sondern von getauften Menschen allgemein. Mein Eindruck ist, dass Sex und Shoppen wunderbare Ruhigstellungsdrogen sind, sodass Religion einfach im Bedürfniskanon der Menschen keinen Stellenwert mehr hat." Sie sei bestenfalls ein kulturelles Relikt.
Wem solche Aussagen ein wenig krude vorkommen, der muss wissen: Die geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau entstammt einem streng katholischen Haus. Schon als kleines Kind habe sie sowohl von Vater und Mutter als auch von den Großmüttern eine solide Glaubensgrundlage bekommen, berichtet Thurn und Taxis. "So habe ich mich früh entschieden, auf der Seite der Guten für den Glauben an Gott zu kämpfen", wie sie es wörtlich formuliert.
Dem Zeit-Magazin sagte die dreifache Mutter vor einigen Jahren, das Schwierige im Leben habe sie geprägt: "Die Krankheit meines Mannes, der Tod, die Einsamkeit, die wirtschaftlichen Probleme und die menschlichen Enttäuschungen." Sie sei zwar etwas zynisch geworden, habe aber nach wie vor Freude am Leben und sei neugierig auf die Menschen. Vom Charakter her sei sie "immer noch draufgängerisch".
Auch die Corona-Krise bringt die Regensburger Schlossherrin mit Gott in Verbindung. "In allem, was auf der Welt passiert, vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen, ja selbst in den Träumen, kann man versuchen, den Fingerzeig Gottes zu erkennen" sagt sie. Die Unternehmerin selbst unterscheidet oft klar zwischen Gut und Böse. Und das formuliert sie dann so: "Der Teufel ist die Ursache für alles, was auf der Erde schlecht läuft." Thurn und Taxis interpretiert das in dem Sinn: "Je weiter wir uns von Gott entfernen, desto breiter wird die Machtbasis des Bösen."
Filme wie "Der Exorzist" machen Fürstin Gloria Angst
Dass immer weniger Menschen heutzutage im katholischen Sinn an Gott glauben, kann man darum nach Ansicht der Fürstin auch am Zustand der Menschheit ablesen: "Hass, Streit, eine komplett gespaltene Gesellschaft. Unordnung, Chaos wo man hinsieht. Je weniger gebetet wird, je weniger Menschen zu den göttlichen Heilmitteln der Sakramente zurückgreifen, desto weiter kann der Fürst der Erde seine Macht und Unheil ausbreiten", sagt sie.
Sie vergleicht die Situation in Deutschland mit Büchern wie "Herr der Ringe", oder "Die Chroniken von Narnia". Da hätten die Autoren versucht, den Kampf zwischen Gut und Böse in eindringliche Bilder zu packen. Das Böse wird laut Thurn und Taxis in Filmen wie "Das Omen" oder "Der Exorzist" gut interpretiert. Auch den umstrittenen dänischen Regisseur Lars von Trier nennt sie in diesem Zusammenhang, der mit Filmen wie "Antichrist" für Furore sorgte. "Allerdings muss ich eingestehen, dass ich mir das nicht ansehen konnte, weil es mir zu brutal ist und mir Angst macht", sagt sie. Solche Filme würden sie verfolgen.
Und wie in einem Roman mit Happy End liefert die Frau, die jedes Jahr mit der Marianischen Frauenkongregation die schwäbische Wallfahrt in Maria Vesperbild besucht, noch ein alt-katholisches Rezept, wie man dem "Teufel" begegnen sollte: "Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass man dem Bösen nicht ausgeliefert ist, sondern man sich ein Schutzschild aufbauen kann, wenn man den Weg zu Gott sucht", erklärt sie. Die Kirche stelle durch die Sakramente, göttliche Hilfsmittel zur Verfügung, die wirksame Kraftspender seien.
Gloria von Thurn und Taxis bedauert den Glaubensverfall in den westlichen Gesellschaften. Die Menschen gäben ohne Not wirksame Waffen aus der Hand. Die Gegenseite würde dies nicht tun, schließt sie: "Satanisten glauben sehr wohl an die Sakramente und an den Teufel."
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