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Glaube: Was zehn Jahre nach dem Besuch von Benedikt XVI. in Bayern geblieben ist

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Was zehn Jahre nach dem Besuch von Benedikt XVI. in Bayern geblieben ist

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    Die Euphorie war groß, als Papst Benedikt XVI. vor zehn Jahren seine bayerische Heimat besuchte. Eine halbe Million Menschen kamen zu den Gottesdiensten.
    Die Euphorie war groß, als Papst Benedikt XVI. vor zehn Jahren seine bayerische Heimat besuchte. Eine halbe Million Menschen kamen zu den Gottesdiensten. Foto: Britta Pedersen, dpa (Archivbild)

    Bayern kann Papst. Das hat der katholisch geprägte Freistaat spätestens seit der Wahl des einstigen Münchner Erzbischofs Joseph Ratzinger zum katholischen Kirchenoberhaupt bewiesen. Und das hat

    Zehn Jahre liegt der Besuch nun zurück. Doch was ist geblieben? Gab es den erhofften Aufschwung für die katholische Kirche in einem zunehmend säkularisierten Deutschland? Wurden die Gotteshäuser danach auch an gewöhnlichen Tagen wieder voller oder beschränkt sich der Messbesuch weiterhin auf Weihnachten und Ostern? Ist die Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten vorangekommen?

    Benedikt XVI: Rückbesinnung auf christliche Werte

    Eine spürbare Steigerung der Zahlen bei den Gottesdienstbesuchen wurde seitdem in den sieben bayerischen Bistümern nicht registriert, auch nicht in den drei Diözesen München-Freising, Passau und Regensburg, wo der Papst auftrat. Schon kurz nach der Visite hatte der damalige Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz und Münchner Kardinal Friedrich Wetter Hoffnungen gedämpft. Eine Massenbekehrung sei nun nicht zu erwarten, sagte Wetter voraus - und sollte recht behalten.

    Begonnen hatte die Pastoralreise unter dem Motto "Wer glaubt, ist nie allein" am 9. September 2006 in München. Tags darauf feierte Benedikt XVI. auf dem Messegelände den ersten großen Gottesdienst, bei dem er eine Rückbesinnung auf die christlichen Werte forderte. Danach ging es weiter nach Altötting. Im Wallfahrtsort hob der Papst, der schon als Kind vor der "Schwarzen Madonna" in der Gnadenkapelle gekniet hatte, die Bedeutung der Marienfrömmigkeit für den katholischen Glauben hervor. Auf dem Weg nach Regensburg schaute er in seinem Geburtsort Marktl nahe

    In Regensburg, wo Ratzinger vor seiner Ernennung zum Münchner Erzbischof gelehrt hatte, traf er evangelische und orthodoxe Christen sowie Vertreter der jüdischen Religion. Die vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler erbetenen konkreten Zeichen der Annäherung zwischen Katholiken und Protestanten blieben aber aus.

    Benedikt wurde 1951 zum Priester geweiht

    Stattdessen erregte eine Vorlesung an der Regensburger Uni weltweit Aufsehen. Benedikt XVI. hatte darin islamische Vorstellungen, Gott lasse auch eine gewaltsame Verbreitung des Glaubens zu, verurteilt. Führende Vertreter des Islam geißelten die Worte des Papstes als "Hasspredigt". Vatikansprecher Federico Lombardi ruderte zurück und betonte, dem Papst sei es um eine entschiedene Zurückweisung religiös motivierter Gewalt gegangen, nicht darum, die Gefühle der Muslime zu verletzen. Am Ende seiner Visite kam Benedikt noch in den Freisinger Mariendom, wo er 1951 zum Priester geweiht worden war.

    Überhaupt glichen zahlreiche Stationen einer Abschiedstour des Papstes durch seine Heimat. Der Besuch im Geburtstort Marktl, die Begegnung mit seinem drei Jahre älteren Bruder Georg in Regensburg, das Gebet am Grab der Eltern und der Schwester sowie der Aufenthalt in seinem früheren Haus vor den Toren der Domstadt spiegelten bewegende Momente des Privatmannes Joseph Ratzinger wider.

    Keine dauerhafte Wiederbelebung des Glaubens

    Bevor Benedikt XVI. am 14. September 2006 den Flieger zurück nach Rom bestieg, weckten seine Schlussworte "Auf Wiedersehen, so Gott will" Hoffnungen auf einen weiteren Besuch in der weiß-blauen Heimat. Zwar kam der Papst fünf Jahre später noch einmal nach Deutschland. Er feierte im September 2011 in Berlin, Erfurt und Freiburg Gottesdienste, sprach im Deutschen Bundestag und traf Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester.

    Bayerischen Boden betrat der Papst aber nicht mehr. Nach seinem spektakulären Rücktritt im Februar 2013 erklärte er, dass er den Vatikan beziehungsweise die Sommerresidenz Castel Gandolfo nicht mehr verlassen werde.

    Das ist aus Sicht der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" auch nicht nötig. Denn der Besuch Benedikts habe nicht einmal in dessen Heimat eine dauerhafte Wiederbelebung des Glaubens bewirkt, sagt Sprecher Christian Weisner zehn Jahre danach.

    Sogar eine im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellte Studie habe festgestellt, dass die Akzeptanz der Kirchen auch in den traditionellen kirchlichen Milieus erheblich abgenommen hat. "Dramatisch ist der Befund, dass man Kirche in der Gesellschaft jenseits der loyalen Kirchgänger und Klischees schlichtweg nicht wahrnimmt", so Weisners Bilanz. Paul Winterer, dpa/lby

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