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Glaube: Restaurator schenkt dem Papst eine neue Kirche

Glaube

Restaurator schenkt dem Papst eine neue Kirche

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    Hermann Dreyer aus Bad Wörishofen hat mehr als 50 Jahre Berufserfahrung als Kirchenrestaurator, in seiner Werkstatt beschäftigte er einst 40 Mitarbeiter.
    Hermann Dreyer aus Bad Wörishofen hat mehr als 50 Jahre Berufserfahrung als Kirchenrestaurator, in seiner Werkstatt beschäftigte er einst 40 Mitarbeiter. Foto: Franz Issing

    Die Idee kam Hermann Dreyer im Traum. „Vermutlich hatte der Heilige Geist dabei seine Hände im Spiel“, ist er überzeugt. Lange Zeit spielte der renommierte Kirchenrestaurator aus Bad Wörishofen (Kreis Unterallgäu) mit dem Gedanken, Papst Franziskus ein Geschenk zu machen. Im Schlaf kam ihm schließlich die Erleuchtung. Er bot dem Pontifex in Rom an, um Gotteslohn eine stark restaurierungsbedürftige Kirche in Argentinien zu sanieren.

    Die Antwort aus dem Vatikan ließ nicht lange auf sich warten. Der Heilige Vater schlug im Einvernehmen mit seinem Nachfolger, Kardinal Mario Aurelio Poli und dem zuständigen Pfarrer, Pater Ernesto Salvia, vor, die vom Verfall bedrohte Zentralkirche Santa Felicitas de Baraccas in Buenos Aires zu sanieren.

    Massive Wasserschäden

    In dieser anno 1876 im deutsch-neogotischen Stil erbauten Kathedrale liegt vieles im Argen. Im Chor wie im Langhaus müssen massive Wasserschäden behoben, Plastiken, Altäre und Fresken gefasst und vergoldet werden. Der 73-jährige Kirchenrestaurator weiß, dass ihn in Argentinien keine leichte Aufgabe erwartet. Was er vorhat, ist selbst für Fachleute kein Kinderspiel. Bevor Dreyer jedoch so richtig loslegen kann, sind erst noch die Schäden in der Zentralkirche zu diagnostizieren. Auch die Reihenfolge der Sanierungsmaßnahmen muss festgelegt werden. All diese Arbeiten sind von Bad Wörishofen aus nicht zu steuern. Hermann Dreyer will sich daher in der Nähe von Sankt Felicitas eine Wohnung mieten und während der Arbeitspausen zwischen Südamerika und dem Unterallgäu hin und her pendeln.

    Die Freude an seiner Kunst treibt den Restaurator auch in Argentinien um. Ähnlich einer Dombauhütte hat er vor, unweit seiner Wirkungsstätte eine Werkstatt einzurichten und junge Leute als Restauratoren auszubilden. Darum hat ihn auch die in Argentiniens Hauptstadt ansässige Hanns-Seidel-Stiftung gebeten, die der Wörishofer Kunsthandwerker mit ins Boot geholt hat.

    Nun stellt sich die Frage: Wann kann Dreyer seine Koffer packen und nach Buenos Aires fliegen? „In ein bis zwei Monaten, rechnet er vor und bemerkt mit einem Augenzwinkern: „In Lateinamerika gehen die Uhren etwas anders, dort nimmt man es mit Terminen nicht so genau.“ Bis das Projekt, in das auch der argentinische Botschafter in Berlin involviert ist, in Buenos Aires anlaufen kann, müssen noch viele Detailfragen mit staatlichen Behörden und dem Episkopat geklärt werden.

    Inzwischen bekam Hermann Dreyer außerdem Post aus Rom. In einem persönlichen Schreiben dankte Papst Franziskus dem Wörishofer Künstler für sein „großzügiges Angebot“ und versprach, die Restaurierung mit seinem Gebet zu begleiten. Wörtlich heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan: „Möge das neu zu gestaltende Gotteshaus dem freudigen Lobe Gottes wieder einen würdigen Rahmen geben, aber auch der inneren Sammlung der Gläubigen für das persönliche, wie auch das liturgische Gebet dienen.“ Auch versicherte der Heilige Vater, allen, die Dreyer bei seinem Engagement unterstützen, den Segen Gottes und den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten.

    Schützenhilfe für sein Vorhaben hat der Kunsthandwerker aus der Kneippstadt auch vom schwäbischen CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüsslein (Neu-Ulm) bekommen. Der Parlamentarier zeigte sich von dessen Vorhaben sehr angetan. „Eine ganze Kirche im viele tausend Kilometer entfernten Argentinien auf eigene Kosten zu restaurieren ist eine reife Leistung und auch ein ehrenhaftes Vorhaben.“

    Bei einem Gespräch, das Hermann Dreyer kürzlich mit Nüsslein und dem argentinischem Botschafter David Polski führte, luden die beiden Schwaben den argentinischen Botschafter zu einem Besuch ins Allgäu ein – „damit er die schwäbische Kultur und Küche kennen lernt“. Statt Steak und Pommes Frites stehen dann Käsespätzle auf der Speisekarte.

    Jahzehntelange Erfahrung mit der Restaurierung von Kirchen

    Hermann Dreyer hat jahzehntelange Erfahrung mit der Restaurierung von Kirchen, Kapellen und kunsthistorisch wertvollen Gebäuden. Er verfügt über eine mehr als 50-jährige Berufspraxis und beschäftigte früher in seinem Studio für Denkmalpflege in Frechenrieden (Unterallgäu) 40 Mitarbeiter. Restaurierungen in mehr als 40 Gotteshäusern in den Diözesen München, Augsburg und Rottenburg tragen seine Handschrift. In seiner Allgäuer Heimat war Dreyer unter anderem an der Sanierung des Kaisersaales in Ottobeuren beteiligt. Auch die Prunkräume in der Fürstäbtlichen Residenz in Kempten und die Karthause in Buxheim prägte er mit. Er hat Räume im Dominikanerkloster Wettenhausen (Kreis Günzburg) wieder auf Vordermann gebracht und zeigte künstlerisches Engagement in der Wieskirche, in Schloß Linderhof – und jetzt eben in Buenos Aires.

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