Eine Maske im Gesicht kann ja so einiges verdecken – zum Beispiel die frischen Narben einer Schönheits-OP. Bei einer Tagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen hieß es jüngst, dass seit der Corona-Krise die Nachfrage nach ästhetischen Eingriffen im Gesicht angestiegen ist. Beobachten Sie diesen Trend auch?
Werner Mang: Was wir tatsächlich sehen, ist eine verstärkte Nachfrage nach rekonstruktiven Operationen – darunter fällt zum Beispiel eine Nasenchirurgie nach einem Unfall oder eine Operation von Lippen-Kiefer-Gaumensegel-Spalten. Die Patienten, die sich medizinisch begründeten Operationen unterziehen, sind oft sowieso schon psychisch angeschlagen und haben sich nicht aus dem Haus getraut. Sie waren froh, dass sie sich unter der Maske verstecken konnten, bis die Schwellung abgeklungen war. Ich muss aber dazu sagen, dass wir in der Bodenseeklinik ohnehin überwiegend rekonstruktive Operationen durchführen. Bei der plastischen Chirurgie hat die Maskenpflicht meiner Meinung nach nicht zu einer vermehrten Nachfrage geführt. In Lindau haben Leute mit frisch überstandenen Gesichtsoperationen ja immer schon zum Stadtbild gehört. Das war wie ein Markenzeichen. Im Moment fallen sie durch die Maske eben nicht so sehr auf.
Mang: "Es muss jeder selber entscheiden"
Wie sieht es mit Lidstraffungen aus? Die Augen erfahren ja zurzeit eine recht hohe Aufmerksamkeit – sind sie doch das Einzige, was man im Gesicht noch erkennen kann...
Mang: Lidstraffungen gehören zu den häufigsten OPs genauso wie das Entfernen von Tränensäcken. Diesen Trend gibt es schon länger. Ich sehe da keine verstärkte Nachfrage aufgrund der Corona-Krise – genauso wenig wie bei Facelifts oder Fettabsaugungen, was man ja vielleicht denken könnte.
Würden Sie empfehlen, Eingriffe im Gesicht gerade jetzt durchzuführen?
Mang: Nein, ich bin da generell sehr zurückhaltend. Es muss jeder selber entscheiden, ob und wann er eine solche Operation möchte. Aber meine Aufgabe ist es eben auch, den Leuten gut zuzureden. Oft kommen junge Mädchen zu mir mit unrealistischen Vorbildern, die sie auf Instagram oder Youtube gesehen haben. Ihnen sage ich dann, Aussehen ist nicht alles und schicke sie heim. Ich habe eine große Verantwortung – und ich muss versuchen, den Schönheitswahn zu bremsen. Viele haben es doch gar nicht nötig. Und den Leuten, die massive medizinische Probleme haben und aus diesem Grund eine Operation brauchen, sage ich, dass eine Schwellung nach der OP doch nicht so schlimm ist. Nach 14 Tagen ist das auch überstanden.
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