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Gewaltprävention in Augsburg: Schäuble trifft den Kobold

Gewaltprävention in Augsburg

Schäuble trifft den Kobold

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    Schäuble trifft den Kobold
    Schäuble trifft den Kobold Foto: Fred Schöllhorn

    Von Ute Krogull Augsburg - Wer ein Kindergartenkind sieht, kann sich nicht vorstellen, dass es einmal als Jugendlicher Amok läuft. Dabei lassen sich schon im Vorschulalter Risiken feststellen, etwa Aggression, Hyperaktivität und extreme Schüchternheit. Der Berliner Psychologieprofessor Herbert Scheithauer erforscht Gewaltexzesse an Schulen und sucht Wege, sie zu vermeiden. Mit dem

    Er ist mit Familienministerin Ursula von der Leyen und einer Expertenrunde, zu der Scheithauer gehört, auf der Suche nach Projekten, die früh ansetzen, damit es nicht zum Schlimmsten kommt. "Papilio" hat drei Ebenen: Kinder lernen anhand des Stücks "Paula und die Kistenkobolde" der Augsburger Puppenkiste Gefühle kennen. So steht Zornibold für Wut und Bibberbold für Angst. In anderen Aktionen entwickeln sie Kreativität und soziales Verhalten. Außerdem werden Erzieherinnen fortgebildet, die Entwicklung der Kinder zu unterstützen. Eltern werden von den Erzieherinnen intensiv beraten.

    Eine Mutter berichtete gestern vom Erfolg: "Mein Sohn akzeptiert jetzt, wenn sein kleiner Bruder seine Ruhe will. Und er kennt das Gefühl Zorn. Früher wusste er nicht, was mit ihm los ist." Projektleiterin Heidrun Mayer erklärt, dass auch Zorn nicht als "schlecht" gesehen werde. "Die Kinder sollen einfach lernen, dass Wut kommt und geht." Und dass man nicht zuschlagen muss, sondern es reicht, ein Bild zu malen, um sich abzureagieren. Eine Langzeitstudie ergab, dass solche Mittel im formbaren Alter nachhaltig wirken. So weisen "Papilio"-Kinder noch im Schulalter besseres Sozialverhalten auf. Außerdem haben sie am Ende der ersten Klasse überdurchschnittliche Leistungen in Rechnen und Schreiben. Problemkinder profitieren besonders.

    Ministerium zeigt kalte Schulter

    Schäuble, der sehr angetan von dem Augsburger Projekt war, will sich politisch für das Programm einsetzen. Auch der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hat sich "Papilio" im September in Augsburg angesehen - und sei ebenfalls begeistert gewesen, berichtet der Landtagsabgeordnete Max Strehle (CSU). Offenbar aber weder die Staatskanzlei noch das Sozialministerium. Eine Förderung durch den Freistaat kommt nicht in Frage, während andere Bundesländer das Projekt viel wohlwollender beurteilen. Die Konzeption soll sogar exportiert werden: Indien hat Interesse angemeldet. Strehle ärgert die Ignoranz aus München. "Das Ministerium liegt daneben", sagt er. Und er fordert: "Es gibt ein paar Personen, die dafür zur Verantwortung gezogen werden müssen."

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