Plötzlich schüttelt es einen am ganzen Körper, die Temperatur steigt stetig – und dazu gesellen sich noch Kopfschmerzen, Halsschmerzen und Reizhusten. So erging es rund 24.000 Menschen vergangene Woche in Deutschland. Im Stadtgebiet Augsburg haben sich im Februar bislang 77 Menschen mit der echten Grippe angesteckt (Stand: Mittwoch, 21. Februar). Das sind fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr - 2017 waren es im gesamten Februar nur 39 Fälle. Insgesamt sind dem Gesundheitsamt Augsburg bereits gut 120 Fälle allein im Jahr 2018 bekannt - registriert wird allerdings nur, wer in ärztlicher Behandlung ist. Auch den Landkreis Dillingen hat die Grippewelle schwer erwischt - dort gab es bereits Tote. Die Grippewelle hat im Februar einen neuen Höhepunkt erreicht.
Hat die hohe Zahl an Grippeerkrankungen auch Auswirkungen auf das öffentliche Leben? Im Kreiskrankenhaus in Günzburg mussten bereits Operationen abgesagt werden. Zu viele Ärzte und Pflegepersonal befinden sich im Krankenstand. Müssen sich Patienten in Augsburg und der Region auf Ähnliches gefasst machen? Ines Lehmann vom Klinikum Augsburg bestätigt: „Viele Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme sind erkrankt. Das macht die Situation nicht leichter.“ Dennoch gibt sie Entwarnung: Operationen müssten deswegen nicht abgesagt werden.
Grippewelle wirkte sich auf Bahnverkehr aus
Grippe oder Erkältung: Wie kann man sich schützen?
Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Schädel dröhnt: Durch Deutschland rollt eine Erkältungs- und Grippewelle. Doch was unterscheidet eine Erkältung von einer richtigen Influenza? Und wie können sich Menschen schützen? Fragen und Antworten:
WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER ERKÄLTUNG UND EINER GRIPPE? Ein grippaler Infekt, wie eine Erkältung auch genannt wird, hat mit der echten Grippe nichts zu tun. Beide werden durch verschiedene Erreger verursacht. Eine Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst, Erkältungen werden von mehr als 30 verschiedenen Erregern hervorgerufen wie zum Beispiel Rhino- und Coronaviren. Zu den Erkältungssymptomen zählen Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. In Einzelfällen, etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann jedoch auch eine Erkältung zu schweren Komplikationen führen.
WIE ÄUSSERT SICH EINE VIRUSGRIPPE? Im Gegensatz zu einer normalen Atemwegserkrankung, die meist nach wenigen Tagen überstanden ist, schlägt die Virusgrippe schnell und heftig zu. Symptome sind in der Regel plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockener Reizhusten. Nicht jeder Infizierte erkrankt allerdings auch. Zudem sind eine echte Grippe und eine Erkältung nicht immer anhand der Symptome zu unterscheiden. In Zweifelsfällen lässt sich eine Grippe durch einen Rachen- und Nasenabstrich im Labor nachweisen.
WIE KANN ICH MICH SCHÜTZEN? Vor allem Ältere und chronisch Kranke sollten sich gegen Influenza impfen lassen. Ein einfacher und effektiver Schutz gegen Infektionen ist aber auch das Händewaschen. Mehrmals am Tag sollten die Hände für 20 bis 30 Sekunden mit Wasser und Seife gewaschen werden. In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2016 gab allerdings nur knapp jeder Zweite an, sich in der kalten Jahreszeit beim Nachhausekommen regelmäßig die Hände zu waschen.
Es ist in jedem Fall ratsam, die Hände vom Gesicht fernzuhalten und aufs Händeschütteln zu verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. Wenn viele Menschen zusammenkommen wie zum Beispiel im Karneval, ist das Übertragungsrisiko besonders hoch. Wechselduschen und Saunagänge härten den Körper ab und machen ihn weniger anfällig für Infekte. Zudem befeuchten nasse Tücher auf der Heizung und regelmäßiges Lüften die Raumluft, denn Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfälliger für Viren.
WELCHE ERKÄLTUNGS- UND GRIPPEMITTEL HELFEN? Gegen Grippeviren gibt es Medikamente, die allenfalls die Dauer der Erkrankung leicht verkürzen können. Sie können aber zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen führen. In der Regel hilft es nur, auszuruhen und abzuwarten. Es gibt freilich eine Reihe von Mitteln, die Beschwerden lindern, darunter Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol sowie abschwellende Nasensprays.
Antibiotika helfen nicht gegen Erkältungensviren, sondern sind höchstens sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion der Atemwege hinzukommt und mögliche Komplikationen drohen. Auch Präparate mit Zink, Vitamin C oder Echinaceaextrakten werden oft bei Erkältungen empfohlen, zuverlässige Nachweise über die Wirksamkeit gibt es aber nicht. Wer sich rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke holt, der sollte besser jedes Symptom einzeln bekämpfen, rät die Stiftung Warentest. Die viel beworbenen Kombipräparate, die gleich mehrere Wirkstoffe enthalten, sind nach Ansicht der Verbraucherexperten gegen Erkältung wenig geeignet.
WARUM IST BEI SCHNUPFENSPRAYS VORSICHT ANGEBRACHT? Werden bestimmte abschwellende Nasentropfen oder -sprays länger als fünf bis sieben Tage nacheinander angewendet, kommt es zu einem dauerhaft starken Anschwellen der Nasenschleimhaut. Es entsteht ein sogenannter medikamentenbedingter Schnupfen, der dann eine oft monate- oder jahrelange Verwendung der Mittel nach sich zieht. Patienten werden regelrecht süchtig. Auf Dauer wird die Funktion der Nasenschleimhaut dadurch zerstört. (AFP)
Ähnlich sieht die Situation im Vinzentinum aus. Wolfgang Kiefer, Leiter des Pflege- und Patientenmanagements, berichtet: „Wir haben derzeit krankheitsbedingte Ausfälle in der Mitarbeiterschaft. Diese bewegen sich jedoch auf Normalniveau und können gut kompensiert werden.“ Daher gebe es im Klinikbetrieb keinerlei Einschränkungen. Alle Operationen finden regulär statt. Und auch die Anzahl der Patienten mit nachgewiesener Influenza halte sich in Grenzen - sie befinde sich im einstelligen Bereich.
Die Grippewelle hat in den vergangenen Wochen auch viele Bahnfahrer getroffen - zumindest indirekt: Da sich einige Lokführer kurzfristig krankgemeldet hatten, kam der Bahnverkehr in bestimmten Gebieten zum Stocken. Auf der Strecke zwischen Augsburg und Bobingen sowie zwischen Ulm und Aalen mussten Mitte Februar mehrere Züge gestrichen werden. Mittlerweile habe sich die Lage bei der Bahn entspannt. Eine Sprecherin sagt, dass es momentan „keine nennenswerten Krankheitszahlen“ unter den DB-Mitarbeitern gebe.
Augsburger Stadtwerke mussten vor drei Jahren auf den Ferienfahrplan umstellen
Nicht nur bei der Bahn läuft der Verkehr noch planmäßig, auch die Stadtwerke haben bislang keine größeren Probleme aufgrund der grassierenden Influenza. „Auch hier sind Mitarbeiter krank, aber es gibt keine Ausfälle oder Beeinträchtigungen“, sagt Jürgen Fergg, Pressesprecher der Augsburger Stadtwerke. Vor drei Jahren sah die Situation anders aus: Die SWA musste auf den Ferienfahrplan und eine geringe Fahrfrequenz umstellen, da sehr viele Busfahrer krank wurden. „Das traf uns ziemlich heftig“, erinnert sich Fergg. Dieses Jahr soll es nicht soweit kommen. Dennoch: „Wie der Krankenstand in zwei Wochen aussieht, kann man natürlich nicht sagen“, sagt der SWA-Sprecher und fügt hinzu: „Aber: toi, toi, toi.“
Augsburger müssen also nicht länger als sonst auf den Bus warten. Das Gleiche gilt auch bei Behördengängen. Wer einen neuen Personalausweis benötigt oder sein Auto anmelden will, der kann dies ohne zusätzliche Wartezeit tun. Sowohl im Landratsamt Augsburg wie im Rathaus gebe es keine signifikant hohen Krankmeldungen. Wer sich vor lästigen Behördengängen drücken will, hat also keine Ausrede mehr – außer natürlich, er liegt mit Grippe im Bett.
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