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Gesundheit: Wenn die Kinder ständig kränkeln

Gesundheit

Wenn die Kinder ständig kränkeln

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    Wenn der Nachwuchs ständig kränkelt, ist das für Eltern ausgesprochen anstrengend. Ungewöhnlich aber ist es nicht.
    Wenn der Nachwuchs ständig kränkelt, ist das für Eltern ausgesprochen anstrengend. Ungewöhnlich aber ist es nicht. Foto: Symbolbild: Pleul/dpa

    Kaum ist ein Infekt überstanden, bringt manches Kind bereits den nächsten mit nach Hause. Das ist leider keine Seltenheit, stellt die Stiftung Kindergesundheit fest: Junge Eltern müssen damit rechnen, dass ihr Baby im ersten Lebensjahr acht bis zehn Mal mit Erkältungsviren angesteckt wird. Kindergartenkinder laufen 12- bis 15 Mal, manchmal sogar bis zu 18 Mal im Jahr über Wochen mit einer Rotznase herum. Innerhalb von zwölf Monaten machen 88,5 Prozent der 0- bis 17-Jährigen mindestens eine Erkältung oder einen grippalen

    Ärzte sprechen von "banalen" Infekten

    Selbst Kinder, die im ersten Lebensjahr von ansteckenden Krankheiten verschont blieben, holen das spätestens beim Eintritt in eine Kindertagesstätte oder in den Kindergarten nach. „Wenn kleine Kinder zusammenkommen, können sie sich gegenseitig mit Krankheiten anstecken. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit, die allen Eltern lange bekannt ist“, sagt Professor Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt an der Universitätskinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Diese Infekte sind zwar meist unangenehm und belastend, oft aber auch wichtig und notwendig, weil sie das Immunsystem trainieren. Krippenkinder sind anfänglich häufiger krank als Hauskinder, das könnte sich aber längerfristig mit einer höheren Widerstandskraft und weniger Infekten im späteren Kindergarten- oder Schulalter auszahlen.“

    Die Ärzte sprechen zwar verniedlichend von „banalen“ Infekten. Rechnet man aber aus, dass ein kleines Kind womöglich drei bis vier Monate im Jahr krank ist, versteht man, dass die Eltern das keineswegs banal finden. Warum unsere hochmoderne Medizin gegen diese alltäglichen Infekte keine wirksamen Hilfen anbietet, wird einem klar, wenn man sich die Ursachen vor Augen führt: Eine unglaubliche Fülle von Erregern attackiert ständig den Organismus des Kindes und führt entweder zu einer „stillen Feiung“ – das heißt, zu einer unbemerkten Auseinandersetzung des Körpers mit den Erregern – oder zu mehr oder weniger ernsthaften Erkrankungen. „Viele Infektionen sind gewissermaßen Kinderkrankheiten, die man durchmachen muss, um später dagegen immun zu sein“, so Koletzko.

    Infektionsträger werden meist über Hände übertragen

    Wann ist die Ansteckungsgefahr am größten? In der kalten Jahreszeit – und die dauert bei uns vom Spätherbst bis Ende April, oft auch bis zu den Eisheiligen Mitte Mai, so die Stiftung. Die Kälte spielt allerdings nicht die wichtigste Rolle, denn die meisten Viren sterben sogar an der frischen Luft ab. Bei schlechtem Wetter leben die Kinder aber auf engem Raum zusammen und die Erreger finden leichter ihre Opfer.

    Auf welchem Weg stecken sich die Kinder an? Entgegen der weitverbreiteten Annahme werden Infektionserreger am häufigsten über die Hände übertragen und nicht durch Speicheltröpfchen beim Husten oder Niesen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Die Erklärung liegt in dem ihrem Alter entsprechenden unhygienischen Verhalten: Kleine Kinder stecken vieles in den Mund, fassen alles an und haben auch ihre Finger recht häufig im Mund.

    Antibiotika sind bei Husten und Schnupfen meist unnötig

    Was hilft bei Husten und Schnupfen?„Antibiotika sind bei Husten und Schnupfen meist unnötig“, unterstreicht Koletzko mit Nachdruck. Sie richten nichts aus gegen die Viren, die in aller Regel hinter der Erkältung stecken. Hustenblocker sind meist nur bei starkem Reiz- oder Krampfhusten notwendig, wenn zum Beispiel das Kind keine Nachtruhe mehr findet und dadurch sehr erschöpft ist. Ansonsten sollte der durchaus nützliche Hustenreiz nicht unterdrückt werden, damit das Kind Schleim und Krankheitserreger wieder loswird.

    Trockene, warme Luft im Zimmer verstärkt den Hustenreiz. Gegen eine Austrocknung der Schleimhäute braucht das Kind feuchte Luft in seinem Zimmer, am besten lässt man kühle Luft herein und hängt nasse Handtücher über die Bettgitter. Fuß- und Armbäder mit ansteigenden Temperaturen helfen bei Beginn der Erkrankung, sie beruhigen und lösen das Sekret. Als Badezusatz kann man Thymian verwenden, er wirkt schleimlösend und krampfstillend, seine ätherischen Öle kann das Kind zusätzlich inhalieren. Auch Inhalationen mit physiologischen Kochsalzlösungen oder Kamille haben sich bewährt. Geeignete Hustengetränke sind heißer Tee mit Zitrone, heiße Milch mit Honig. Ebenfalls hilfreich: gekochte Zwiebeln mit Kandis.

    Jugendärzte kennen typische "Infekt-Kinder"

    Gibt es eine besondere Neigung zu Infekten? Kinder- und Jugendärzte kennen typische „Infekt-Kinder“, ja regelrechte „Infekt-Familien“, die aus irgendeinem genetischen Grund besonders anfällig für Ansteckungen sind, so die Stiftung Kindergesundheit weiter. Mit einem schwachen Immunsystem hat das meist nichts zu tun, oft steckt sogar eine besonders starke Immunreaktion dahinter. Die Infekte dieser Kinder dauern oft länger als vier Tage. Das Kind leidet auch schwerer, bei ihm kommt es häufiger zu Komplikationen, zum Beispiel zu einer Mittelohrentzündung.

    Ausgeprägte, krankhafte Störungen der Immunabwehr sind dagegen sehr selten, heißt es. Sie äußern sich meist durch immer wieder auftretende eitrige Infekte, Durchfälle, schlecht zu behandelnde Pilzinfektionen und durch so genannte opportunistische Infekte: Das sind Krankheiten, die durch seltene oder normalerweise völlig harmlose Erreger ausgelöst werden.

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