Appelle an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen, reichen nicht. Das hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erkannt und will daher die Gesetze verschärfen. Denn die hoch ansteckenden Erkrankungen Masern und Mumps sind bundesweit immer wieder ausgebrochen. Zwar muss schon jetzt vor dem Eintritt in eine Kindertagesstätte eine ärztliche Impfberatung nachgewiesen werden. „Diese Pflicht verschärfen wir jetzt nochmals“, sagt Gröhe. „Im Sommer soll eine gesetzliche Regelung in Kraft treten, wonach Kitas an die Gesundheitsämter melden müssen, wenn Eltern die Impfberatung verweigern.“ Das gebe den Gesundheitsämtern die Chance, gezielt auf diese Eltern zuzugehen.
Gesundheitsämter können Eltern zur Beratung laden
Schon jetzt können Gesundheitsämter nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums impfunwillige Eltern zu einer Beratung laden. Wenn die Kitas die Eltern melden, was sie bisher aber nicht müssen. Dies will Gröhe ändern. Auch ermögliche das Gesetz ein Bußgeld für ganz hartnäckige Beratungsverweigerer. Doch in Bayern werden derzeit keine Daten an das Gesundheitsamt weitergeleitet, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Auch werde kein Bußgeld fällig. Dennoch begrüßt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) die Pläne von Gröhe. Schließlich arbeite ihr Ministerium seit Jahren daran, die Impfquoten zu steigern. Die großen Impflücken sind auch der Grund, warum Gröhe eine Verschärfung der Gesetze will.
Masern und Mumps sind keine harmlosen Kinderkrankheiten
Die Impflücken führten dazu, dass Masern- und Mumpserkrankungen immer wieder auftreten. Und das sind keine harmlosen Kinderkrankheiten, betont Dr. Jakob Berger. Der stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes befürwortet nicht nur den Vorstoß von Minister Gröhe, er wünscht sich eine generelle Impfpflicht. Doch die ist derzeit nicht vorgesehen: „Sie kommt nur als Ultima Ratio infrage“, erklärt Huml. Zunächst setze man auf Information und Motivation. Und die ist nach Ansicht von Berger nötig, „denn es ist einfach leichtsinnig, wenn Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen“.
Fragen und Antworten zum Thema Impfen
Was ist Impfen?
Mittels einer Spritze mit abgetöteten Viren oder Virusbestandteilen wird der Körper dazu animiert, vorbeugend Antikörper gegen bestimmte Krankheitserreger zu bilden.
Ist Impfen Pflicht?
Nein, aber Ärzte empfehlen es aus gutem Grund.
Welche Impfungen brauche ich?
Hausarzt Dr. Berger empfiehlt Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung, Keuchhusten, Hepatitis B, das Bakterium Haemophilus influenzae, Masern, Röteln, Mumps.
Bin ich geimpft?
Auskunft gibt der Impfpass. Ist er nicht auffindbar, hilft nach Angaben von Dr. Berger ein Bluttest. Gerade Menschen, die mit Kindern arbeiten, müssen über ihre Impfungen Bescheid wissen.
Wer kann impfen?
Alle Ärzte.
Wo kann ich mich informieren?
Auf den Internetseiten www.impfen-info.de und www.rki.de/impfen. (huda)
Zwar verursachen Mumps und Masern, wenn sie im Kindesalter ausbrechen, in den meisten Fällen keine bleibenden Schäden. „Es gibt aber Ausnahmen und die sind so gravierend, dass jede Mutter und jeder Vater, der diese Kinder gesehen hat, sofort für eine Impfung wäre.“ So könnten Masern zu schweren nachhaltigen Hirnschäden und Lähmungen führen. Mumps wiederum ist für junge Erwachsene sehr gefährlich: „Es kann zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse kommen, zu Entzündungen der Ohren und damit zum Hörverlust. Es können Hirnhaut- und Hodenentzündungen auftreten.“
Doch gerade Mumps ist auch in Bayern auf dem Vormarsch. In diesem Jahr seien bereits 61 Mumps-Erkrankungen registriert worden. „Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.“ Die Zahl der Masernfälle sei dagegen mit insgesamt 33 Fällen im Jahr 2016 erfreulich niedrig.
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