Die Zahlen aus München sind alarmierend: 320 Masernfälle wurden dort seit April 2013 registriert, als die Welle in der Landeshauptstadt ausbrach - das sind deutlich mehr als in den Jahren zuvor. In Augsburg aber ist die Lage entspannt. Dr. Ulrich Storr, Leiter des Masern: Nach 1970 Geborene sollten Impfung überprüfen
Ist der FC Bayern schuld?
Es wurde bereits spekuliert, dass die Siegesfeiern des FC Bayern München mitverantwortlich für die Masernwelle sein könnten. Dort kamen viele Menschen auf engem Raum miteinander in Kontakt, so dass sich die Viren ausbreiten konnten. Beim Münchner Gesundheitsreferat will man das aber nicht auf die Fußball-Feierlichkeiten beschränken. "München ist eine Großstadt. Es liegt in der Natur der Sache, dass in einem Ballungsraum sehr schnell sehr viele Menschen aufeinandertreffen, etwa bei Großveranstaltungen wie Konzerten, Fußballfeiern oder bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln", so Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt. Wenn jemand an Masern erkrankt sei, aber noch nicht den typischen Ausschlag habe, könnten nicht-Immune extrem rasch angesteckt werden. "Das ist ja das Tückische an Masern. Der einzig wirksame Schutz ist die Impfung. Insbesondere junge Erwachsene, die nach 1970 geboren sind, sollten ihren Impfstatus dringend überprüfen", so Lorenz.
Forderungen nach Impfpflicht gegen Masern in Deutschland
Inzwischen werden auch Forderungen nach einer Impfpflicht für Kinder: Die meisten Deutschen sind dafür laut. Dr. Ulrich Storr setzt eher auf Information und Aufklärung: "Das wäre ein Paradigmenwechsel, denn bisher hat es in Deutschland keine Impfpflicht, sondern nur Empfehlungen gegeben, so dass die mündigen Bürger selber entscheiden können", so der Leiter des Augsburger Gesundheitsamts.
Er hält es auf jeden Fall für sinnvoll, besser über das Thema zu informieren und die Kontrollen zu verbessern. Bisher ist die Vorlage des Impfpasses nur bei der Einschulung verpflichtend. Storr hält es für gut, auch in Kindergärten und weiterführenden Schulen eine Vorlage-Pflicht einzuführen und bei dieser Gelegenheit die Eltern zu informieren.
Jugendliche und junge Erwachsene bereiten Sorgen
Der Leiter des Augsburger Gesundheitsamtes geht noch einen Schritt weiter und sähe es gerne, wenn sich auch Universitäten und Arbeitgeber die Impfausweise vorlegen lassen würden. "Jugendliche und junge Erwachsene bereiten uns in Sachen Masern schon etwas Sorgen. Als es die Wehrpflicht noch gab, war dies eine gute Gelegenheit, die Impfung aufzufrischen."