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Gesundheit: Coronavirus: Müssen Allergiker besonders Angst haben?

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Coronavirus: Müssen Allergiker besonders Angst haben?

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    Die Natur erwacht und die Nase juckt: Millionen Menschen leiden unter Heuschnupfen. Einige Allergiegeplagte müssen nicht nur niesen, sondern haben auch Atemprobleme.
    Die Natur erwacht und die Nase juckt: Millionen Menschen leiden unter Heuschnupfen. Einige Allergiegeplagte müssen nicht nur niesen, sondern haben auch Atemprobleme. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

    Es könnte ja alles so schön sein. Der kornblumenblaue Himmel, die Sonne, die Blumen, das träge Surren der Bienen. Wären da nicht die Pollen, die wie lästige Schmeißfliegen durch die frühlingswarme Luft schwirren. Millionen Menschen schniefen und niesen und reiben sich die roten Augen. Und in diesem Jahr kommt zu allem Überfluss noch eine große Verunsicherung dazu.

    Viele Allergiker leiden nicht nur unter einer juckenden Nase, sondern auch unter Atemproblemen, einige kommen nur mit einem Kortison-Spray einigermaßen über die Runden. Und viele von ihnen fragen sich nun: Heuschnupfen und Corona – kann das gefährlich werden? Welche Medikamente darf ich einnehmen? Bin ich anfälliger für die Lungenkrankheit Covid-19? Und habe ich ein größeres Risiko für einen schweren Verlauf?

    Coronavirus und Allergie: Kein erhöhtes Risiko, zu erkranken

    Der Lungenspezialist Dr. Andreas Hellmann vom Zentrum für Pneumologie, Onkologie und Schlafmedizin am Diako in Augsburg macht deutlich: Wer unter allergischem Asthma leidet, der müsse nicht befürchten, dass er ein erhöhtes Risiko hat, an Covid-19 zu erkranken. Die Lunge sei nicht anfälliger für das Virus. „Asthma ist keine Lungenkrankheit, sondern eine Erkrankung der Atemwege“, sagt der Mediziner im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Allerdings: Wie bei anderen Infektionen auch könne sich das Asthma durch eine Ansteckung mit dem Coronavirus verschlechtern. Ob ein Asthmatiker ein höheres Risiko für einen besonders schweren Verlauf der Krankheit hat, das könne man derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. „Aber bei gut eingestellten Patienten ist das bisher nicht zu beobachten.“

    Kortison-Spray unbedingt weiterhin nehmen

    Viele Allergiker nehmen während der Pollensaison Kortison-Präparate ein – und manche sind sich jetzt unsicher, ob sie diese weiterhin verwenden sollen, da Kortison das Immunsystem schwächen kann. Die meisten Allergiker verwenden Mediziner Hellmann zufolge ein Kortison-Spray – und das sollten sie auch während der Corona-Pandemie unbedingt weiternehmen, sagt der Lungenexperte. Sonst bestehe die Gefahr, dass sich die Atemnot verschlimmere.

    Bei Kortison-Tabletten müsse man indes ein wenig vorsichtiger sein. Ab 50 Milligramm gibt es eine immunsuppressive Wirkung, die körpereigenen Abwehrkräfte werden geschwächt, die Menschen werden anfälliger für Infektionen. Hellmann zufolge nehmen Allergiker allerdings in den allermeisten Fällen keine derart hohen Dosen ein. „Die meisten Pollenallergiker nehmen fünf bis zehn Milligramm pro Tag und dann nicht regelmäßig. Und in solchen niedrigen Dosen gibt es keine negativen Auswirkungen auf das Immunsystem“, sagt der Experte.

    Auch Dr. Martin Schwaiblmair, Funktionsbereichsleiter Pneumologie am Augsburger Universitätsklinikum, rät dringend dazu, eine Therapie nicht eigenhändig abzubrechen. Die verordneten Medikamente müssten unbedingt konsequent eingenommen werden.

    „Schlecht kontrollierte Allergiker haben ein höheres Risiko, an einer schweren Verlaufsform von Covid-19 zu erkranken.“, sagt er. Eine Unterbrechung oder Veränderung der Asthma-Behandlung könnte die Symptome außerdem verschlechtern und dadurch unnötige Arztbesuche oder sogar Krankenhausaufenthalte verursachen.

    Birkenpollen auf dem Vormarsch

    Wer gerade schniefend und mit roten Augen zuhause sitzt, der wird nicht nur die Corona-Kurve im Blick haben, sondern noch ein ganz anderes Diagramm: Nämlich das, das erklärt, wie viele Pollen gerade durch die Luft schwirren. Und diese Kurve geht derzeit steil nach oben.

    Wie sich der Pollenflug in den vergangenen Tagen in Bayern entwickelt hat, zeigt das elektronische Polleninformationsnetzwerk. An acht Standorten im Freistaat wird regelmäßig die Anzahl der Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen. Unter anderem in Mindelheim (Landkreis Unterallgäu). Und die Daten zeigen: Am 3. April gab es 90 Birkenpollen pro Kubikmeter – am Osterwochenende waren es mehr als 1100. Die Birke sei in den meisten Regionen gerade erst „in den Ring gestiegen“, teilt die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst mit, die Belastung habe deutlich zugenommen, die Spitze sei aber noch nicht erreicht.

    „Wir sind mittendrin“, sagt auch Dr. Jeroen Buters vom Zentrum für Allergie und Umwelt in München. Er erklärt, was es mit den Zahlen auf sich hat: Manche Menschen reagieren schon, wenn in einem Kubikmeter Luft 50 Pollen sind, andere merken erst ab einer Belastung von 300 Symptome. Bei Werten über 1000, wie sie nun in Mindelheim gemessen wurden, spüren aber alle Allergiker Symptome.

    Nachts die Fenster geschlossen halten

    Übrigens: Pollen sind nicht gleich Pollen, sie können von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein, erklärt Buters. „Je länger sie reifen, desto mehr Allergene haben sie“, sagt der Pollenexperte. Und umgekehrt: Je kürzer sie reifen – also wenn das Wetter schon sehr früh im Jahr sehr warm ist – desto weniger Allergene haben sie. Für die bis zu 30 Prozent der Menschen im Freistaat, die von einer Allergie geplagt sind, hat er vor allem einen Tipp: Nicht in der Nacht lüften. Denn gegen drei Uhr morgens würden immer sehr hohe Werte gemessen. Er rät: „Das Fenster um sechs Uhr aufmachen. Und um neun wieder zu.“

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