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Gesellschaft: Skeptisch am Stammtisch: Münchner Männerunde diskutiert über die Wissenschaft

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Skeptisch am Stammtisch: Münchner Männerunde diskutiert über die Wissenschaft

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    Karten wird hier nicht gespielt, dafür umso mehr über die Wissenschaft debattiert.
    Karten wird hier nicht gespielt, dafür umso mehr über die Wissenschaft debattiert.

    Ein Montagabend in München. Eine Kneipe im Westend, eine Männerrunde trinkt Bier oder Spezi. Die Herren tragen feine Hemden oder Rockerkleidung, sandfarbene Hosen oder Spruch-T-Shirts. Nach und nach trudeln sie ein, etwa 20 Leute werden es heute noch werden.

    Sie diskutieren, lachen, essen Currywurst und Schnitzel, nur manchmal wird einer lauter, weil ihn etwas aufregt, doch alle bleiben entspannt, es gibt keine Tabus, die Meinungsfreiheit ist an diesem langen Tisch zu Hause. Ein typischer Kneipenabend unter Männern eben. Die gesellige Runde könnte ein Stammtisch wie jeder andere sein. Vielleicht FC–Bayern-Fans, Kleintierzüchter oder Schafkopffreunde. Doch diese Herrschaften gehören einer seltenen Spezies an: Sie zweifeln für ihr Leben gern.

    Kein Glaube an Verschwörungstheorien

    Holger von Rybinski und seine Verbündeten sind Skeptiker. Sie nennen sich so, weil sie einer weltweiten Bewegung und ihrer deutschen Untergruppe angehören, der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Das ist kein Debattierklub, keine Gemeinschaft notorischer Nörgler. Was die Skeptiker eint, ist die Lust am kritischen Denken, die Abneigung gegen sämtliche Arten von Aberglaube, Pseudowissenschaften und Verschwörungstheorien.

    Bücher liegen auf dem Tisch, sie heißen „The Psychopath Test“, „Idiot America“ oder „Wunsch-Bullshit im Universum“. Irgendwer hat sie mitgebracht, will darüber reden oder sie einem anderen leihen. Zwischen 30 und 60 sind die meisten am Stammtisch, Physiker, Ärzte, Lehrer, aber auch Studenten kommen, Philosophen und Marketing-leute. Nur Frauen sucht man hier vergebens. „Frauen neigen tendenziell eher zum Aberglauben“, das wiederum glauben Holger von Rybinski und die anderen Männer am Tisch, das zeige die Erfahrung.

    Zwar zweifeln Frauen viel, aber meistens an sich selbst. So erklären sie sich jedenfalls, „dass sich nur selten eine Frau zu uns verirrt“. Männer dagegen hätten mehr eine Art technischen Aberglauben, UFOs und Verschwörungstheorien seien das Terrain der Männer.

    Der Mensch glaubt, was er will – entgegen aller Wissenschaft

    Egal, ob Frau oder Mann – wer Hokuspokus für bare Münze nimmt, ist hier falsch. Alternativmedizin zum Beispiel ist so ein verdammt-vergöttertes Thema der Skeptiker. „Der Begriff Homöopathie ist so etabliert, dass viele glauben, das sei nur ein anderes Wort für Naturheilverfahren“, erklärt von Rybinski. Dass viele Menschen viel Geld für Medikamente ausgeben, deren Wirksamkeit nie bewiesen wurde, ärgert die Skeptiker.

    Auch Unternehmensberater Michael Kunkel aus Wuppertal hat sich zu den Münchnern gesellt. Er ist der „Wahrsager-Checker“: Seit 10 Jahren sammelt er Prognosen von Wahrsagern und prüft sie am Ende des Jahres auf ihre Trefferquote.  Besonders gern hat er in den vergangenen Wochen den EM-Orakelzoo analysiert, die Elefanten, Schweine und Insekten, die Fußballergebnisse richtig „tippen“. Das tut er nicht, um andere lächerlich zu machen. Er macht es aus Leidenschaft.

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