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Geschichte: Der Herr der Geigen

Geschichte

Der Herr der Geigen

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    Eine der wenigen Aufnahmen, die es von der Musikerfamilie Eckstein noch gibt.
    Eine der wenigen Aufnahmen, die es von der Musikerfamilie Eckstein noch gibt. Foto: Verband Deutscher Sinti und Roma

    „Instrumente für Talente“ – dieses Motto hat Rolf Eckstein aus Unterelchingen im Landkreis Neu-Ulm seiner Stiftung gegeben. Er verleiht Geigen, Bratschen, Celli an junge Musiker, die sich kein teures Streichinstrument leisten könnten. Als Stipendiaten können sie ein solches ein Jahr oder auch länger nutzen. So spielen die Neu-Ulmerin Jessica Triebelhorn eine Violine von Mathias Thir aus dem Jahr 1777, die junge Argentinierin Andrea Cativa eine Bratsche von Stefano Scarampella, Mathis Merkle aus Aalen ein Cello des Mailänders Ferdinando Garimberti, der Augsburger Niko Franz, der bei Senta Kraemer am Leopold-Mozart-Zentrum studiert, eine wertvolle Leihvioline von Antonio Pasta. Begabten Nachwuchskünstlern will

    Nach ihm, Albert Eckstein, hat er seine Stiftung benannt, und von ihm stammt ein Gutteil der Instrumente.

    Er erhielt keine Wandererlaubnis mehr, um mit seiner Musikgruppe zu gastieren und den bei Sinti traditionellen Pferdehandel auszuüben. Obwohl er Gefreiter der Wehrmacht war, wurde er als „wehrunwürdig“ entlassen, verlor seine Bürgerrechte und musste beim Rüstungsbetrieb Wieland in Vöhringen Zwangsarbeit leisten. Dabei hatte Albert Eckstein noch Glück. Mit seiner Frau und den beiden Kindern Helga und Rolf konnte er in seinem Wohnort

    Rolf Eckstein freut es, dass sich heute so viele Menschen in seiner Heimat für das Schicksal seiner Familie interessieren. Gleichwohl ist es ihm weiter Verpflichtung, an deren Verfolgung zu erinnern, vor allem, da rechtspopulistische Kräfte wieder die Politik mitbestimmen. „Es ist doch wie damals, 1933, es wird wieder mit falschen Behauptungen Propaganda gegen Fremde und Andersdenkende gemacht.“ Er mache sich große Sorgen und wolle für die Erinnerung und eine menschenfreundliche Welt tun, was er könne.

    Und was er kann, das ist für Rolf Eckstein eben die Musik – sein Ulmer Geigenbauatelier, in dem er viele internationale Kontakte pflegt, und die Albert-Eckstein-Stiftung, mit der er junge Künstler aus der ganzen Welt unterstützt. Dafür wurde er bereits mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Denn Musik kann Menschen verbinden und auch Bewusstsein für Geschichte schaffen, da ist Rolf Eckstein sicher. Die Geigen, Bratschen und Celli, die noch sein Vater, der Überlebende der Nazi-Verfolgung, sammelte, erzählen schließlich unüberhörbar von deutscher Geschichte.

    Familie Eckstein. Lebensschicksale einer Musiker-Sinti-Familie, Konrad-Verlag Weißenhorn, 112 Seiten, 14,95 Euro.

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