Der Streit um die gepfändete Boeing des Kronprinzen Maha Vajiralongkorn hätte beinahe eine handfeste diplomatische Krise zwischen Thailand und Deutschland ausgelöst. Nun aber will die Regierung in Bangkok anscheinend das Problem lösen. Und zwar grundsätzlich. Das Land erwägt, eine Sicherheitsgarantie für die gesamte von Walter Bau geforderte Summe abzugeben, verlautete am Mittwoch aus dem Außenministerium in Bangkok. Dabei handelt es sich um 36 Millionen Euro. Eine Delegation unter Leitung des Generalstaatsanwalts wollte noch am Mittwoch nach Berlin reisen, um sich dort mit Anwälten zu beraten.
Mit einer solchen Garantie könnte auch das in München gepfändete Flugzeug von Kronprinz Maha Vajiralongkorn freigegeben werden. Die Maschine war auf Antrag des Walter-Bau-Insolvenzverwalters Werner Schneider (Neu-Ulm) mit dem Kuckuck versehen worden. Er wollte damit einer seit Jahren bestehenden Forderung gegenüber dem thailändischen Staat Nachdruck verleihen. Die Regierung argumentiert dagegen, dass die Boeing 737 Privateigentum des Kronprinzen sei und nicht dem Staat gehöre.
Das Landgericht Landshut will die Eigentumsfrage mithilfe eines Rechtsgutachtens klären lassen und gibt die Maschine nur frei, wenn eine Kaution von 20 Millionen Euro hinterlegt wird. Das hatte Thailand verweigert. Bewegung kam in die Angelegenheit, als der Thronfolger am Montag ankündigte, er werde die Kaution aus eigener Tasche bezahlen. Einen Tag später betonte die Regierung, der Prinz dürfe nicht in diesen Streit hineingezogen werden. Sie werde sich umgehend um die Sache kümmern. Der scheidende Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva sagte nach Medienberichten vom Mittwoch, der Disput solle die bilateralen Beziehungen zwischen Thailand und Deutschland nicht weiter belasten.
Was konkret bedeutet Sicherheitsgarantie?
Ob die angekündigte Sicherheitsgarantie bedeutet, dass die Forderungen des Insolvenzverwalters Schneider direkt beglichen werden, blieb gestern unklar. Der Augsburger Konzern Walter Bau war in den 80er Jahren am Bau einer Mautstraße bei Bangkok beteiligt. Das Projekt wurde wirtschaftlich ein Reinfall, weil die thailändische Regierung Verträge nicht einhielt. Ein internationales Schiedsgericht sprach der insolventen Walter Bau die Millionen-Entschädigung zu.
Regierung und Medien in Thailand tun sich mit dem Streit um den Prinzen-Jet sehr schwer. Schließlich geht es um die sakrosankte königliche Familie. Berichterstattungen über den Hof sind streng reglementiert. Eine neutrale Sicht ist nicht zu erwarten. Dem Thronfolger ein Flugzeug wegzunehmen, ist schlicht eine Majestätsbeleidigung.
Der Thronfolger wurde in den Medien als Held gefeiert
Als Maha Vajiralongkorn ankündigte, die Maschine selbst auszulösen, wurde er in manchen Zeitungen als Retter des Landes gefeiert. Warum die Regierung sein Angebot nicht annimmt und stattdessen eine Delegation zum Verhandeln nach Berlin schickt, wird dann aber nicht mehr erklärt.
Für den thailändischen Zeitungsleser ist der Konflikt schwer nachzuvollziehen. Es fehlen wichtige Hintergrundinformationen, die ein sinnvolles Ganzes ergeben würden. Was von der Affäre bleibt, fügt sich in eine bewährte Lesart: Ein reiches und mächtiges Land wagt es, den Kronprinzen zu beleidigen. Und das nur, weil es geldgierig ist und nicht auf ein gerechtes Urteil warten kann. (mit dpa, dapd)