Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Geiselnahme Ingolstadt: Ingolstädter Geiselnehmer sitzt im Gefängnis

Geiselnahme Ingolstadt

Ingolstädter Geiselnehmer sitzt im Gefängnis

    • |
    Im Rathaus von Ingolstadt hatte der Mann neun Stunden lang Geiseln in seiner Gewalt.
    Im Rathaus von Ingolstadt hatte der Mann neun Stunden lang Geiseln in seiner Gewalt. Foto: Peter Kneffel (dpa)

    Vorgestern noch lag der Ingolstädter Geiselnehmer nach seiner Operation auf der Intensivstation im Klinikum Ingolstadt und hatte Besuch vom Haftrichter bekommen. Der hat entschieden: Der 24-Jährige, der zuletzt obdachlos war, kommt in Untersuchungshaft und nicht in eine psychiatrische Einrichtung. „Für uns gibt es keine Hinweise, dass er eingeschränkt schuldfähig wäre oder dass seine Schuldfähigkeit gar aufgehoben wäre“, betonte Oberstaatsanwalt Christian Veh.

    Die Ärzte haben grünes Licht für den Transport gegeben

    Gestern nun haben die Ärzte ihr Einverständnis für den Transport des Patienten gegeben, der am frühen Nachmittag in die Justizvollzugsanstalt nach Straubing verlegt wurde. Dort werden in der angeschlossenen Krankenabteilung seine Schusswunden weiter ärztlich versorgt. Am vergangenen Montag gegen 18 Uhr hatte ein Sondereinsatzkommando der Polizei das neunstündige Geiseldrama im Zentrum Ingolstadts beendet und den Mann mit gezielten Schüssen niedergestreckt. Die beiden Geiseln, die sich zu dem Zeitpunkt noch in seiner Gewalt befunden hatten, blieben unverletzt. Dem Beschuldigten, einem vorbestraften Stalker, droht nun eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren, sollte sich in einer Verhandlung am Landgericht Ingolstadt der Vorwurf der Geiselnahme bestätigen. Bisher hat er noch keine Angaben zur Tat und zum Motiv gemacht.

    Im Alten Rathaus selbst verschwinden nun auch die letzten Spuren des Dramas. Das bei der Schießerei beschädigte Fenster ist bereits ausgetauscht, spätestens bis morgen sollen auch alle Blutspuren aus dem betroffenen Büro, dem Vorzimmer des dritten Bürgermeisters Sepp Mißlbeck, verschwunden sein. Noch sind die Maler am Werk, es wird auch ein neuer Teppich verlegt. Einzig die Eingangstür, die das Sondereinsatzkommando offensichtlich aufgesprengt hat, bleibt noch für einige Zeit ein Provisorium.

    Die Spurensicherung vor Ort ist abgeschlossen

    Die Kripo Ingolstadt hat die Spurensicherung vor Ort abgeschlossen. Jetzt werden die Ergebnisse ausgewertet und Zeugen des Geschehens befragt.

    Inzwischen macht sich auch die Stadt Ingolstadt Gedanken um die Sicherheit in ihren Rathäusern. Nach einer Bombendrohung im vergangenen Jahr im Jobcenter, erklärt Pressesprecher Michael Klarner, sei ein Konzept für mehr Sicherheit in öffentlichen Gebäuden erarbeitet worden, das gerade fertig gestellt wird. Die Stadt will jetzt prüfen, inwieweit sich die Erkenntnisse aus diesem Papier auch auf das Rathaus übertragen lassen. Neben baulichen Maßnahmen steht dabei auch die Ausstattung der Büros mit Alarmknöpfen zur Debatte.

    Konzept für mehr Sicherheit in öffentlichen Gebäuden

    Ministerpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) dankten den Einsatzkräften erneut. „Sie haben professionell, konsequent und klug agiert, um das Leben der Geiseln zu retten“, erklärten sie im Kabinett. Herrmann sagte, man müsse über ein konsequenteres Vorgehen gegen Stalker nachdenken. „Hierbei ist weniger das Strafmaß entscheidend, vielmehr müsse präzisiert werden, wann der Tatbestand des Stalkings erfüllt ist.“

    Geiseln werden psychologisch betreut

    Während gerade die politische Diskussion losgetreten wird, sind die vier Geiseln, die anfangs in der Gewalt des Täters waren, bis Ende nächster Woche beurlaubt. Danach können sie auf Kosten der Stadt einen einwöchigen Erholungsurlaub antreten, betont Stadtsprecherin Ingrid Schmutzler. Drei der Geiseln werden psychologisch betreut. Sepp Mißlbeck war bereits am Dienstag wieder im Dienst.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden