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Geheimkonferenz der IHK: Will die Bahn Augsburg abhängen?

Geheimkonferenz der IHK

Will die Bahn Augsburg abhängen?

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    Bahn sammelte auch unzulässige Krankheitsdaten
    Bahn sammelte auch unzulässige Krankheitsdaten Foto: DPA

    Die Konferenz sollte eigentlich geheim bleiben. Doch wenn mehr als ein Politiker mit am Tisch sitzt, klappt das meistens nicht. So auch im Fall des jüngsten Treffens zwischen Vertretern der Industrie- und Handelskammer Schwaben und Abgeordneten aus Landtag und Bundestag. Die setzten sich zusammen, um über die Zukunft des Schienenverkehrs in der Region zu debattieren.

    Die Wirtschaftsvertreter hatten erfahren, dass ab 2012 möglicherweise nur mehr die Tagesrandzüge der ICE-Nord-Verbindungen (Würzburg und Nürnberg) über Augsburg führen werden. Der Rest sei offen, hieß es. Befürchtet wird nun, dass nach dem Ausbau des Schienen-Nadelöhrs Nürnberg-Fürth die meisten Fernzüge über die Ingolstadt-Trasse laufen.

    Das wiederum hätte zur Folge, dass der Großraum Schwaben-Allgäu vom Nord-Süd-Verkehr weitgehend abgehängt wird. In den Trend würde es passen: 37 IC- oder ICE-Züge fuhren noch 2006 an Werktagen über Augsburg nach Nürnberg, mittlerweile sind es nur mehr acht in jede Richtung. Ein neues Alarmzeichen auf eine weitere Ausdünnung des Fahrplans deutet sich an: Der Früh-ICE soll ab 2010 nicht mehr in Donauwörth halten.

    Des einen Freud, des anderen Leid: Nutznießer würde in jedem Fall der Großraum Ingolstadt/Neuburg-Schrobenhausen sein, der über die 3,6 Milliarden teure ICE-Neubaustrecke künftig noch besser angebunden sein wird.

    Um eine zu starke Verlagerung rechtzeitig zu verhindern, verabschiedeten also Schwabens IHK und die Politiker eine gemeinsame Resolution, mit der Druck auf Bahn und Freistaat gemacht werden soll. Weil jedoch Wahlkampfzeiten sind, sollte diese vorerst in einer Schublade verschwinden. Einer der Teilnehmer wollte allerdings nicht so lange warten und machte das Treffen öffentlich. IHK-Verkehrsexperte Peter Stöferle sagte auf Nachfrage unserer Zeitung: "Ja, die Konferenz fand statt. Denn der Großraum Schwaben-Allgäu braucht in der Tat eine verlässliche Perspektive für die Nordanbindung." Um dies zu gewährleisten, müssten bis spätestens Mitte 2010 die Weichen gestellt werden. Ansonsten werde die Zeit knapp.

    Andere Teilnehmer des Treffens geben sich noch relativ gelassen. Bayerns FDP-Generalsekretärin Miriam Gruß sagte: "Es herrscht Einigkeit bei Politik und Wirtschaft, dass ein auf Dauer angelegtes Konzept erarbeitet werden muss, damit die Nordanbindung nicht jedes Jahr bei einem Fahrplanwechsel wieder infrage gestellt wird. Augsburg braucht diese Nordanbindung, auch um der Bedeutung des Wirtschaftsstandortes gerecht zu werden. Alles andere wäre nicht hinnehmbar."

    "Noch ist die Lage unklar, es handelt sich nur um Gerüchte", meint Augsburgs CSU-Vorsitzender Christian Ruck. Er will den künftigen Bundesverkehrsminister im Frühjahr einladen, um erst einmal die Lage zu sondieren. "Es wird nicht geschossen, bevor nicht klar ist, dass die Bahn Augsburg wirklich abhängen will", sagt er.

    Etwas mehr Handlungsbedarf sieht Schwabens SPD-Chef Harald Güller: "Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir von der Bahn nicht abgehängt werden." Allerdings sei es unsinnig, dieses Thema vor den Wahlen anzuspielen.

    Die Bahn hat sich zu diesem Thema bislang noch nicht geäußert.

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