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Gefährliche Scherze: Seehofer-Witze versetzen CSU in Schrecken

Gefährliche Scherze

Seehofer-Witze versetzen CSU in Schrecken

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    Seehofer-Witze versetzen CSU in Schrecken
    Seehofer-Witze versetzen CSU in Schrecken Foto: th htf lmb

    München (dpa/lby) - Witz ist eine Waffe. Schmerzlich erfahren das derzeit viele CSU-Politiker, die die Scherze ihres Parteivorsitzenden Horst Seehofer erdulden müssen. Denn Seehofer macht gerne Witze - auf Kosten von Parteifreunden ebenso wie von Ministerialbeamten.

    Die Meinungen über den Humor des Ministerpräsidenten sind geteilt: Robustere Gemüter lachen, andere sind tief verletzt. Kabinettsmitglieder wie CSU-Landtagsabgeordnete beteuern, man schätze die Scherze des Ministerpräsidenten. Doch aus Humor wird häufig Ernst - insbesondere, weil viele in der CSU glauben, dass es sich um gezielte Kränkungen handelt. Seehofer nutze den Humor als Instrument der Machtausübung.

    "Manche Minister muss ich schon am Montagmorgen anrufen und sagen, es reicht jetzt für diese Woche", lautet ein Witz im Seehofer- Repertoire, den er nach Angaben von Parteifreunden mehrfach erzählt hat. Damit zielt der Ministerpräsident unter anderem auf seinen hochtourigen Umweltminister Markus Söder. "Und bei anderen muss ich am Wochenende anrufen und nachfragen, ob sie noch am Leben sind", pflegt Seehofer fortzufahren. Damit sind die Minister gemeint, von denen weniger in der Öffentlichkeit zu hören ist.

    Intern hat Seehofer mehrere Kabinettsmitglieder angewiesen, größere Aktivität zu entfalten. Von Seehofer angeschoben wurde Anfang des Jahres unter anderem Kultusminister Ludwig Spaenle. Auch die CSU- Landtagsfraktion soll aktiver werden. Mehrfaches Opfer von Seehofer- Scherzen und Sticheleien wurde auch Landtagsfraktionschef Georg Schmid.

    "Ich bin ein schlichtes Gemüt", beteuert Kultusminister Spaenle. "Ich nehme alles, wie es kommt." Söder sagt: "Ich finde seinen Humor gut. Man muss das sportlich nehmen." Der Koalitionspartner FDP bleibt hingegen verschont. "Jeder hat seinen eigenen Stil", sagt Wirtschaftsminister Martin Zeil. "Uns gegenüber ist er sehr fair."

    Doch in der CSU-Landtagsfraktion wird gemosert. "Das ist für manche schon sehr gewöhnungsbedürftig", sagt einer. In der Fraktionssitzung der Landtags-CSU_kritisierten am Mittwoch der Nürnberger Abgeordnete Hermann Imhof und der frühere Staatskanzleichef Eberhard Sinner die Umgangsformen in der CSU.

    Viele klopften den beiden anschließend außer Hörweite Seehofers auf die Schulter, doch in der Sitzung leistete niemand Beistand. Manche CSU-Politiker sagen, dass Seehofer ja eigentlich die Partei für die bevorstehenden Wahlkämpfe motivieren wolle. Wenn er sich aber über Parteifreunde lustig mache und sie herunterputze, so wirke das demotivierend, gibt ein CSU-Spitzenmann zu bedenken. Als Beispiel wird vielfach auf den zurückgetretenen Bundeswirtschaftsminister Michael Glos verwiesen, der unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ebenso litt wie unter Seehofer.

    "Ich bleibe so, wie ich bin", sagt Seehofer dazu. "Ein Politiker muss authentisch sein. Wir brauchen keine Friedhofsruhe." Als Vergleich wählt er den FC Bayern: "Ich sehe das wie bei Uli Hoeneß und Jürgen Klinsmann. Wir müssen Spitzenleistungen erzielen." Doch nachdem mehrere CSU-Politiker Alpha-Tier Seehofer auf seine Umgangsformen angesprochen haben, stellen manche inzwischen Besserung fest. Am Mittwoch sei Seehofer in der Fraktionssitzung sehr freundlich gewesen, sagt ein Abgeordneter. "Er war wie ein schnurrendes Kätzchen."

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