Sie ist meistens ausgesprochen höflich, und ihre Stimme klingt noch immer sehr sanft und geschmeidig. Senta Berger hat in ihrem Leben ungezählte Interviews gegeben. Und sie gehört zu der ein wenig aus der Mode gekommenen Art von Menschen der Unterhaltungsbranche, die in solchen Gesprächen genau bedenken, was sie sagen. Gelernt habe sie aus Fehlern zu Beginn ihrer Karriere, erzählt die Schauspielikone.
Diesmal, vor ihrem 80. Geburtstag, aber will sie zunächst gar nichts sagen. Der Grund ist allerdings verständlich. Ihr Mann, Michael Verhoeven, ist erkrankt, muss ins Krankenhaus, und sie ist deswegen ein wenig durch den Wind. „Corona engt auch meine Geburtstagswünsche sehr ein“, sagt sie. An Venedig beispielsweise sei gar nicht mehr zu denken. Und an Wien auch nicht. Also bleibt sie daheim an diesem Donnerstag und wünscht sich „einen Tag voller Frühlingswärme und Maiensonne – wie es in Gedichten immer beschrieben wird“. Sie sei zufrieden, wenn sie mit ihrer Familie im Garten feiern könne. Und sie fügt hinzu: „So banal es klingt, ich wünsche meinem Mann und mir gute Gesundheit. Corona hat uns gelehrt, welch hohes Gut das ist.“
FAZ adelte Senta Berger als "Königin des deutschen Films"
Es wäre interessant gewesen, vor allem noch mehr über die unbekannte Frau Verhoeven zu erfahren, die sich geschickt hinter der Schauspielerin verbirgt, die in der Öffentlichkeit seit Jahrzehnten als Senta Berger eine so glänzende Karriere hingelegt hat. Und gleichzeitig, das vergisst man schnell, hat sie ja auch erfolgreich eine bis heute intakte Familie. Aber auch so gibt es jede Menge zu erzählen.
Wo fängt man an? Vielleicht beim Erfolg. Berger weiß, dass sie gut in ihrem Fach ist. Selbst ein so zurückhaltendes Blatt wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung adelte sie in einem Porträt zum Siebzigsten als „Die Königin des deutschen Films“. Viel mehr geht hierzulande nicht.
Berger ist seit 55 Jahren mit Michael Verhoeven verheiratet
Ihr bezauberndes Lächeln lässt sie auch im fortgeschrittenen Alter noch strahlen. In ihren alten Filmen sieht man, wie unglaublich gut diese Frau früher ausgesehen hat, die seit über 55 Jahren mit dem Regisseur und Mediziner Michael Verhoeven verheiratet ist. Das Wort Lebenspartner beschreibt diese Beziehung auf Augenhöhe aber wahrscheinlich besser. Zwei erwachsene Söhne, Simon, 48, und Luca, 42, die schon lange ihre eigenen Familien haben, entstammen dieser Beziehung.
Noch immer aber lebt der verbliebene Rest der Verhoevens in Grünwald, im Süden von München – in einem heute „viel zu großen Haus“, wie sie einräumt. Sie wollte immer mal nach Berlin ziehen, wo die Familie eine Wohnung besitzt, oder nach Wien. Denn: „Ich habe es schwer mit München“, sagt Berger. An der Stadt, in die das Paar in der Zeit vor „Kir Royal“ gezogen ist und seitdem wohnt, hängt sie nicht. Sie sei gerne auf dem Viktualienmarkt unterwegs, liebe die Isar und das Umland. Das war’s. Ihre Freunde würden hauptsächlich in Wien oder in Berlin leben, andere seien schon gestorben.
Ja, die Jahre sind verflogen. Und natürlich sind die auch an einer Senta Berger nicht spurlos vorübergegangen. „Doch glücklicherweise hat man Zeit, sich an das Alter zu gewöhnen“, hat sie mal zu diesem Thema gesagt. Und: „Ich habe nie mein Spiegelbild gebraucht, um mich meines Aussehens zu vergewissern. Eher schon die Augen meines Mannes.“
An ihrer Beliebtheit hat sich im Laufe der Jahre übrigens nichts geändert. Dass sie noch immer so populär ist, das gefällt ihr vermutlich, obwohl sie das wohl nie so direkt einräumen würde. Im Übrigen fühle sie sich „von Zuneigung getragen“, kommentiert sie diesen Umstand elegant. Das hilft manchmal möglicherweise auch darüber hinweg, dass ihr das Gehen mit zwei künstlichen Hüftgelenken, wie zu lesen ist, wohl nicht mehr ganz so leicht fällt. Überhaupt hatte sie in den vergangenen Jahren gesundheitliche Probleme. Zum einen leidet sie an einer Gefäßkrankheit, hinzu kam 2018 eine schwere Lungenentzündung.
In Hollywood drehte sie mit John Wayne, Frank Sinatra und Kirk Douglas
Beruflich hat die gebürtige Wienerin, die mit ihrem Vater schon als Kind in Wirtshäusern aufgetreten ist, früh angefangen. Mit 16 Jahren spielte sie eine Schülerin in der Komödie „Die unentschuldigte Stunde“. Ein Vergleich mit Romy Schneider drängt sich an dieser Stelle auf. Beide verließen früh nach den ersten Megaerfolgen, wie man das heute nennen würde, ihre Heimat. Senta Berger ging nach Hollywood, wo sie mit Weltstars wie John Wayne, Frank Sinatra, Kirk Douglas, Orson Welles, Yul Brunner, Alain Delon oder Marcelo Mastroianni gedreht hat. Filme wie „Der Schatten des Giganten“ (1966) oder „Die glorreichen Reiter“ (1965) entstanden.
Im Gegensatz zu Schneider, die früh in Paris starb, kehrte Berger mit Michael Verhoeven nach Deutschland zurück und drehte dort statt fürs Kino viel fürs Fernsehen. In über 100 Filmen und TV-Serien stand sie bis heute im Mittelpunkt, auch als Charakterdarstellerin. Zudem hat sie eigene Filme, in denen sie nicht selbst auftritt, zum Teil mit ihrem Mann, produziert: Spontan fallen einem Werke ein wie „Die Weiße Rose“, „Das schreckliche Mädchen“ oder „Mutters Courage“. Inzwischen führt auch Sohn Simon die Familientradition als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor weiter. In seiner Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“, die den europäischen Filmpreis erhielt, spielte Senta Berger zusammen mit Heiner Lauterbach die Hauptrollen.
In ihrer Autobiografie „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann“, die sie vor einigen Jahren herausbrachte, erzählt Senta Berger von der Gabe, loslassen zu können und zugleich das Beste der Vergangenheit zu bewahren. So ist sie im Laufe der Zeit zu einer immer souveräneren Schauspielerin geworden.
Mit ihrem Leben, in dem sie als politisches Statement 1972 auch mal Wahlkampf für Willy Brandt machte, ist sie offensichtlich zufrieden und wirkt mit sich im Reinen: „Ich erinnere mich gerne an alle Kapitel meines Lebens, an alle Höhen und Tiefen, an Geglücktes und Missglücktes – Hauptsache ist, sich noch erinnern zu können“, resümierte die Jubilarin vor nicht allzu langer Zeit.
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