Die Reaktionen aus Bevölkerung und Kommunalpolitik reichen von Wut bis Kampfgeist: Das Aus für die Geburtenstation am nagelneuen Krankenhaus in Aichach, bevor sie überhaupt eröffnet hat, kam nicht völlig überraschend. Dennoch ist die Verärgerung jetzt groß. Der Grund ist nahezu identisch zu den Schließungen in anderen kleinen Kliniken auf dem Land: Hebammenmangel. In Aichach hören von zuletzt vier Beleghebammen zwei zum Jahresende auf. Eine weitere wird demnächst selbst Mutter und ein Ersatz ist weit und breit nicht in Sicht. Hohe Versicherungsbeiträge, Rund-um-die-Uhr-Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung – immer weniger Hebammen wollen im Kreißsaal arbeiten.
Der Frust in Aichach ist besonders groß, weil erst vor wenigen Wochen die neue Klinik eingeweiht worden ist und ganz aktuell in Betrieb geht. Ministerpräsident Markus Söder war kurz vor der Wahl dabei und lobte das 50-Millionen-Projekt als eine der modernsten Kliniken in Europa. Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann spricht von einem „Debakel“. Er und Landrat Klaus Metzger wollen die Landespolitiker von CSU und FW an ihrem Koalitionsvertrag messen: Dort ist explizit die Sicherung wohnortnaher Versorgung mit Hebammen und Geburtshilfe hinterlegt.