Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Gas-Bohrungen: Umweltminister Huber untersagt umstrittenes Fracking in Bayern

Gas-Bohrungen

Umweltminister Huber untersagt umstrittenes Fracking in Bayern

    • |
    • |
    Fracking soll vorerst in Deutschland weitgehend verboten werden.
    Fracking soll vorerst in Deutschland weitgehend verboten werden. Foto: Martin Gerten (dpa)

    Bayern will das umstrittene Fracking zur Gewinnung von Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten mithilfe des Wasserrechts untersagen. In einem Brief hat Umweltminister Marcel Huber (CSU) alle Bezirksregierungen und Wasserwirtschaftsämter angewiesen, keiner Fracking-Bohrung die wasserrechtliche Erlaubnis zu erteilen. „Die vom Bund vorgelegten Eckpunkte zum Fracking sind nicht ausreichend. In Bayern wird es Fracking unter Einsatz von Giftstoffen nicht geben“, teilte Huber am Sonntag mit.

    Beim Fracking wird mit Chemikalien versetztes Wasser in den Boden gepresst, um das Gestein aufzusprengen. Durch die Öffnungen kann dann Gas emporsteigen. Kritiker befürchten, dass durch die Bohrungen das Trinkwasser geschädigt wird. Das Wirtschaftsministerium in München hatte einem Unternehmen eine Erkundungslizenz für ein 2600 Quadratkilometer großes Gebiet in der Oberpfalz erteilt. Damit darf das Unternehmen bis Januar 2017 nach Öl- und Gasvorkommen suchen. Bohrungen sind in diesem Stadium noch nicht vorgesehen.

    SPD spricht von einer "Sommerloch-PR-Aktion“

    Das ist Fracking

    Fracking ist ein Verfahren zur Gewinnung von Erdgas aus Gesteinsporen. Bei dem «Hydraulic Fracturing» wird Gestein in 1000 bis 5000 Metern Tiefe mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen.

    Beim Fracking wird in der Regel ein flüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst. Dadurch entstehen Risse im Gestein, durch die das Gas entweichen und über Bohrrohre an die Oberfläche gelangen kann.

    Fracking ist daher umstritten. Umweltschützer befürchten eine Verunreinigung des Trinkwassers. Das Umweltbundesamt (UBA) sieht darüber hinaus Unsicherheiten durch den Chemikalieneinsatz - zum Beispiel bei der Entsorgung des anfallenden Abwassers (Flowback).

    Fracking ist besonders in den USA wirtschaftlich und politisch interessant geworden, um unabhängiger von Erdöl- und Erdgaslieferungen aus dem Ausland zu werden.

    Auch in Deutschland gibt es nennenswerte Vorkommen dieser unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten. Man findet sie zum Beispiel in Schiefertonformationen, Kohleflözen und dichten Sandsteinformationen - unter anderem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

    Studien gehen davon aus, dass der deutsche Gasbedarf mit den Vorkommen bis zu 27 Jahre lang gedeckt werden könnte. Allerdings gelten 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete, somit ist das Förderpotenzial weit geringer.

    „Das ist eine reine Sommerloch-PR-Aktion“, meinte SPD-Umweltexperte Florian von Brunn zu Hubers Ankündigung. Erst im Juli habe das Umweltministerium Fracking aufgrund der geologischen Verhältnisse in Bayern für ausgeschlossen erklärt. Der Sozialdemokrat forderte, dass eine klare gesetzliche Regelung geschaffen werden müsse, etwa über eine Bergrecht-Reform.

    Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger bezeichnete den Vorstoß Hubers als „Augenwischerei“. Fracking sei laut Bundesgesetz ausdrücklich erlaubt. Daher werde ein wasserrechtliches Fracking-Verbot außerhalb von Wasserschutzgebieten ins Leere laufen.

    Auch die Grünen verlangten eine Gesetzesänderung auf Bundesebene. „Hubers Vorstoß ist reiner Sommeraktionismus und eine Beruhigungspille für zu Recht aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger“, so der Landtags-Fraktionschef Ludwig Hartmann. Auch er meint, dass ein Frackingverbot in Wasserschutzgebieten nicht ausreichen wird, Fracking im Freistaat ganz zu verbieten. Bayern habe bisher nur 4,6 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiet ausgewiesen, die größten lägen in der Schotterebene, wo Fracking ohnehin nicht aktuell sei. dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden