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G7-Gipfel 2015: G7-Gipfel begrüßt Staats- und Regierungschefs in Bayern

G7-Gipfel 2015

G7-Gipfel begrüßt Staats- und Regierungschefs in Bayern

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    G7-Gipfel: Kanzlerin Merkel und ihre Gäste, die winkend in einer Blumenwiese vor Elmau stehen.
    G7-Gipfel: Kanzlerin Merkel und ihre Gäste, die winkend in einer Blumenwiese vor Elmau stehen. Foto: Michael Kappeler/dpa

    „Gruss Gott.“ Das „ü“ kommt ihm zwar noch nicht so richtig über die Lippen, aber für einen Amerikaner, der zum ersten Mal in Bayern ist, schlägt Barack Obama sich schon ziemlich wacker. Selbst den Nachnamen des Bürgermeisters von Krün, der ihn gerade auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus begrüßt hat, hat der US-Präsident schon in seinem Repertoire. „Schwohr-zen-böhr-ger.“ Nur eine Lederhose, sagt er schmunzelnd, habe er leider nicht dabei. „Aber vielleicht kann ich mir hier ja noch eine kaufen.“ Oder, im Obama-Bayerisch: „eine Lädderhose.“

    G7-Gipfel: Lage in der Ukraine, Klimaschutz und Kamp gegen Terror

    In dem eigens aufgebauten Biergarten vor dem Präsidenten sitzen die Frauen im Dirndl und die Männer in der Krachledernen in der Vormittagssonne. Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen: Das ist das Bayern, das Touristen sich klischeehaft vorstellen, wenn sie Deutschland besuchen. Das Bayern, in dem die Pensionen noch „Alpenruh“ heißen und „Dahoam“ und die Gebirgsschützen so selbstverständlich zum Dorf gehören wie der Fußballverein. Es ist aber auch das Bayern von Menschen wie Alois Kramer, einem örtlichen Landwirt, der Agrarwissenschaften studiert und eine Weile auf einer Milchviehfarm im amerikanischen Bundesstaat Vermont gearbeitet hat. Als Obama sich für ein paar Minuten zu ihm an den Tisch setzt, entwickelt sich schnell ein polyglottes Gespräch über die Probleme der Bauern im Allgemeinen und die des ländlichen Raumes im Besonderen. Freundlich und warmherzig habe Obama auf ihn gewirkt, sagt der 45-jährige später. Und fügt grinsend hinzu: „Aber natürlich haben wir noch nicht alle Probleme der Welt gelöst.“

    Das ist die G7

    Die G7: Die Gruppe der Sieben ist ein Zusammenschluss der sieben einflussreichsten Industrienationen der Welt. Die Mitgliedsstaaten haben sich zusammengeschlossen, um sich politisch miteinander abzustimmen.

    Mitglieder: Zur G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA.

    Gründung: Die Gruppe hat sich mit sechs Mitgliedern im Jahr 1975 gegründet. Anlass waren dringende wirtschaftliche Probleme, die Einzelstaaten überforderten.

    Themen: Mittlerweile diskutiert die Gruppe viele Themen. Dazu gehören Sicherheit, Bildung, Wirtschaft, Umwelt oder Strafverfolgung.

    Zahl: Kanada wurde ein Jahr nach der Gründung siebtes Mitglied. Ab 1998 gehörte auch Russland dazu - bis die Gruppe das Land wegen der Krim-Krise 2014 wieder ausschloss und zum Format G7 zurückkehrte.

    Treffen: Jedes Jahr laden die Mitgliedsstaaten im Wechsel zu Treffen ein. Der G7-Gipfel 2015 mit allen Regierungschefs findet im Juni auf dem bayerischen Schloss Elmau statt.

    Kritik: Gegner werfen der G7 vor, nur eigene Interessen zu verfolgen und damit weltpolitisch für Ungerechtigkeit oder gar Krisen zu sorgen.

    Das maßen sich auch die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen nicht an, deren Gipfeltreffen zwei Stunden später im nahe gelegenen Schloss Elmau beginnt, hermetisch abgeriegelt und mit einer Tagesordnung, die eine ganze Woche füllen würde: Sie reicht von der Lage in der Ukraine über den Klimaschutz bis zum Kampf gegen den Terrorismus.

    Weißwurst und Weißbier für Barack Obama in Bayern

    So nahe wie in Krün kommen die Menschen den Großen und Mächtigen an den beiden Gipfeltagen nicht mehr – entsprechend groß ist der Andrang, zumal die Bundesregierung auch noch Bier und Brezen für alle spendiert. Bereits kurz nach sieben Uhr warten die ersten Neugierigen auf die Kanzlerin und Obama, obwohl der gerade erst in München gelandet ist und sich nach dem Empfang durch den Ministerpräsidenten und dem kurzen Flug nach Elmau erst noch frisch machen muss für einen Auftritt, den kein Tourismusmanager besser hätte inszenieren können: Barack in Bayern.

    Das ist Schloss Elmau

    Im Schloss Elmau findet der diesjährige G7-Gipfel statt. Vom 7.-8. Juni 2015 treffen sich die mächtigen Staats-und Regierungschefs in dem Schloss bei Garmisch.

    Das Schloss wurde in den Jahren von 1914 bis 1916 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz.

    Schloss Elmau liegt auf 1008 Meter Höhe am Fuße des Wettersteinkamms in Oberbayern.

    In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Schloss von der Wehrmacht als Fronterholungsheim genutzt. Später beschlagnahmte es die US-Armee.

    Ab 1951 wurde das Schloss vom bayerischen Staat gepachtet und als Hotel betrieben. Hier zählten große Persönlichkeiten wie Johannes Rau und Loriot zu den Stammgästen.

    1997 wurde Schloss Elmau renoviert und als luxuriöses Spa-Hotel wieder eröffnet.

    Auf Schloss-Elmau finden jährlich mehr als zweihundert musikalische Veranstaltungen von klassischer Musik bis Jazz statt.

    Im Hinblick auf den G7-Gipfel im Juni werden zahlreiche Vorbereitungen getroffen. Straßen werden asphaltiert, Hubschrauberlandeplätze angelegt und ein Breitbild-Internetzugang geschaffen.

    Während des G7-Gipfels wird ein weiträumiger Sicherheitsbereich um das Schloss eingerichtet, weil das Landratsamt mit Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen rechnet.

    Vor der prächtigen Kulisse des Werdenfelser Landes erzählt Obama von den Reizen des Freistaats, als sei er gerade von Horst Seehofer höchstselbst zum Bayern-Botschafter ernannt worden. Er schwärmt vom Oktoberfest, das leider nicht zeitgleich mit dem Gipfel stattfinde, vom bayerischen Bier und von dem netten kleinen Ort, in den die Kanzlerin ihn gerade gelotst hat. Auch wenn das Weißbier, das sie beide trinken, alkoholfrei ist – eines, immerhin, nimmt Obama mit zum Gipfel nach Elmau und später nach Hause in die USA. Der mächtigste Mann der Welt weiß jetzt, wie der Bayer fachgerecht eine Weißwurst verspeist. Angela Merkels Ehemann Joachim Sauer hat es ihm in Krün gezeigt – ein Preuße, ganz nebenbei.

    Merkel: "Die Vereinigten Staaten sind unser Freund"

    Bayerisches Kulturgut habe sie Obama präsentieren wollen, sagt die Kanzlerin, für die Krün vor allem eines ist: „Ein schönes Stück Deutschland.“ Saftige grüne Wiesen, dahinter die Berge: Mehr Idylle war selten bei den Gipfeln der vergangenen Jahre. Das Bild von der Kanzlerin und ihren Gästen, die winkend in einer Blumenwiese vor Elmau stehen, steht dem von den Großen und Mächtigen im Strandkorb von Heiligendamm in seiner Symbolhaftigkeit in nichts nach. Nicht einmal die Spionageaffäre, die Deutsche und Amerikaner gerade so beschäftigt, soll den Gipfelfrieden stören. In Krün begrüßt die Kanzlerin den Präsidenten wie einen alten Kumpel: Küsschen links, Küsschen rechts. Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten, beteuert sie, „sind die Vereinigten Staaten unser Freund“. Obama, mit dem sie sich später noch zu einem kurzen, vertraulichen Gespräch zurückzieht, sieht das ähnlich. 70 Jahre nach Kriegsende, sagt er, sei die Freundschaft zwischen Deutschen und Amerikanern „eines der stärksten Bündnisse, die die Welt je hatte.“

    Die Sorge, dass der Gipfel von einer ähnlichen Orgie der Gewalt gestört werden könnte wie im März die Eröffnung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt, hat sich da längst als unbegründet erwiesen. Anton Speer, der Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, sitzt am Samstag jedenfalls ziemlich entspannt in Janker und Lederhose in seinem Amt und staunt noch immer, was für ein „Weltspektakel“ da über seine Heimat hereingebrochen ist. „Wir wollen ein guter Gastgeber sein“, sagt er – und das nicht nur für die Großkopferten in Elmau, sondern auch für die mehr als 1000 Gipfelgegner, die auf zwei Wiesen an der Loisach ihre Zelte aufgeschlagen haben und mit denen der Landrat so selbstverständlich im Gespräch ist wie mit der Polizei auch.

    Die G7-Proteste verlaufen friedlicher als erwartet

    Die ersten Demonstrationen am Freitagabend sind vielleicht auch deshalb friedlicher als erwartet verlaufen. Ein Autonomer hat einen Suppenteller nach einem Polizisten geworfen, ein junger Kurde eine Flagge der verbotenen Arbeiterpartei PKK geschwenkt. Dazu noch ein Panzer aus Pappe, den jemand angezündet hat und das eine oder andere beschlagnahmte Messer: Viel mehr passiert zunächst nicht.

    Auch die große Demonstration am Samstag, bei der die Polizei ursprünglich mit bis zu 10000 Teilnehmern gerechnet hat, schleppt sich etwas träge und mit deutlich weniger Protestierern durch die Stadt. Verglichen mit den Straßenschlachten, die sich Gipfelgegner in der Nähe von Heiligendamm mit der Polizei geliefert haben, fallen die Proteste in Garmisch reichlich handzahm aus, nur einmal müssen die Polizeibeamten etwas energischer einschreiten. Offenbar hätten einige Randalierer sich hitzefrei genommen, sagt Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer grinsend. „Alles im Griff. Alles gut.“ Ein paar Meter weiter sitzt eine junge Frau schon erschöpft am Straßenrad, ehe der Zug sich überhaupt in Bewegung setzt. „Für uns ist es Heimat“, hat sie auf ihr T-Shirt geschrieben. „Für euch ist es Kulisse.“

    G7_Gipfel-Ergebnisse sind vorhersehbar

    Vom Camp der Gegner sind es noch mehr als zehn Kilometer nach Elmau, der gegenwärtig sichersten Einöde der Republik. Als der offizielle Teil des Gipfels dort am frühen Nachmittag mit einer Diskussion über die Lage der Weltwirtschaft und das transatlantische Handelsabkommen beginnt, ist vieles von den Unterhändlern der großen Sieben, den sogenannten Sherpas, zwar schon vorbesprochen und vorbereitet – den Reiz des Treffens aber mindert auch die Vorhersehbarkeit seiner Ergebnisse nicht. Anders als bei vielen anderen Gipfeln, dem der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer zum Beispiel, sei die Stimmung in Elmau ungezwungener und unkomplizierter, sagt einer aus Angela Merkels Mannschaft. „Hier liest niemand vom Blatt ab.“

    Für Obama, den neuen Bayern-Fan, hat sich die Reise schon jetzt gelohnt. Nach dem Vorprogramm in Krün ist der 53-Jährige sich sicher: „Weißwurst und Bier – das geht immer.“ Alois Kramer, dem weltläufigen Bauern, hat er versprochen, wiederzukommen. Nicht als US-Präsident, sondern als Urlauber mit Frau und Töchtern.

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