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Fußball: Die jüdische Vergangenheit des FC Bayern München

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Die jüdische Vergangenheit des FC Bayern München

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    Uri Siegel (links), der Neffe des früheren Präsidenten Landauer bei der Eröffnung von "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern München".
    Uri Siegel (links), der Neffe des früheren Präsidenten Landauer bei der Eröffnung von "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern München". Foto: Tobias Hase, dpa

    In seinen ersten zehn Jahren beim FC Bayern hatte Karl-Heinz Rummenigge noch nie von Kurt Landauer gehört. Von dem Mann, der den Verein 1932 zum ersten Meistertitel geführt und ihn nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut hatte. Der Grund, warum Landauer vielen bis heute nicht bekannt ist, liegt in einem dunklen Kapitel deutscher Vergangenheit: Landauer war Jude und wurde von den Nazis 30 Tage im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, bevor er in die Schweiz flüchtete.

    „Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern“

    Das Schicksal Landauers ist nur eine der Geschichten, die seit gestern in der Sonderausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern“ in der FC Bayern Erlebniswelt erzählt werden. Auf den Stellwänden finden sich auch Biografien von Größen des Sports wie Walther Bensemann, Gründer des Magazins kicker, und dem ehemaligen Nationalspieler Julius Hirsch. Die Geschichte jüdischer Fußballklubs sowie Diskriminierung und Rassismus im Fußball werden bei der Schau ebenfalls thematisiert.

    Das ist der FC Bayern München

    Der FC Bayern München ein Fußball-Club aus der 1. Bundesliga. Gegründet wurde der Verein am 27. Februar 1900. Seit 2002 ist die Profimannschaft aus dem Hauptverein ausgegliedert.

    Rekordmeister: Der FC Bayern ist mit 23 Meistertiteln Rekordhalter der deutschen Bundesliga. Die Bayern wurden Meister in den Jahren 1932, 1969, 1972, 1973, 1974, 1980, 1981, 1985, 1986, 1987, 1989, 1990, 1994, 1997, 1999, 2000, 2001, 2003, 2005, 2006, 2008, 2010, 2013.

    Die Champions League haben die Münchner insgesamt fünf Mal (1974, 1975, 1976, 2001, 2013) gewonnen, fünf weitere Male waren die Bayern im Finale (1982, 1987, 1999, 2010 und 2012).

    Franz Beckenbauer ist die "Lichtgestalt" des FC Bayern. Er spielte von 1964 bis 1977 als Libero und war gleichzeitig Kapitän. Der "Kaiser" war später auch Interimstrainer bei seinen Bayern und holte in dieser Position einen Meistertitel (1994) sowie den UEFA-Cup 1996. Von 1994 bis 2009 war Beckenbauer Präsident des FC Bayern. Seither ist er Ehrenpräsident.

    Seit Mai 2005 ist die Allianz-Arena im München Norden das Heimstadion des FC Bayern. Lokalrivale 1860 München spielt ebenfalls in diesem Stadion. Vorherig Spielstätten des FC Bayern waren das Grünwalder Stadion (1925 bis 1972) und das Olympiastdion (1972 bis 2005). Spielt der FC Bayern, ist die Außenfassade der Allianz-Arena rot beleuchtet.

    Mannschaftshymnen: Der FC Bayern hat mehrere Hymnen, darunter "FC Bayern, Stern des Südens" (komponiert von Kabarettist und Liedermacher Willy Astor) und "FC Bayern, forever number one". Inoffizielle Fan-Hymne ist "Mir san die Bayern."

    Hohn und Spott gibt es genug für den FC Bayern: Meist singen gegnerische Fans "Zieht den Bayern die Lederhosen aus". Oft wird der Verein aufgrund seiner Extravaganz auch als "FC Hollywood" bezeichnet.

    Vereinsführung: Präsident des FCB ist seit 2009 Uli Hoeneß, der zuvor lange Jahre Manager war. Vorstandsvorsitzender ist Karl-Heinz Rummenigge.

    Zu den bekanntesten Ex-Spielern des Vereins gehören Gerd Müller und Lothar Matthäus. "Der Bomber der Nation" Müller erzielte in 15 Jahren beim FC Bayern 398 Tore (453 Spiele). Rekordnationalspieler Lothar Matthäus spielte insgesamt zwölf Jahre beim FCB und kam in 302 Partien auf 85 Tore.

    Einen unvergessenen Auftritt lieferte der Italiener Giovanni Trapattoni bei seiner zweiten Amtszeit als Trainer der Bayern (1996 bis 1998). In der legendären Pressekonferenz vom 10. März beklagte er sich auf seine feurige italienische Art über die schlechte Arbeitshaltung einiger Bayern-Spieler. "Was erlaube Struuuunz?", "Spiele schlecht wie Flasche leer!" und "Ich habe fertig!" gehören seitdem zum deutschen Fußball-Jargon.

    Spielrekorde: Den höchsten Heimsieg feierte der FC Bayern hatte den gegen Borussia Dortmund (11:1, Saison 1971/1972) der höchste Auswärtssieg gelang gegen den FC St. Pauli (1:8, Saison 2010/2011).

    Mit der Sonderausstellung will sich der Verein mit einem Aspekt des deutschen Fußballs auseinandersetzen, über den ansonsten gerne geschwiegen wird. „Wir haben etwas korrigiert, was beim FC Bayern in Vergessenheit geraten ist“, sagte Rummenigge bei der Eröffnung. Auch die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, lobte den Beitrag des Vereins zur Aufarbeitung. Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports ermögliche das gerade im Fußball. „Viele wollen nicht in Dokumentationszentren oder Museen gehen, aber sie gehen hierher – weil sie mit dem Sport verbunden sind.“

    Kurt Landauer: Ehrenpräsident 2013

    Die Wanderausstellung über Juden im deutschen Fußball wurde 2006 anlässlich der Weltmeisterschaft im eigenen Land konzipiert. In der FC Bayern Erlebniswelt wurde sie um einige Einzelstücke ergänzt. Berichtet wird nicht nur von Opfern des NS-Regimes. Die Ausstellung erzählt auch von mehreren „Dietwarten“, die die Einhaltung „nationalsozialistischer Standards“ beim FC Bayern sicherstellen sollten. Das hatte Rummenigge vor seinem Rundgang gestern nicht gewusst. „Wir haben immer geglaubt, dass wir anders waren. Aber wir stellen uns unserer Vergangenheit“, sagte der frühere Nationalstürmer und heutige Vorstandsvorsitzende.

    Zur Aufarbeitung der eigenen Geschichte gehört auch die Ernennung Landauers zum Ehrenpräsidenten 2013 – 52 Jahre nach dessen Tod. „Wir können ihm nur posthum danken“, sagte Rummenigge. Künftig soll der Vorplatz der Bayern-Heimstatt Allianz Arena nach dem Ex-Präsidenten benannt werden. Bisher gibt es zwar einen Kurt-Landauer-Weg nahe des Stadions, der führt aber zu einer Kläranlage. Das hatte Knobloch in der Vergangenheit kritisiert. Jetzt hat ihr die Stadt grünes Licht für die Umbenennung des Platzes signalisiert. Rummenigge sicherte die Unterstützung des FC Bayern zu. dpa/AZ

    Die Sonderausstellung „Kicker, Kämpfer und Legenden – Juden im deutschen Fußball und beim FC Bayern“, in der FC Bayern Erlebniswelt in der Münchner Allianz Arena, ist bis zum 12. April täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. An Spieltagen gelten andere Öffnungszeiten.

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