Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Funkanalyse: Qualitätsrundfunk dahoam: So wichtig sind Lokalsender

Funkanalyse

Qualitätsrundfunk dahoam: So wichtig sind Lokalsender

    • |
    Siegfried Schneider ist Chef-Aufseher der privaten Hörfunk- und Fernsehanbieter in Bayern.
    Siegfried Schneider ist Chef-Aufseher der privaten Hörfunk- und Fernsehanbieter in Bayern. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Die Corona-Krise und ihre Folgen hat privaten Hörfunk- und Fernsehanbietern in Bayern einiges abverlangt: Arbeiten im Homeoffice, einbrechende Werbe-Erlöse. Dennoch zeigten die Radio- und TV-Macher, wie systemrelevant sie sind. Oder, wie Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), im Gespräch mit unserer Redaktion sagt: „Sie haben alles getan, um den Menschen in ihren lokalen Verbreitungsgebieten während der Corona-Krise bestmöglich zur Seite zu stehen, sie zu informieren und zu unterhalten.“ Auf diese Weise habe der Lokalrundfunk einen wichtigen Beitrag zur lokalen Grundversorgung, gerade in den ländlichen Regionen, geleistet.

    Schneider eröffnete am Dienstag in Nürnberg den Lokalrundfunktag, ein wichtiges Branchentreffen. Auf dem wird alljährlich die „Funkanalyse Bayern“ vorgestellt – und die Zahlen geben Programmverantwortlichen und Chef-Aufseher Schneider recht. Trotz und wegen Corona, so der Befund, haben die Lokalradios in Bayern 30.000 Hörerinnen und Hörer mehr als im Vorjahr. Knapp drei Millionen Menschen hören von Montag bis Freitag täglich im Schnitt mindestens einen lokalen Sender. Das sind 26,7 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren.

    Die bayerischen Lokalradios liegen vor "Antenne Bayern" und "Bayern 3"

    Damit liegen die Lokalradios deutlich vor dem bayernweit empfangbaren Privatsender Antenne Bayern (22,1 Prozent) und dem öffentlich-rechtlichen Sender Bayern 3 (17,6 Prozent). Nur Bayern 1 erreicht mit 29,6 Prozent ein größeres Publikum. Blickt man auf die Gruppe der 14- bis 49-Jährigen ist das Bild noch deutlicher: Hier sind die Lokalradios klare Nummer eins.

    Für die „Funkanalyse Bayern – Hörfunk 2021“ befragt wurden vom Meinungsforschungsinstitut Kantar zwischen Januar und März mehr als 23.000 Personen ab 14. Dass der auffällige Erfolg der Lokalradios in einem laut Kantar insgesamt rückläufigen Markt dabei mehrere Gründe hat und unter „enorm schwierigen Produktionsbedingungen“ (Schneider) erarbeitet werden musste, zeigt das Beispiel der rt1.media group in Augsburg – ein Unternehmen, das zur Mediengruppe Pressedruck gehört, in der unter anderem die Augsburger Allgemeine erscheint.

    Die RT1-Sendergruppe mit ihren Hitradio RT1-Lokalstationen in Augsburg, Neuburg-Schrobenhausen, Donauwörth und Memmingen sowie zwei Programmen auf DAB+ gewann 51.000 Hörerinnen und Hörer hinzu und kommt damit auf werktäglich 256.000.

    Dem liegt ein Kurs zugrunde, der bereits vor der Corona-Krise eingeleitet wurde. Bernhard Hock, Geschäftsführer der rt1.media group, sagt: „Hitradio RT1 ist persönlicher geworden, emotionaler auch. Hörerinnen und Hörer müssen sich mit einem Sender identifizieren können, und das tun sie. Wir drücken das in unserem Slogan ’Hitradio RT1 – Genau meins’ aus.“

    Die RT1-Sendergruppe setzt mit Erfolg auf lokale und regionale Berichterstattung

    Genau meins, das bedeutet ebenfalls eine inhaltliche Schwerpunktsetzung, die Programmgeschäftsführer Karsten Kröger so erklärt: „Wir haben den Schwerpunkt auf lokale und regionale Berichterstattung gesetzt: mehr journalistische Beiträge, mehr Reporter-Beiträge, mehr Berichte aus dem nahen Umfeld der Hörerinnen und Hörer. Die Menschen schätzen, dass sie nun noch besser erfahren, was vor ihrer Haustüre passiert. Und sie vertrauen uns ganz offensichtlich.“ Zudem würden sie verstärkt ins Studio zugeschaltet.

    „On Air“ sprechen sie dann über ihre Probleme oder versuchen, anderen Hoffnung zu schenken. Da sagt etwa eine Hörerin aus dem Kreis Ostallgäu: „Das Wichtigste, was wir jetzt einfach machen können: Seid liebevoll!“ Oder eine Hörerin aus dem Kreis Augsburg: „Ich möchte loswerden, dass wir das gemeinsam schaffen!“ Jeder solle sich doch bitte an die Abstands- und Hygieneregeln halten, „denn umso schneller können wir uns wieder in den Arm nehmen“.

    Medienstaatsminister Herrmann: „Die Menschen schätzen den Qualitätsrundfunk dahoam“

    Zum Konzept gehören, sagt Geschäftsführer Hock, hinterm Mikrofon auch teils sehr junge Radiotalente aus dem Sendegebiet – und, als Rahmen, der Netzwerkgedanke. „Wir haben aus unseren Sendern eine Sendergruppe geformt. Und ich denke, dieses Modell kann Vorbild für viele Lokalsender bundesweit sein.“ So könnten verstärkt gemeinsame Programminhalte angeboten und gleichzeitig das jeweils eigene Profil bewahrt werden. Das sieht BLM-Chef Schneider ganz ähnlich. Er plädierte am Dienstag für weitere Investitionen in Qualität.

    Es klingt wie eine Binse, ist es aber nicht: Der Erfolg der Lokalsender, das ist eine Haupterkenntnis der Funkanalyse, liegt wesentlich in lokaler Berichterstattung. In den Worten von Bayerns CSU-Medienstaatsminister Florian Herrmann: „Die Menschen schätzen den Qualitätsrundfunk dahoam“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden