Politische Symbolik ist Thorsten Glauber nicht fremd: So kommt Bayerns Umweltminister schon mal im kompakten Elektroauto zur Kabinettssitzung – was natürlich sofort auffällt zwischen all den dicken Dienstlimousinen der Ministerkollegen. Sein grünes Gewissen hat der 48-Jährige allerdings nicht erst mit der Berufung in die Söder-Regierung entdeckt: Schon vorher setzte er sich zum Beispiel leidenschaftlich für umweltfreundliche, dezentrale Energieerzeugung ein. „Man muss das Rad nicht täglich neu erfinden“, ist einer seiner Leitsätze. Ihm gehe es „um die Umsetzung der Ideen, die schon da sind“.
Bei den Freien Wählern ist Glauber so etwas wie das Gegenmodell zu Parteichef Hubert Aiwanger: hier der Instinkt-Politiker aus Niederbayern, der ohne Punkt und Komma drauflosplaudern kann und sich im Trachtenjanker offensichtlich am wohlsten fühlt. Dort der eher nüchterne Oberfranke Glauber, der als Architekt gelernt hat, nur Fakten zu vertrauen, und weiß, wie ein gut sitzender Anzug auszusehen hat.
Spannungen zwischen Glauber und Aiwanger
Einfach war das Verhältnis von Glauber und Aiwanger nie. Seit sie beide als Minister in der Regierung sitzen, ist weiteres Sprengpotenzial dazugekommen. Dass Aiwanger Flutpolder zum Hochwasserschutz ohne fachliche Expertise streichen wollte, hat Glauber genauso wenig gefallen wie Aiwangers beharrliche Behauptung, alle neuen Stromtrassen nach Bayern seien überflüssig. Auf offener Bühne trägt Glauber den Konflikt allerdings nicht aus. Was aber nicht heißt, dass er sich nicht zu wehren weiß: So sind die Polder, trotz Aiwangers Widerstand, nach wie vor Teil der bayerischen Hochwasserschutz-Strategie. Und beim Thema Stromtrassen hat Glauber inzwischen die Kunst perfektioniert, sich mit geschickten Formulierungen inhaltlich vom Freie-Wähler-Chef abzusetzen, ohne diesen offen zu brüskieren.
Glauber stammt aus einer Politikerfamilie: Vater Reinhardt Glauber war für die Freien Wähler Landrat im oberfränkischen Forchheim. Sohn Thorsten machte zunächst eine Lehre als Bauzeichner, studierte später an der Fachhochschule Coburg Architektur und kam 2008 für die Freien Wähler in den Landtag. Dort profilierte er sich vor allem in der Energie- und Verkehrspolitik.
Einige Niederlagen musste Glauber schon einstecken
Das Umweltressort dürfte deshalb wohl eher nicht Glaubers erste Wahl gewesen sein – zumal dem Ministerium ein großes Eigenleben jenseits der politischen Führung nachgesagt wird. Wohlgesinnte loben die flachen Hierarchien, die der neue Minister einfordert. Andere ätzen, ein Ministerium mit hunderten Mitarbeitern lasse sich „nicht wie ein Architekturbüro führen“.
Flutpolder, Dieselstreit, Bienenschutz oder Lebensmittelskandale – über die Dimension und das politische Risiko seiner neuen Aufgabe macht sich Thorsten Glauber wohl wenig Illusionen. Er hat bereits viele Erwartungen geweckt, manche Enttäuschung verursacht und auch schon kleinere politische Niederlagen einstecken müssen. Den Eindruck, sich von Rückschlägen oder Gegenwind beeindrucken zu lassen, macht Thorsten Glauber allerdings nicht. Er macht einfach weiter – eher leise, aber beharrlich.