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Forschung: Der Wald soll fit für die Zukunft werden

Forschung

Der Wald soll fit für die Zukunft werden

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    Forstingenieur Gerhard Wilhelm, rechts und Peter Birkholz vom Forstamt Krumbach mit Laptop vor einem Fichtenwald bei Krumbach
    Forstingenieur Gerhard Wilhelm, rechts und Peter Birkholz vom Forstamt Krumbach mit Laptop vor einem Fichtenwald bei Krumbach Foto: Ulrich Wagner

    Von Dorothea Schuster Krumbach - Mit seinem Laptop auf dem Arm steht Forstingenieur Gerhard Wilhelm auf einer Kahlfläche bei

    Wilhelm ist der richtige Ansprechpartner für den Waldbesitzer. Gemeinsam mit dem Forstwissenschaftler Christian Kölling und einem Informatiker hat er an der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising ein Soforthilfe-Programm entwickelt, das eine Prognose für die forstwirtschaftliche Zukunft ermöglicht. Vor Ort im Wald zoomt er die Karte auf seinem Laptop auf den Standort hoch. Der Waldbesitzer kann sich ein Bild machen, wie es um die Fichte in im Jahr 2050 und 2100 bestellt sein wird. Eine Farbskala zeigt dies anschaulich. Wo heute auf dem Bildschirm noch ein dunkles Blau (sehr geringes Risiko für die Fichte) dominiert, färbt es sich später von gelb (deutlich erhöhtes Risiko) bis rot (sehr hohes Risiko).

    Die Landesanstalt in Freising hat bislang nur die Fichte im Modell gerechnet, die Buche wird bald folgen. Später sollen fünf weitere Baumarten hinzukommen. "Wir sind bundesweit führend", sagt Gerhard Wilhelm. Das Problem der Förster war, dass sie bei der Beratung auf veraltetes Kartenmaterial zurückgreifen mussten. Die Kartierung der Bodenverhältnisse stammt aus dem Jahr 1988, "als vom Klimawandel noch niemand geredet hat", sagt Peter Birkholz vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Krumbach. "Die alten Standortkarten und Baumeignungs-Tabellen stimmen nicht mehr." Die neuen Klima-Risiko-Karten kommen aber erst Ende 2011. Doch jedes Jahr zählt beim Waldumbau. Die Forstwissenschaftler haben deshalb drei Szenarien für Böden mit geringer, mittlerer und hoher Wasserspeicherkapazität errechnet: Wie verändern sich die Standorte bei einem Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur um 1,8 Grad und der prognostizierten Verringerung der Niederschlagsmenge um 40 Millimeter im Jahr?

    Mit dem Soforthilfe-Programm sind inzwischen alle Ämter für Landwirtschaft und Forsten ausgestattet. Der Revierförster kann den privaten Waldbesitzer auf dieser modellhaften Datenbasis beraten und ihm Alternativen aufzeigen - immer mit Blick auf den Klimawandel. "Welche Baumarten müssen jetzt gepflanzt werden, um auch in 80 Jahren einen funktionsfähigen, stabilen Wald zu haben?", lautet die Frage. Die dominante Fichte, da sind sich die Förster einig, eignet sich nur noch als Mischbaumart.

    "Wir schaffen Betroffenheit", hat Peter Birkholz festgestellt, als er das Soforthilfe-Programm vor Waldbauern präsentierte. "Man kann den Waldbesitzern plakativ zeigen, dass sie mit der Fichte in Zukunft keine große Freude mehr haben wird." Gerhard Wilhelm gibt für die Zukunft die Devise aus: "Der richtige Baum am richtigen Fleck."

    Das Szenario für den Landkreis Augsburg beispielsweise zeigt die Fichte schon heute im Risikobereich, die Buche dagegen hätte nirgendwo Probleme. In 100 Jahren ist die Fichte chancenlos. Die Buche zeigt nur im Lech-Auwald ein "deutlich erhöhtes Risiko".

    Aber schon jetzt gibt es Regionen in Bayern, wo die Fichte - ein Baum der Hochlagen - nicht mehr hin- passt: In Mittelfranken ist es zu trocken und zu warm. Und den Prognosen zufolge werden bis 2100 etwa 28 Prozent der Fläche Bayerns ein Klima bekommen, das wir bislang nicht hatten, sagt Forstingenieur Wilhelm. Die Waldbesitzer müssen gewappnet sein. Denn wenn es bei uns zwei Grad wärmer wird, entspricht das Temperaturen wie in Frankreich und Spanien. Bei vier Grad haben wir es mit Verhältnissen wie in Südfrankreich oder der Po-Ebene zu tun. "Diese Wälder der Zukunft haben dann nichts mehr mit unseren heutigen zu tun."

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