Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Flughafen München: Wie konnte die folgenschwere Panne am Flughafen passieren?

Flughafen München

Wie konnte die folgenschwere Panne am Flughafen passieren?

    • |
    Weil sie am Münchner Airport gestrandet waren, mussten viele Fluggäste dort auch übernachten. Einige legten sich einfach in einen der Gänge.
    Weil sie am Münchner Airport gestrandet waren, mussten viele Fluggäste dort auch übernachten. Einige legten sich einfach in einen der Gänge. Foto: Matthias Balk, dpa

    Ein großer Haufen Säcke voller Bettlaken, vereinzelte Feldbetten und leere Wasserkisten erinnern im Terminal 2 des Flughafens München noch an das Chaos des vergangenen Wochenendes. Ansonsten herrscht Alltag am zweitgrößten Flughafen Deutschlands.

    Anzugträger mit Aktentaschen, Backpacker in Sandalen und Familien mit Koffern laufen herum und starren auf ihr Ticket. Joan Travis hat es nicht eilig. Die Amerikanerin sitzt in einem Imbiss. Sie und ihr Mann Harry holen hier nur einen Leihwagen. Obwohl sie nicht direkt betroffen waren, hat das Chaos auch die beiden Amerikaner beschäftigt. Während Harry den Bildschirm mit den Wartenummern im Auge behält, erzählt Joan vom vergangenen Wochenende.

    Mehr als 31.000 Menschen waren vom Flughafen-Chaos betroffen

    Joan Travis ist Lehrerin und organisiert jedes Jahr einen Sommerkurs für amerikanische Musiker am Musiktheater Bavaria im oberbayerischen Oberaudorf. 30 Schüler hat sie am Samstagmorgen dort verabschiedet. „Wir haben sie in den Zug gesetzt. Später haben wir erfahren, dass sie feststecken“, sagt Travis auf Englisch. Begleiterin der Musiker war eine 70-jährige Lehrerin, die Probleme mit der Hüfte hat. „Sie musste sich stundenlang auf ihren Koffer legen. Das war schlimm für sie“, erzählt Travis. Die Jugendlichen organisierten ihre Ersatzflüge selbst. „Ich konnte von

    So wie den 30 amerikanischen Schülern ging es am Wochenende 31.121 Menschen. Sie alle konnten ihren Flug nicht antreten, weil die Bundespolizei nach der Panne das Terminal 2 räumte – und das zu Beginn der bayerischen Sommerferien. „Wir hatten an diesem Wochenende eines der stärksten Verkehrsaufkommen des Jahres“, sagt Flughafenchef Michael Kerkloh. Etwa 140.000 Menschen kamen am Samstag am Flughafen München an oder flogen von dort ab. Dennoch steht für Kerkloh fest: „Die Räumung war aus Sicherheitsgründen ohne Alternative.“ Seitens des Flughafens überlege man nun, wie man den Betroffenen „etwas Gutes“ tun könne.

    Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer äußerte sich zu der Panne. Die Ereignisse am vergangenen Wochenende zeigten deutlich, wie anfällig und sensibel das Flugsystem auf Störungen reagiere, so Scheuer. Es gebe dringenden Handlungsbedarf, auch wenn schnelle Lösungen oftmals schwierig seien. Die derzeitigen Unregelmäßigkeiten in Europa dürfen kein Dauerzustand sein, so der Minister.

    Am Tag nach dem Chaoswochenende läuft der Betrieb wieder normal

    Am Tag nach dem Chaoswochenende läuft der Betrieb am Flughafen München wieder normal. In einem Biergarten sitzen Menschen in der Sonne. Eine Durchsage erinnert daran, Gepäckstücke nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen. Im Check-in-Bereich sorgt die Klimaanlage für angenehme Temperaturen. Das war am Samstag anders. „Bei dieser Vielzahl von Menschen und den hohen Außentemperaturen sind die Anlagen an ihre Grenzen gestoßen“, erzählt Maria Dahlhaus, geschäftsführende Prokuristin von Terminal 2. Man habe daraufhin die Brandschutzklappen im Dach geöffnet und die Flughafen-Feuerwehr habe mit Großventilatoren in die Räume geblasen.

    Zudem wurden die Gestrandeten mit Getränken und Essensgutscheinen versorgt. „Wir haben zehntausende Wasserflaschen verteilt“, sagt Kerkloh. Zwei Tage später stehen noch Getränkekisten in Terminal 2. In die obersten Kisten haben Reisende ihre leeren Flaschen geworfen. Einfache Beute für einen Flaschensammler, der zufrieden seinen Stoffbeutel füllt.

    Anna Leiwenig sitzt auf einer Metallbank am Rand des Geschehens. Sie hat ihren Sohn in München besucht, aus geplanten fünf Tagen sind nun sieben geworden. Leiwenig hatte Glück im Unglück: Ihr Flug wurde schon kurz vor der Panne abgesagt. Sie ist gar nicht erst zum Flughafen gefahren, hat das Chaos nicht miterlebt. Da sie bei ihrem Sohn übernachtete, musste sie keine Unterkunft suchen. Stress hatte sie trotzdem: Daheim musste jemand die Blumen gießen, das Taxi war bestellt und die Medikamente gingen zur Neige. „Ich habe vorsichtshalber für zwei Tage mehr Medikamente eingepackt. Das war wohl mein siebter Sinn“, erzählt sie grinsend. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden