Die Vorschlagsliste ist lang, umfasst mehr als 100 Persönlichkeiten. Deshalb hat es Bayerns König Ludwig II., der vor 125 Jahren im Starnberger See auf bis heute noch nicht geklärte Weise gestorben ist, schon rein quantitativ mit beachtlicher Konkurrenz zu tun. Dennoch hat er durchaus Chancen, dass seine Büste zu den nächsten gehören könnte, die in der Walhalla bei Regenstauf aufgestellt wird.
Guglmänner-Sprecher Alfred Helm fordert den Einzug von Ludwig II. in die Walhalla
Zu den Erfolgsaussichten, dass im „Ludwigsjahr“ der berühmteste Wittelsbacher für einen Platz in der Walhalla erwählt wird, will das zuständige Wissenschaftsministerium keine Aussage treffen. Der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Karl-Heinz Hoffmann, spricht dagegen von einem „durchaus machbaren Vorschlag, der auch Zustimmung finden könnte“, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung sagte.
Bislang hat die Akademie, die ihre Vorschläge dem Wissenschaftsministerium unterbreitet, jedoch noch nicht darüber nachgedacht, wer der Büste Heinrich Heines nachfolgen wird. Sie ist die vorerst letzte und war vor einem Jahr in der von Leo von Klenze zwischen 1830 und 1842 erbauten Ruhmes- und Ehrenhalle am Donau-Ufer angebracht.
Wenn das Aufstellungsverfahren in Gang gesetzt wird, werden die Guglmänner dafür eintreten, dass für Ludwig II. einer der nächsten Plätze in der tempelartigen Anlage reserviert wird. Alfred Helm, Sprecher der Guglmänner, braucht nicht lange darüber nachzudenken, warum es der „Kini“ verdient hat. „Der größte Bayer überhaupt sollte schon dabei sein“, sagt er. Bereits vor zwei Jahren hatte der nach eigenen Angaben mehr als 300 Mitglieder zählende bayerische Geheimbund gefordert, eine Büste Ludwigs müsse in die Ruhmeshalle oberhalb der Bavaria auf der Münchner Theresienwiese einziehen. „Keine Herrschergestalt des 19. Jahrhunderts wurde mehr verkannt und wissenschaftlich so falsch beurteilt wie König Ludwig II.“, sagen die Kapuzenmänner. Sie verstehen sich als Hüter der Monarchie und vertreten die Theorie, dass der König am 13. Juni 1886 ermordet worden ist.
Für einen Platz in der Münchner Ruhmeshalle oder in der Walhalla bei Regenstauf ähneln sich die Begründungen, die angeführt werden: Ludwig habe nicht nur als Erbauer der Königsschlösser Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee bleibende Werte geschaffen, er sei auch der Erretter des Komponisten Richard Wagner gewesen, ein Förderer moderner Technik und ein sozial handelnder Mensch: Den Guglmännern zufolge hat er täglich zwischen 3000 und 4000 Essen für die Armen spendiert. „Wir werden dem Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch schreiben und uns nachdrücklich für Ludwig in der Walhalla einsetzen“, kündigte Guglmänner-Sprecher Helm an. König Ludwig II.
Die Voraussetzungen für eine Aufnahme wären jedenfalls gegeben: Ludwig II. gehört der deutschen Sprachfamilie an und hat Bedeutendes in Politik, Sozialwesen, Wissenschaft oder Kunst geleistet. Das sind einige der Vorgaben, die sein Großvater König Ludwig I. gemacht hat, der die Walhalla erbauen ließ.
Gegen den langjährigen Brauch, dass eine Persönlichkeit frühestens 20 Jahre nach deren Tod aufgenommen werden kann, wird ebenfalls nicht verstoßen.
Nach Angaben des bayerischen Wissenschaftsministeriums liegen zwischen den Aufstellungsverfahren fünf bis sieben Jahre. Zuletzt hat das Kabinett im August 2006 darüber entschieden, welche Persönlichkeiten für würdig befunden werden, mit einer Büste in die Walhalla einzuziehen. Fünf Jahre sind in wenigen Wochen verstrichen. Auch der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Hoffmann geht davon aus, „dass wir uns in nächster Zeit mit der Sache befassen werden“.