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Finale bei "Jugend forscht": Abwechslung für gelangweilte Berber-Affen

Finale bei "Jugend forscht"

Abwechslung für gelangweilte Berber-Affen

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    "Schwerkraft zieht runter" steht auf ihren neuen T-Shirts - doch mental sind die drei Jungs ganz oben. Als einzige Vertreter aus der Region hatten sich die Schüler des Justus-von-Liebig-Gymnasiums in Neusäß (Kreis Augsburg) für das Bundesfinale von "Jugend forscht" in Bremerhaven qualifiziert und damit die eigenen Erwartungen übertroffen.  

    "Wir sind schon viel weiter gekommen, als wir je gehofft hatten", fasst Thomas Wiedemann (19) die Stimmungslage von sich und seinen beiden Kollegen Florian Wimmer (17) und Christian Hanka (17) zusammen - da konnte den Optimismus auch nicht dämpfen, dass es gestern keinen Preis gab.

    Bei den Fallversuchen im Physikunterricht werde stets der Luftwiderstand vernachlässigt. Dies hatte die drei Gymnasiasten veranlasst, im "Pluskurs Jugend forscht" an ihrer Schule selbst aktiv zu werden. Mit einfachen Mitteln bauten sie einen 2,50 Meter hohen Fallturm und ließen unter Einbeziehung des Luftwiderstandes verschieden große und schwere Kugeln nach unten plumpsen. Mit seinem physikalischen Experiment siegte das Trio im März beim Regionalwettbewerb in Augsburg, den unsere Zeitung gemeinsam mit der MAN Roland Druckmaschinen AG ausrichtet - und auch beim Landesfinale in München.

    Ebenfalls keine Platzierung, aber eine Studienwoche in der Schweiz gab es für Laura Schmidhuber (19) vom Gymnasium Freyung als Sonderpreis. Sie hat bei der Arbeit an ihrem Jugend-forscht-Projekt sogar ihre Berufung gefunden. Seit die Abiturientin aus Passau eine Beschäftigungstherapie für die drei jungen Berberaffen im Nürnberger Zoo entwickelt hat, steht für sie fest: "Ich möchte Biologie studieren, am besten Verhaltensforschung." Die 19-Jährige hat für die unausgelasteten Zoo-Affen in Eigenarbeit aus einem Baumstamm und einer Spanplatte ein Spiel-Fress-Kletter-Schaukel-und-Beschäftigungsgerät entwickelt, das den Tieren nachweisbar Abwechslung verschafft.

    Mit einem erstaunlich unappetitlichen Thema befasste sich Torben Heinsohn (15) aus Hamburg: Über 500 Bakterienarten tummeln sich auf der Zunge, ermittelte der Gymnasiast und wollte wissen, ob die in den USA und Asien verbreitete Zungenreinigung hier für hygienischere Zustände sorgen könnte. Torbens Ergebnis: Unter den Bakterien herrscht normalerweise ein gesundes Gleichgewicht - und Zungenschaber bringen nicht mehr als eine ordentliche Zahnbürste.

    Opale sind sündhaft teure, in leuchtenden Farben schillernde Edelsteine, die im Erdinneren in Millionen von Jahren entstehen. Felix Brunner (18), Raphaela Baumann (19) und Johanna Kaltenbach (20) aus dem württembergischen Müllheim versuchen, die kostbaren Juwelen weitaus schneller im Labor zu produzieren. Ihre Erkenntnis: die Natur ist einfach nicht zu übertreffen. Zwar gelang es dem Trio, aus einer Siliziumverbindung leicht glitzernde Kunststeine herzustellen, doch die Perfektion der Originale erreichten die Jungforscher nicht. Immerhin aber gab es für sie beim Bundesfinale Platz drei in Chemie. Ein Trost für alle, die weder echte noch künstliche Opale besitzen: "Ihre Leuchtkraft beziehen die Steine allein über das Licht - wenn man sie zermahlt, entsteht nur weißer Staub", weiß

    Sind so auch die wissenschaftlichen Ambitionen der drei Schwerkraft-Experten aus Neusäß praktisch zu Staub zerfallen? Nein, die drei Jungforscher peilen auf der Rückfahrt nach Schwaben noch einmal ein hohes Ziel an: den 146 Meter hohen Fallturm der Uni Bremen. "Da stellen wir dann unseren Turm daneben und machen ein Foto", will Thomas Wiedemann ihre 2,50 Meter hohe Projektarbeit noch ein letztes Mal in Szene setzen.

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