Berchtesgaden (lby) - Fehlalarm mit Folgen: Nach einem Brandalarm auf dem ehemaligen Hitler-Berghof Kehlsteinhaus am Obersalzberg haben mehr als 500 Touristen am Samstag stundenlang auf dem schneebedeckten Berg festgesessen.
Der Alarm war am Nachmittag in dem Gasthof auf 1834 Metern Höhe ausgelöst worden. Vermutlich handelte es nach Einschätzung der Polizei um einen Fehlalarm. "Es konnte zu keiner Zeit ein Feuer festgestellt werden", sagte ein Sprecher am Sonntag. Durch den Alarm wurde ein Aufzug außer Betrieb gesetzt, der das Gasthaus mit dem Ausstieg zum Fußweg verbindet. Wegen der spektakulären Lage gehört das Kehlsteinhaus zu den beliebtesten Ausflugszielen im Berchtesgadener Land.
Die meisten der Touristen aus Deutschland, China, Japan, Australien und anderen Ländern konnten erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder ins Tal zurück, nachdem der Aufzug wieder in Betrieb genommen wurde. Ein Mann erlitt bei einem Sturz Verletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Für die Rettungskräfte war der Einsatz eine Zitterpartie. Stundenlang war unklar, wie die große Zahl der Menschen bei Tageslicht wieder ins Tal transportiert werden sollte. Sechs Hubschrauber der Polizei und Bundeswehr standen bereit, um die Menschen notfalls im Pendelverkehr wieder ins Tal zu fliegen und ihnen eine Nacht in eisiger Höhe zu ersparen. Für den Abstieg ins Tal waren die meisten der Touristen schon von der Kleidung her nicht richtig ausgerüstet: Sie hatten sich auf einen sonnigen Nachmittag auf dem Berggasthof gefreut und trugen leichtes Schuhwerk.
Wegen der exponierten Lage des Gebäudes auf dem Berggipfel und fast zwei Meter hohem Schnee war der Abstieg den meisten nicht möglich. Nur 82 Menschen wagten den Fußweg nach unten, den die Bergwacht vom Schnee freischaufelte. 13 Menschen wurden mit dem Hubschrauber nach unten geflogen. Für die übrigen knapp 500 hieß es bis zum Abend: Warten. Erst in der Dämmerung funktionierte der Aufzug wieder und dann ging alles ganz schnell: Bis 20 Uhr waren alle wieder im Tal und wurden vom Bayerischen Roten Kreuz mit Tee empfangen. "Gott sei Dank sind alle wieder unten", sagte ein Polizist am Abend erleichtert.
Ausdrücklich lobten die Retter die Ruhe unter den Gästen. "Der Ausbruch von Panik hätte sicherlich erhebliche Folgen mit sich gebracht", urteilte die Polizei. Die Beamten waren erst von einem Schwelbrand im Maschinenraum als Auslöser für den Alarm ausgegangen, so dass lange unklar war, was überhaupt genau passiert war.
Das Kehlsteinhaus ist das einzige Gebäude, das von Adolf Hitlers Alpenfestung am Obersalzberg übrig geblieben ist. Die NSDAP hatte Hitler das in Fels gehauene Kehlsteinhaus zum 50. Geburtstag geschenkt. Seit 1960 wird das Kehlsteinhaus vom Fremdenverkehrsverband des Berchtesgadener Landes verwaltet und privat als Berggasthof geführt. Am Sonntag blieb der Gasthof wegen weiterer Ermittlungen nach der Ursache des Alarms zunächst geschlossen.