Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Fasching: Faschingskostüme für Tiere im Test: Lustig oder Tierquälerei?

Fasching

Faschingskostüme für Tiere im Test: Lustig oder Tierquälerei?

    • |
    Emma, Hündin von Redakteurin Maria Heinrich, ist neugierig auf das, was vor ihr auf dem Boden liegt.
    Emma, Hündin von Redakteurin Maria Heinrich, ist neugierig auf das, was vor ihr auf dem Boden liegt. Foto: Maria Heinrich

    Ballerina oder Prinzessin, Cowboy, Elch, Raupe, Einhorn mit Glitzer, Superman mit Cape, Hummel, Basketballspieler, Dinosaurier, Marienkäfer, Krabbe, Zombie und und und. Wer dachte, es gebe allein für Menschen unzählige Kostüme, Accessoires oder Basteltipps, um sich an Fasching zu verkleiden, liegt falsch. Tausende Fotos in den sozialen Medien zeigen einen neuen Trend: den eigenen Hund oder die Katze an

    Auch in diversen Shops im Internet werben Anbieter mit einer riesigen Auswahl an Kostümen für die lieben Vierbeiner. Es ist nicht überraschend, denn der Markt für Heimtierbedarf in Deutschland boomt. Das ist das Ergebnis des Jahresberichts des Industrieverbandes Heimtierbedarf. 2010 lag der Umsatz für Bedarf und Zubehör in

    Hündin Emma, sechs Jahre alt, probiert für ein paar Minuten ein Faschingskostüm für Hunde an.
    Hündin Emma, sechs Jahre alt, probiert für ein paar Minuten ein Faschingskostüm für Hunde an. Foto: Maria Heinrich

    Der Deutsche Tierschutzbund lehnt Tierkostüme ab

    Hunde und Katzen an Fasching als Pirat oder Krümelmonster zu verkleiden, sieht Marina Haber kritisch. Die Hundephysiotherapeutin aus Bobingen im Landkreis Augsburg sagt: „Ich persönlich finde es nicht so gut, wenn man seinem Tier ein Kostüm anzieht. Aber wenn es der Halter unbedingt machen will, sollte er auf ein paar Dinge achten.“ Das Kostüm sollte zum Beispiel aus einem atmungsaktiven Material gefertigt sein und eine gute Passform haben. Es sollte genug Abstand zu den Achseln und Freiraum an den Schultern lassen, damit der Hund beim Sitzen, Liegen und Laufen nicht eingeschränkt ist.

    Das Tier sollte sich so frei bewegen können, dass es mit dem Kostüm auch herumtoben könnte. „Für ein paar Minuten kann man das spaßeshalber vielleicht mal machen. Aber es gibt Dinge, die sind für mich einfach tabu.“ Das Kostüm darf zum Beispiel nicht über die Augen, Ohren und Nase gehen, damit der Hund beim Sehen, Hören und Atmen nicht behindert wird. Auch spitze Gegenstände, die vielleicht in den Stoff der Verkleidung eingearbeitet sind, lehnt Marina Haber grundsätzlich ab, denn der Hund könnte sich dabei verletzen. Katzen seien noch mal ein besonderer Fall. „Sie sind viel sensibler und wehren sich auch deutlicher, wenn sie etwas nicht mögen.“ Grundsätzlich empfiehlt die Hundephysiotherapeutin, vor allem auf die Signale des Tieres zu achten und es zu respektieren, wenn es sich unwohl fühlt. Halter sollten auf bestimmte Anzeichen achten. „Das kann zum Beispiel sein, wenn sich der Hund nicht bewegen möchte oder deutliche Anzeichen von Angst zeigt.“

    So reagiert Hündin Emma auf das Tierkostüm

    Einkauf Das Superman-Kostüm wurde im Internet bestellt und innerhalb von zwei Tagen geliefert. In verschiedenen Onlineshops gibt es eine große Auswahl an Verkleidungen. Die meisten kosten zwischen zehn und 40 Euro. Wer für sein Tier so etwas bestellen möchte, sollte unbedingt darauf achten, die richtige Größe zu kaufen.

    Kostüm Die Verkleidung als Superman besteht aus drei Teilen. Der Gürtel wird um den Bauch, das S-Zeichen um die Brust und das Cape um den Hals locker geschnürt. Der Stoff ist leicht, die Teile lassen sich individuell anpassen. Sie schneiden nicht ein und stören nicht beim Bewegen.

    Anziehen Emma schnüffelt am Anfang neugierig am Stoff und lässt sich die drei Teile auch unkompliziert anziehen. Auch zum Spielen und zu kleinen Kunststückchen lässt sie sich ermuntern, während sie das Kostüm trägt. Sie kann darin laufen, sitzen und liegen.

    Reaktion Aber je länger sie die Teile trägt, desto unangenehmer wird es für sie. Immer öfter beginnt sie zu schütteln und mit den Hinterbeinen auf das Cape zu treten, das ihr über den Schwanz reicht, aber zu lang ist. Der Gürtel passt ihr nicht richtig und rutscht beim Sitzen dauernd über den Hintern nach unten. Nach einer Viertelstunde wird ihr das Kostüm ausgezogen, weil sie zu hecheln beginnt – ein eindeutiges Zeichen für Stress.

    Das Gleiche empfiehlt auch Katrin Umlauf vom Deutschen Tierschutzbund. Wenn der Hund zum Beispiel die Ohren zurücklegt, der Blick zur Seite geht, die Rute hängen lässt, hechelt, gähnt und sich das Maul leckt, sind das eindeutige Stresssymptome. Sie sagt: „Ein Schleifchen, zum Beispiel umgebunden für die Zeit eines Fotos, schadet dem Tier sicherlich nicht sofort. Verkleidungen sind aber nicht tiergerecht und es sollte kein Risiko eingegangen werden.“

    Das Superman-Kostüm kann mit Schleifen locker befestigt werden.
    Das Superman-Kostüm kann mit Schleifen locker befestigt werden. Foto: Maria Heinrich

    Wenn das Kostüm nicht richtig passt oder einschneidet, kann es passieren, dass das Tier überhitzt oder sich verletzt – etwa wenn das Material nicht atmungsaktiv ist oder die Haut wund gerieben wird. Auch besteht die Gefahr, dass das Tier mit dem Kostüm oder mit einem Accessoire hängen bleibt und sich im schlimmsten Fall stranguliert. „Das Wohl des Tieres sollte immer über den modischen Vorstellungen des Halters stehen“, sagt Katrin Umlauf. Auch von Faschingsumzügen rät der Deutsche Tierschutzbund ab. Viele Menschen verursachen Lärm und Durcheinander, was bei vielen Hunden Stress und Angst auslösen kann.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Faschingskostüme für den Hund? Tierwohl geht immer vor

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden